Pfingstböcke richtig ansprechen – JÄGER Redakteur Gerhard Henrici hat einige praktische Tipps für Sie parat, damit die Bockjagd an Pfingsten von Erfolg gekrönt ist.
Bevor wir uns mit dem Altersansprechen von Rehböcken befassen, möchte ich einiges vorausschicken: Bis zur Blattzeit ist der Jährling relativ sicher vom Zweijährigen zu unterscheiden. Der bessere Zweijährige ist zuweilen ein Dreijähriger. Der Dreijährige kann umgekehrt ein stärkerer Zweijähriger , aber auch genausogut ein Vierjähriger sein. Der Vierjährige ist häufiger ein Dreijähriger als ein Fünfjähriger. Entsprechendes gilt für den Fünfjährigen. Und erst beim Sechsjährigen kann man sich relativ sicher sein, einen reifen Bock vor zu haben. Exakter wird ein Ansprechen kaum gelingen.
Pfingstböcke – Ohne Ansprechen geht es nicht
Gilt auch für die Pfingstböcke – Regeln sind Anhaltspunkte
Pfingstböcke – Jährling oder älterer Bock?
Soviel zum Allgemeinen, kommen wir zum Abschussplan. Dieser sieht heutzutage im Normalfall eine Unterteilung in Kitzböcke/Jähr-linge und ältere Böcke vor.
Kitzböcke interessieren uns während der Bockjagdzeit nicht, sieht man einmal von deren Ende ab. Dann sind sie allerdings mit keinem älteren männlichen Artgenossen zu verwechseln.
Um den Anordnungen der Behörde genüge zu tun, reicht es im Grunde, Jährlinge von älteren Böcken unterscheiden zu können. Ersterer gleicht vom Äußeren, wie bereits erwähnt, den weiblichen Stücken. Der Träger ist in diesem Alter halt noch schlank. Selbst der geringe Zweijährige trägt diesbezüglich schon etwas auf.
Des Weiteren sind zu Beginn der Jagdzeit die Jährlinge zumindest die geringeren noch im Bast. Bei uns in Schleswig-Holstein fegt das Gros der besseren Jährlinge etwa um den 10. Mai. Und je geringer sie sind, desto später.
Knopfböcke
Knopfer lassen sich zum Teil bis in den Juli damit Zeit. Die Zweijährigen fegen etwa um den 15. April, nur in Ausnahmefällen im Mai. (Und die Dreijährigen und älteren um den 25. März plus minus zehn Tage.) Woanders mögen die Zeitpunkte deutlich früher oder später liegen, die Tendenz, dass die besseren Jährlinge vor den geringen fegen, ist jedoch überall gleich.
Wer seine zu erlegenden Jünglinge nicht zu Beginn der Jagdzeit bekommt oder noch gar nicht auf sie jagt, weil sie noch im Bast sind, für den wird der Unterschied zu den mickrigen Zweijährigen bis zum Ende der Jagdzeit immer geringer. Doch ob ein lauscherhohes Spießerchen ein- oder zweijährig ist, wen scherts? Und an die besser veranlagten Gabler oder Sechserchen, egal ob ein oder zwei Jahre alt, haben wir im Normalfall eh kein jagdliches Interesse.
Pfingstböcke – Abnorme im Anblick
Nachdem wir den Jährlingsabschuss getätigt haben, wenden wir uns nun dem der älteren Semester zu. Den Erstbesten, der am Hochstand vorbeiwechselt, auf die Decke zu legen, ist nicht jedermanns Sache. Es sei denn, man möchte im Rotwildrevier schnell wieder Ruhe einkehren lassen oder in der Naturverjüngung dem wilden Feger das Handwerk legen.
In der Regel jedoch werden wir uns dem oder den jeweils im Revier vorkommenden Interessantesten widmen. Viele von uns denken da zuerst an Abnorme. Sie anzusprechen, ist einfach. Ein Blick aufs Gehörn genügt. In diesem Zusammenhang sei jedem empfohlen, der gern auf Böcke jagt, sich ein Spektiv zuzulegen.
Pfingstböcke – Ist der Bock alt genug?
Die nächste Kategorie der Erstrebenswerten sind die alten Böcke. Alt heißt für die meisten von uns fünfjährig und darüber. Unabhängig von dem, was sie auf dem Haupt tragen, sind sie die Ernteböcke. Und wer will schon seine Ernte verkommen lassen?
Den Reiz, auf diese Böcke zu jagen, macht nicht das zähere Wildbret aus, sondern die gewisse Pfiffigkeit, die sich mit zunehmendem Alter einstellt. Doch woran erkennen wir den alten Bock? Manchmal gar nicht. In diesem Fall sprechen wir vom ewigen Mogler.
Körperbau und Trophäe entsprechen zumeist dem Populationsdurchschnitt. Das Gehörn erregt kaum Interesse, so dass man häufig keinen intensiven Blick an diesen Gesellen verschwendet. Außerdem ist es nur das Alter, das sie begehrenswert macht. Glaubt man, aufgrund des Erscheinungsbildes einen alten Bock vor sich zu haben, lohnt es, mit dem Spektiv einen Blick auf die Rosen zu werfen. Dachrosen kommen mit zunehmendem Alter häufiger vor. Doch das ist nur ein Anhaltspunkt.
Entscheidender ist, wie tief das Geweih auf dem Schädel sitzt. Ragen die Rosen gut sichtbar aus der Decke heraus, mag der Bock interessant sein, aber nicht reif.
Ist der Starke alt genug?
So, nachdem wir die Abnormen und Alten weggehegt haben, widmen wir uns der nächsten interessanten Bockkategorie: den Starken. Sie anzusprechen, ist wiederum einfach. Ein Blick aufs Gehörn genügt. Doch möchte man keinen zwei-, dreijährigen Braven erlegen. Mit einem knuffigen, dick- und langstangigen Vierjährigen können wir leben. Älter wäre natürlich besser.
Der Vierjährige ist im Frühjahr vom Dreijährigen noch relativ leicht zu unterscheiden. Der Gesichtsausdruck des Dreijährigen die Lichter wirken neugierig, ein wenig hervorquellend erscheint noch jugendlich. Beim Vierjährigen deutet nichts mehr auf Jugend hin. Ihn allerdings vom Fünfjährigen zu trennen, vermag ich nicht.
Drum sei jedem empfohlen, der einen reifen Bock erlegen möchte, nicht zu schauen, ob der Bock vier oder fünf ist, sondern ob er fünf oder sechs ist. Denn glaubt man, dass ein Bock sechsjährig ist, so passt er mit hoher Wahrscheinlichkeit viel besser als einer, von dem man annimmt, er könnte fünf sein. Je mehr man an der Altersgrenze herumjagt, desto eher wird man einen zu jungen Bock erlegen. Irgendwie logisch, oder?
Nun zu den Abschussböcken
Kommen wir nun zum Schwierigsten: Wir wollen einen für sein Alter geringen Abschussbock erlegen. Am schwierigsten deshalb, weil wir nur beim Wissen um das Alter eine Aussage treffen können, ob er taugt oder nicht. Die Jahrgänge, um die es geht, sind die Zwei-, Drei- und Vierjährigen. Die Jährlinge und Alten haben wir ja bereits erlegt. Der geringe Zweijährige kommt uns verschüchtert in Anblick, schließlich gehört er nicht zu den Revierinhabern.
Häufiges Aufwerfen und nervöse Bewegungen zeugen von der Angst, dem Hausherren zu begegnen. Das hält ihn aber nicht davon ab, hier und da seine Marken zu setzen. Sein Erscheinungsbild, denkt man sich das Gehörn einmal weg, gleicht noch sehr dem der Ricken, auch wenn er sich schon als Bock zu erkennen gibt. Äugt er uns an, so ist ein jugendlicher Gesichtsausdruck unverkennbar. So, nun aber genug der Ansprache. Jetzt gehts ins Revier, um das Gelesene zu überprüfen.
Also, Waidmannsheil!