Nachdem Rheinland-Pfalz 2011 den behördlichen Abschussplan für Rehwild abgeschafft hat, folgt ein Bundesland nach dem anderen diesem Beispiel.
Ihr JÄGER hat sich einmal angeschaut, was sich mit dem Wegfall der Pläne geändert hat. Mit einem erstaunlichen Ergebnis.
Abschussplan ade?
Schon vor Jahrzehnten forderte Bruno Hespeler die Abschaffung des Abschussplans für Rehwild. Für die Befürworter war er damit ein Rehwildkenner, für die Gegner ein Rehwildhasser. Im Grunde war er aber ein Menschen-, oder besser gesagt, ein Jägerkenner. Denn er wusste, wie vielerorts in Deutschland der Abschuss für Rehwild geplant wurde. Und wo es diese behördliche Auflage noch gibt, heute noch geplant wird. Und dass dabei sogenanntes Papierwild eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Und zwar in zweifacher Hinsicht: zum einen, um nicht erlegte Rehe schwarz auf weiß sterben zu lassen, zum anderen, um den im Frühjahr ermittelten Bestand im rechten Verhältnis erscheinen zu lassen. Denn um einen Bock der älteren Klasse freizubekommen – wer wollte das nicht –, brauchte es früher mehr als heute eine gewisse Zahl Rehe. Und zwar im richtigen Geschlechterverhältnis und in passender Güteklassenverteilung. All das machte den Rechenschieber unentbehrlich.
Rechenkunst und Abschussplan
Hierzu ein Beispiel aus einer kleinen Eigenjagd. Vor knapp 40 Jahren wurde hier, wie überall in Deutschland, nach Abschussplan gejagt. Und zwar noch nach Güteklassen. Da alles streng gehandhabt wurde, musste man sich Gedanken machen, wenn man einen Bock der älteren Klasse frei haben wollte.
Denn wie immer, wenn es Güteklassen gibt, gibt es Richtlinien. Und die waren einzuhalten. Strebte man an, einen Bock der Mittelklasse – an einen der Klasse 1a war gar nicht zu denken – erlegen zu wollen, konnte die Gedankenmacherei in solch kleinem Revier schon mal mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Denn erst mussten soundso viele Jährlinge erlegt werden.
Wer rechnen konnte, war klar im Vorteil. Jedenfalls dem gegenüber, der im Frühjahr hinaus ins Revier zog, um den Bestand zu ermitteln. Der eigentlich erste Schritt einer jeden Abschussplanung. Dieser ließ sich aber, wie gesagt, oftmals am Schreibtisch viel besser bestimmen. Nun ging man daher – natürlich die entsprechenden Abschussrichtlinien für Rehwild vor Augen –, einen Abschuss vorzuschlagen.