Zu viel Rehwild und ein altes Vorurteil – Die ARD beleuchtet die Facetten der Jagd und kommt zu einem fragwürdigen Ergebnis.
Es ist schon erstaunlich, wie manche Bereiche des waidmännischen Handwerks hinterfragt werden, während andere Aspekte durch einseitige Meinungen und Klischees weiter manifestiert werden.
Zunächst wird das Ehepaar Ihle aus Bühl bei Baden-Baden in seinem jagdlichen Alltag begleitet. Revierarbeiten, Ansitzjagd, die Verpflichtungen gegenüber von Wildschäden betroffenen Landwirten, bis hin zum Grillen des Wildbrets auf der heimischen Terasse. Ein schönes Bild, was hier gezeichnet wird, der Jäger und die Jägerin als Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.
“Die Jagd scheint doch mehr Leidenschaft als Hobby zu sein. Vielleicht auch weil man hier noch ein Stück Freiheit leben kann.“
Was jedoch nach der Betonung des Brauchtums, der Tradition und der Verwurzelung des Waidwerks kommt, ist einseitig und fragwürdig.
Verbiss, Flurschäden, überproportional viel Rehwild, ein offenbar dem Tode naher Wald, und – Achtung: Jäger, die kein Rehwild schießen wollen!
Was der Bürgermeister a.D. der Stadt Kehl in Baden-Württemberg den örtlichen Jägern vorwirft, ist allerdings vollkommen aus dem Zusammenhang des Beitrags gerissen:
„Wenn Sie mich über die Interessen der Jäger fragen, dann glaube ich, liegen die darin, dass sie als Amateure eine Freizeittätigkeit ausüben, die mit Schönheit der Jagd, mit hohen Wildbeständen, weil man leichter schießen kann, einhergeht – und nicht das Interesse haben, dass die Holzwirtschaft ihr Maßstab ist.“
Das alte Vorurteil der reinen Trophäenjagd, des schießwütigen bequemen Lodenträgers wird hier bedient, ohne dass Hintergrundinformationen geliefert werden.
Dass es auch ohne Jäger geht, soll daraufhin ein Kurzbericht über das Projekt “Rotwildkonzeption Nordschwarzwald” zeigen.
Ein durchaus interessantes Projekt, dessen Machbarkeit schlussendlich jedoch mit einem klaren Bekenntnis zur Bejagung endet:
„Bei der revierübergreifenden Drückjagd sollen so viele Tiere wie möglich geschossen werden. Alle anderen Maßnahmen zur Wildschadenseindämmung reichen letztlich nicht aus, wenn der Rotwildbestand nicht jedes Jahr wieder dezimiert wird.“