Auf einen reifen Rothirsch zur Brunft zu jagen, ist ohne Frage das Höchste, was man hier bei uns in Deutschland erleben kann. Die Erlenbrüche unserer Heimat, in welchen die Geweihten brunften, der dröhnende Ruf und die schwarzen Stangen der Bruchhirsche, das alles macht das bloße Beobachten und Zuschauen, zu einem echten Erlebnis.
Nun ist es dieses Jahr so, dass wir in unserem Revier keinen starken Hirsch strecken dürfen. Traurigerweise gab es außerdem eine kleine Neuordnung in unserem Nachbarrevier, welches von der Landesforst bewirtschaftet wird. Dort ist seit Anfang August Rotkahlwildabschuss angeordnet und zahlreiche Schüsse an unserer Reviergrenze lassen darauf schließen, dass reichlich Kahlwild geschossen wird. Die Brunft hat sich damit leider so gut wie komplett aus unserem Revier verabschiedet. In Anblick kommen eigentlich nur noch junge Zukunftshirsche auf der Durchreise. Kaum ein Ruf aus der Nachbarjagd ist zu vernehmen und alles in allem scheint es so, als ob das Rotwild seinen Brunfteinstand einfach verlegt hätte.
Traurig, aber nicht zu ändern. Auf jeden Fall haben wir deswegen beschlossen, in unserem Revier erstmal völlige Jagdruhe zu lassen. Damit nicht auch noch das letzte Rotwild vertrieben wird.
Brunft erleben dürfen
Nur wenn man mit der Jagd so verbunden ist wie wir, mag man schon wenigstens ein bisschen Brunft erleben. Und so kam es, dass sich Paul mit einem Jagdfreund verabredete, welcher einen Hirsch bei sich Zuhause erlegen durfte. Dieser tut sich gelegentlich, wegen mangelnder Erfahrung, schwer, mit dem Hirsche ansprechen und somit soll Paul ihn bei seinen Pirschgängen begleiten.
Also treffen sich Paul uns sein Freund am Samstag den 24. September, um gemeinsam einen wirklich guten Hirsch zu jagen. Mit dabei ist natürlich unsere Kamera, wollen wir doch die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Film nach der Jagd zusammenschneiden.
Das Revier liegt ungefähr in der Mitte Mecklenburg Vorpommerns, direkt an der A19. Hier sieht es eigentlich ganz ähnlich aus wie bei uns in Vorpommern. Kiefernwälder und Erlenbrüche wechseln sich ab. Damwild, Rotwild und Schwarzwild sind Hauptwildarten. Aber auch Rehwild und Muffelwild kommen im Revier vor.
Auffällig ist, das die Mecklenburger Hirsche im Schnitt endenreicher sind, als die aus Vorpommern. Geweihgewichte von 8-9kg werden oft erreicht. Aber auch Hirsche mit 10 und 11kg kommen vor.
Pauls Jagdfreund darf nun einen dieser Hirsche strecken, einzige Bedingung: reif muss er sein. Und darum wollen wir uns jetzt kümmern.
Ab zum Ansitz auf Rothirsch in der Brunft
Also geht’s auf den ersten Ansitz, wir sitzen auf einer etwa 5ha großen Wiese, welche umrahmt ist von Schilf und Erlenbrüchen. Hier wird eigentlich extra wegen der Hirschbrunft nie geschossen. Das zahlt sich aus, beim ersten Ansitz kriegen wir 2 Hirsche und etwa 10 Stück Kahlwild in Anblick. Außerdem zieht im letzten Licht ein starker Keiler auf die Wiese, aber die Kugel bleibt im Lauf, denn hier wird nur auf einen Hirsch geschossen, ohne Ausnahme. Also genießen wir am ersten Abend den Anblick und genießen das Orgeln der Hirsche. Sogar tagsüber rufen die Geweihten im Bruch vor uns. Für die kommenden Tage planen wir sie direkt im Bruch anzugehen.
Pirsch auf den Brunfthirsch – Anspannung und Jagdfieber waren zu erwarten.
Die Hirsche rufen genau an einem Flusslauf. Der kleine Fluss hat außerdem noch 2 Altarme und in nassen Jahren ist diese Ecke des Reviers eigentlich nicht begehbar. Doch dieses Jahr ist es ziemlich trocken. Beste Vorraussetzungen. Wir müssen natürlich aufpassen, das Wild nicht zu vergrämen beim Pirschen. Paul trifft die Entscheidung, sich langsam am Flusslauf entlang, an die Hirsche heran zu pirschen. Unser Glück: der Wind steht gut. Er weht uns ins Gesicht, parallel zum Fluss, die Bedingunge passen also.
Beim ersten vorsichtigen Pirschgang, kommen wir bis auf 40m an einen Hirsch heran. Wir erkennen die Stangen und machen uns, an einem Baum angestrichen, fertig. Nach kurzer Zeit erhebt sich der Recke und zeigt uns seinen jugendlichen Körper. Die Kugel bleibt im Lauf, dieser Hirsch hat nur 7-8 Jahre, aber dennoch einen ansehnlichen Hauptschmuck wir schätzen ihn auf 8kg.
Dabei belassen wir es für den ersten Pirschgang, wir hatten Anblick und haben erstmal nichts kaputt gemacht. Am Nachmittag wollen wir tiefer ins Bruch. Bei Google Earth gucken wir uns die Gegebenheit an und schauen, wo wir ungefähr hingehen müssen.
Eine aussichtsreiche Stelle
Um 16 Uhr sind wir im Bruch und erreichen eine aussichtsreiche Stelle. Wir setzen uns an eine Erle und warten. Der Wald ist derartig vom Rotwild belaufen, dass es keine Kunst ist, auf den schwarzen Wechseln voran zu kommen. Wir kriegen schnell Kahlwild und junge Hirsche in Anblick. Auch der Hirsch von heute Morgen kommt in Anblick und röhrt keine 30m vor uns auf Film. Ein absolutes Gänsehaut-Erlebnis.
Im Laufe des Nachmittags, hören wir 5 Hirsche im Umkreis von 300m um uns rufen. Richtig zu Gesicht bekommen wir nur den Jüngling und für einen Bruchteil einer Sekunde einen echten Kapitalhirsch, von bestimmt 9kg. Ob er alt genug ist, erkennen wir so schnell nicht, aber genauer ansehen wollen wir ihn schon. Also geht’s wieder raus aus dem Bruch und wenn das Licht morgen wieder passt, solls auf diesen Hirsch gehen.
Der nächste Morgen ist dann fast etwas enttäuschend, es ruft nur noch ein Hirsch, die anderen sind verstummt. Es scheint, als ob sich die Brunft dem Ende neigt. Also warten wir erstmal den Morgen ab und tatsächlich um 8 Uhr früh kommt wieder der junge Schreihals in Anblick. Nur 50m vor uns gibt er ein wahres Konzert von sich. Daraufhin setzen die anderen Hirsche ein. Leider alle relativ weit weg.
Ein gewaltiger Hirsch
Ein leises Röhren vernehmen wir etwa 200m vor uns. Genau an der gleichen Stelle, an welcher wir gestern Abend auch nur ein leises Gebrumme hörten. Paul schließt deswegen darauf, dass dort vielleicht ein alter Recke stecken könnte. Der Starke kommt erstmal nicht mehr in Anblick, deswegen wollen wir jetzt versuchen, den kaum Rufenden anzupirschen.
Wir machen uns auf den Weg und nach nur 50m von unserem Sitzplatz , riecht man schon deutlich, dass hier in der direkten Umgebung ein Hirsch stehen muss. Der Wind kommt von vorn. Paul sagt seinem Freund, jetzt wird’s spannend und keine 50m weiter, geht dann alles ganz schnell.
Wie aus dem Nichts, springen vor uns ein Alttier und ein Kalb ab. Dazu ein gewaltiger Hirsch, mit dunklen wuchtigen Stangen. Die 3 verhoffen, Paul hat einen keinen Blick aufs Haupt und flüstert: schießen!
Für die Kamera geht das ganze fast zu schnell. Paul sah nur noch die Stangen des Hirsches im Schilf, sein Jagdfreund hatte eine andere Position an einem Baum angestrichen und kam den Hirsch frei.
Der Schuss bricht. Nichts ist zu sehen, aufgrund der Gegebenheiten entscheiden wir direkt zum Anschuss zu laufen, um dem eventuell kranken Hirsch einen Fangschuss zu geben. Es erinnert fast ein bisschen an Büffeljagd. Dann sieht Paul den Hirsch mit Haupt oben am Boden liegen, ein schneller Fangschuss auf den Träger, lässt den Geweihten direkt verenden. Sicher ist Sicher!
Der ungerade 18 Ender
Und so stehen wir nach drei spannenden Jagdtagen am gestrecken Hirsch. Unsere Freude ist nicht in Worte zu fassen, den Hirsch kannte der Schütze sogar seit einiger Zeit und tolle Wildkamerabilder des Hirsches aus dem August machen alles perfekt. 10-11 Jahre soll der Hirsch sein, ein ungerader 18 Ender, mit dicken Stangen, sicher 30cm Umfang an der Rose, vielleicht sogar mehr.
Danach kam das Bergen, welches eine echte Herausforderung war, im feuchten Bruchwald. Auch das gehört zum Erlebnis.
Obwohl Paul nur Jagdführer und Filmer war, ist es für ihn ein artemberaubendes Erlebnis, welches er niemals vergessen wird. Es war ihm eine Freunde, ja sogar eine Ehre, dabei sein zu dürfen.
So hat unser Freund seinen Hirsch und wir tolle Aufnahmen. Besser hätte es nicht laufen können. In dem Bruch ist nach der Bergung erstmal Ruhe für zwei Jahre.
Es werden dort nichts anderes als reife Hirsche gestreckt, so soll es sein. Eine echte Wildruhezone, in der nichtmal eine Drückjagd durchgeführt wird.
Es bleibt zu hoffen, dass wir dort irgendwann nochmals filmen dürfen.
Aber seht im Laufe der Woche selbst. ?
Dieser Voutubeclip hat es in sich, verprochen!
Nochmal ein kräftiges Waidmannsheil an unseren Jagdfreund. Wir bedanken uns für die tolle Zeit und sagen Horrido!