Ob Hirsch oder Bock, beides sind beeindruckende Wildtiere mit einzigartigen Geweihen (oder Gehörnen) und der Traum vieler Jäger. In den letzten zwanzig Jahren hat sich nicht nur die Anzahl der Tiere in unserer Kulturlandschaft erhöht, sondern auch die Größe ihrer Geweihe nimmt stetig zu. Selbst in Gebieten mit nährstoffarmen Böden, wo einst nur kleinere Böcke zu finden waren, entwickeln sich heute beeindruckende Hirsche mit kapitalen Geweihen. Doch was sind die Gründe für diesen Wandel?
1. Reichhaltige Nährstoffversorgung
Ein wesentlicher Grund für das stärkere Wachstum der Geweihe ist die verbesserte Nährstoffzufuhr in unserer Kulturlandschaft. Durch landwirtschaftliche Düngung gelangen große Nährstoffmengen in die Kulturlandschaft und fördern das Pflanzenwachstum. Dies kommt den Geweihträgern zugute, da sie auf diese Weise das ganze Jahr über eine reichhaltige Nahrungsgrundlage finden. Durch den Klimawandel werden auch die Vegetationsperioden auf dem Acker länger, wodurch früher und später im Jahr mehr Äsung fürs Wild vorhanden ist.
2. Landwirtschaft und Nahrungspflanzen
Die Intensivierung der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass Hirsche während der Wachstumsphase ihrer Geweihe vermehrt auf nährstoffreiche Felder zugreifen können. Besonders Weizen und Raps bieten von Juni bis August einfach erreichbare Energiequellen, die das Geweihwachstum positiv beeinflussen. In Ackerbau-lastigen Regionen ist diese Entwicklung stärker zu beobachten.
3. Reduzierte Wildbestände
Durch gezielte Reduktionsabschüsse in vielen Jagdgebieten ist die Populationsdichte des Wildes gesunken. Dies führt zu weniger Konkurrenz um Nahrungsressourcen, was den verbleibenden Hirschen bessere Ernährungsbedingungen bietet und somit das Geweihwachstum und die gesamte Vitalität fördert.
4. Altersstruktur und Geweihentwicklung
Ein weiterer Grund für die starken Geweihe ist die verbesserte Altersstruktur der Hirsche. Viele Jäger lassen ältere Stücke bewusst länger am Leben, um ihre volle Geweihentwicklung zu beobachten. Besonders Hirsche, die älter als zehn Jahre sind, zeigen ein deutliches Wachstumspotenzial, das sich in imposanten Geweihen äußert.
5. Jagdstrategien und Selektion
Eine gezielte Jagd, die sich an klaren Kriterien orientiert, trägt ebenfalls zur Verbesserung der Population bei. Die Auswahl der Hirsche nach Geweihstärke und anderen Trophäenmerkmalen sorgt dafür, dass besonders starke Tiere ihre Gene weitergeben können. Wobei die Gene ausschlaggebend sind für die Umsetzbarkeit von Nährstoffen. Hat das Tier nach Deckung seines notwendigen Bedarfs an Nährstoffen noch Energie über, kann ein (starkes) Geweih ausgebildet werden.
Fazit: Erfolgreiche Hege und angepasste Jagdstrategien sorgen für stärkere Hirsche in Deutschland, aber …
Ein für alle Wildarten relevanter Faktor ist der genetische Austausch mit anderen Populationen. Wird dieser, etwa durch den Bau von Autobahnen, Landstraßen, Bahnschienen, Stromtrassen, Solarparks und ähnlichem, eingeschränkt werden die Populationen auf lange Sicht genetisch verarmen. Vor allem beim Rotwild sind bereits deutschlandweit Missbildungen aufgrund von Inzucht festzustellen.