Ein 22-Ender zu Weihnachten
Der 22.Dezember ist bei uns zuhause immer der Tag, an dem der Weihnachtsbaum geschlagen wird, normalerweise ist Paul dafür zuständig. Er macht diesen Job gerne, um sich kurz vor Weihnachten vor den anfallenden Hausarbeiten zu drücken. So wollte er gegen Mittag in den Wald fahren, um in einer Verjüngungsfläche nach einer kleinen aber hübschen Fichte zu suchen. Doch dieses Jahr verlief das Suchen etwas anders.
Im Forstgut Reilmann wurde dieses Jagdjahr auf der großen Drückjagd Anfang Dezember so gut wie gar kein Rotwild erlegt. Das bedeutet, dass noch zwölf Stücke bis Ende der Jagdsaison zur Strecke kommen müssen. Leider ist es bei uns dieses Jahr gar nicht so leicht, an das Kahlwild heran zukommen. Oft glänzen sie durch Abwesenheit oder bieten keine Schussgelegenheit. Auch einen starken sowie einen kleinen Hirsch müssten wir dieses Jahr noch strecken. Hirsche sind bei uns in der Regel öfter anzutreffen. Doch dann einen Passenden zu finden und zu erlegen, gestaltet sich schwierig.
Kurzerhand beschlossen wir, die Weihnachtsbaumsuche mit einem Morgenansitz zu kombinieren. Wir saßen zusammen auf einem Drückjagdbock in der Nähe einer Reviergrenze. Das Auswerten der Wildkameras hatte zuvor ergeben, das hier immer wieder in den Morgenstunden Rotwild zieht. Doch heute morgen war davon nichts zu merken, in den ersten beiden Ansitzstunden sahen wir einen Fuchs und ein Eichhörnchen, nicht das meiste für unser Revier! Es war schon kurz nach neun Uhr und wir beschlossen in zehn min abzubaumen, um eventuell noch etwas zu pirschen und um den passenden Weihnachsbaum zu suchen.
Da bemerkte Paul auf etwa 150 m im Bestand eine Bewegung. Im Swarovski Fernglas erkannte man, dass drei Stücke Rotwild anwechseln, leider so verdeckt, das man grade so Läufe und etwas Körper erkennen konnte. Gerold griff sofort zur Büchse. Das Wild kam langsam auf uns zu gezogen, endlich übertrat es unsere Reviergrenze. Die Stücke zogen im schnellen Troll durch das Stangenholz, es war wirklich nicht möglich zu filmen. Wir waren beide zu sehr mit dem Ansprechen beschäftigt.
Als die Geweihten eine kleine Lücke passieren mußten, sahen wir sie zum ersten Mal vollständig. Das erste Stück war ein starker Spießer, etwa 50 cm hoch auf, sein Abschuss kam nicht in Frage. Dann überquerte der Zweite die Schneise, 14 Enden und etwa 6-8 Jahre alt. Wir waren schon etwas enttäuscht doch im nächsten Moment zog der dritte und letzte Geweihte über die Schneise. Uns vielen fast die Gläser aus den Hand. Vom Gebäude her 1/3 größer als der zweite Hirsch. Die Stangen sahen gewaltig aus… einfach riesig. Wir sind beide gute Hirsche gewöhnt aus unserem Revier, doch so einen trifft man auch bei uns nur ganz selten an! Das kleine Rudel verhoffte danach im Bestand und Paul hatte die Sicht frei auf die linke Krone des starken Hirsches. Paul erinnerte sich an eine Wildkameraaufnahme aus dem August und erkannte den Hirsch wieder. Damals meinte unser Vater, der Hirsch ist wohl alt genug, 10-11 Jahre und hoch kapital. Mit einem Kopfnicken gab Paul Gerold den Hirsch frei, viel Zeit blieb nicht mehr. Das Rudel zog weiter, immer wieder verhoffent. Auf etwa 100 m standen sie nun, alle 3 so verschachtelt, dass an einen Schuss nicht zu denken war. Doch der Spießer zog wieder los, der mittelalte hinterher und der Alte?! Der blieb erstmal seelenruhig stehen.
Aus Pauls Winkel waren vom Hirsch leider nur Stangen und die Keulen zu erkennen. Doch Gerold hatte freie Sicht auf den Hirsch und schoss sofort. Die GMX war durch seine Aufregung etwas zu hoch platziert. direkt auf den Trägeransatz.Aber was soll man sagen, die Wirkung eines solchen Schusses ist jedem bekannt. Ohne schlägeln oder Flucht lag der Hirsch im Knall! Es hielt uns nicht lange auf dem Sitz. Ein ungerader 22 Ender mit sicher 9 kg Geweihgewicht lag vor uns. Ein Hirsch, den man so schnell in Deutschland nicht wieder schießt!
Wir waren den ganzen Tag mit Bilder machen und bergen beschäftigt, und danach stieg noch eine kleine Feier zu Ehren dieses Stückes bei uns zu Hause .
Der Weihnachsbaum wird dieses Jahr erst am 24.geholt. Heute am 23.12. war es uns leider nicht möglich nochmal ins Revier zu kommen. Waidmannsheil Gerold! Ein besseres Weihnachtsgeschenk geht wohl nicht!