Ob zur Ernte, Kitzrettung oder zur Vorbereitung der Drückjagd: Was vor wenigen Jahren noch Forschungsprojekt war, ist jetzt fast schon Revieralltag: der Einsatz von Drohnen.
Es ist noch früh an diesem pastellfarbenen Maimorgen, die Sonne kündigt sich gerade erst hinter einem Dunstschleier an. Thomas Kordes und Rolf Nöllenburg sind trotzdem schon auf den Beinen und machen ihr futuristisches Fluggerät startklar. Für ihre lebensrettende Mission bleibt ihnen nicht viel Zeit, und ihre Flugroute ist genauestens geplant. „Das spart sehr viel Zeit“, sagt Kordes konzentriert.
Die Nutzung der Drohnen zur Kitzrettung
Eigentlich machen die beiden Flugzeug-Ingenieure mit ihren Mini-Helikoptern Filmaufnahmen, Geländevermessungen und überfliegen Katastrophengebiete. Vor Kurzem waren sie sogar in Kuwait, um dort nach Munitionsresten zu suchen. Heute wollen sie in einer Wiese mit einer speziellen Infrarot-Kamera Kitze aufspüren. Gerufen hat sie ein Jagdpächter – zur Kitzrettung. Die Wiese, die vor ihnen liegt, soll noch an diesem Vormittag gemäht werden, und ihre Größe macht eine manuelle Suche schwierig. Was noch in den letzten Jahren ein ungewöhnlicher Auftrag für die Drohnenpiloten gewesen wäre, ist heute Routine.
Sicherer als Vergrämungsmethoden
Die moderne Technik der Drohnen schafft einen reellen Vorteil gegenüber der Suche mit und ohne Hund und bietet mehr Sicherheit als reine Vergrämungsmethoden. Solange es noch nicht zu warm ist, zeichnen sich die kleinen Kitzkörper auf den Infrarot-Bildern deutlich vom kühleren Gras ab. Am Boden beurteilt Thomas Korders die hellen Flecken auf dem Bildschirm. Bislang schickte er jedes Mal einen der Helfer los, wenn er etwas entdeckte, um zu überprüfen, ob dort tatsächlich ein Kitz vor den todbringenden Messern des Mähers gerettet werden musste.
Kitzrettung auf bis zu 15 Hektar pro Stunde
In diesem Jahr haben die findigen Unternehmensgründer aufgerüstet. Nun muss der Drohnenflug nicht mehr unterbrochen werden, um jeden Punkt sofort zu überprüfen. Die Koordinaten eines jeden Kitzes werden aus der Luft durch die Drohnen an eine elektronische Karte gesendet und gespeichert. So lassen sich größere Gebiete zum Zwecke der Kitzrettung in kürzerer Zeit überfliegen. Mittlerweile sind pro Stunde zehn bis fünfzehn Hektar zu schaffen, zu einem Stundensatz, der durchaus leistbar ist.
Datenverarbeitung im Flug
„Momentan arbeiten wir an einer Datenverarbeitung direkt an Bord der Drohnen. Damit sollen Kitze bereits vom Computer erkannt werden“, sagt Thomas Kordes, Mitinhaber der Firma Aerialis. Zu oft würden sie selbst zu falschen Beurteilungen kommen, deren anschließende Überprüfung wertvolle Zeit koste. „Erst mal lassen wir die automatische Erkennung aber noch parallel zur menschlichen Beobachtung am Monitor laufen, damit wir sichergehen, dass der Computer nichts übersieht“, so der Bremerhavener weiter. Später sollen dann nur noch die relevanten Meldungen auf dem Bildschirm erscheinen. Kordes ist sichtlich stolz auf die Weiterentwicklung seines Hauses, mit der sich sein Service von der Konkurrenz abhebt.
Planung ist alles
„Es wichtig, dass wir unser Einsatzgebiet für die Kitzrettung vorher genau studieren und eine Flugroute planen können.“ Man glaubt fast, Kordes spricht über ein Krisengebiet. „Wir wollen die wenigen Stunden nach Sonnenaufgang optimal nutzen, bevor es für die Technik zu warm wird und jeder Maulwurfhaufen zu leuchten beginnt.“ Die Suche nach Rehkitzen ist aber nicht die einzige jagdpraktische Anwendung, für die sich so ein Fluggerät eignet. Wildschäden im Weizen, Mais oder anderen hohen Kulturen lassen sich dank der Drohnen ebenfalls dokumentieren, ohne dass man die Felder dafür betreten müsste. Wie bei der Kitzsuche wird das Feld dafür in einigen Metern Höhe mit der Drohne überflogen, Aufnahmen werden jedoch mit einer normalen Kamera gemacht.
Das Drohnen-Projekt „Wildretter“ zur Kitzrettung
Unter der Leitung von Prof. Biebl von der TU München forscht man bereits weiter. Um nicht mehr auf das kurze Zeitfenster am Morgen vor der Mahd beschränkt zu sein, soll künftig der Rettungsprozess in zwei zeitlich getrennte Aktionen gegliedert werden. „Erst die Entkopplung von Suchen und Retten ermöglicht einen wirklich effizienten Einsatz“, sagt Rolf Stockum, Pressesprecher des Projekts „Wildretter“. Dafür würden ebenfalls Drohnen eingesetzt, um Kitze aufzuspüren. Diese würden dann aber lediglich mit einem Chip markiert, der eine spätere Suche mittels Antenne ermöglicht, wenn der Lanwirt die Wiese mähen möchte. „Zu lange darf man sich allerdings keine Zeit lassen“, ergänzt Stockum, „denn Kitze, die erst nach der Markierung gesetzt werden, können natürlich nicht mit erfasst werden.“ .
Kitzrettung: Grundregeln zur Aufzucht von Kitzen
Jeder Jäger weiß, dass Kitze am besten in der Obhut der Ricke aufgehoben sind. Trotzdem kann es vorkommen, dass man mit der Versorgung eines verwaisten Kitzes konfrontiert wird. Wie Sie ihm helfen können, erklärt Christian Erdmann von der Wildtierstation Hamburg.
Unterbringung der Kitze
Rehkitze bringen Sie am besten in einer Pferdebox oder ähnlichen Stallung unter. Ein oben offener, mit Heu ausgepolsterter Umzugskarton empfiehlt sich, wenn es nur im Haus geht. Ohne viel Lärm gewöhnt sich das Kitz schnell. Im Haus benötigen Sie meistens kein Rotlicht, im Stall bei kälteren Nächten hilft eine Wärmelampe, die 60 Zentimeter über das Kitz gehängt wird.
Äsung für die Jungtiere
Bieten Sie dem Kitz unbedingt Erde zum Äsen an. Am besten die von Maulwurfhaufen. Die Kitze nehmen sie gierig auf. Reichen Sie dem Kitz sofort Kräuter, nicht nur Löwenzahn, sondern auch Gänseblümchen, Spitzwegerich und Vogelmiere. Füttern Sie bald Haferflocken und kleingeschnittene Möhren, Äpfel, Birnen und Bananen. Auch Laub von Weide, Obstbäumen, Rosen und Eiche darf nicht fehlen.
Kontakt mit dem Wildttier
Streicheln Sie das Rehkitz viel. Der Körperkontakt ist zu Beginn sehr wichtig für die Entwicklung. Da das Ziel das Wiederauswildern ist, entfällt ab August der Kontakt zum Kitz. Sie brauchen nun ein Gehege, das mindestens 150 Zentimeter hoch eingezäunt ist. Einige Versteckmöglichkeiten sollten vorhanden sein. Ein oder zwei Unterstände gegen Regen oder gegen zu viel Sonne helfen. Hauptsache ist, dass es nicht so laut ist. Das Gehege sollte mindestens 100 Quadratmeter groß sein.
Futter: Milch
Mit ein bisschen Geduld gewöhnen sich Kitze gut an die Flasche. Füttern Sie angewärmte Ziegenvollmilch aus dem Tetrapack (2,20 Euro im Supermarkt). Ebenso gut ist Lämmerpulver. Verfüttern Sie keine andere Milch, und wechseln Sie die einmal gewählte Milch möglichst nicht. Die ersten Portionen dürfen auf keinen Fall mehr als 100 Milliliter beinhalten. Sonst ist Durchfall, der rasch zum Tode führen kann, vorprogrammiert. Benutzen Sie eine Milchflasche für Babys mit sehr kleinem Nuckel. Massieren Sie das Kitz vor und nach der Milchmahlzeit am Bauch und am Hinterteil, das animiert zum Nässen und Absetzen der Losung. Geben Sie bis Ende August alle vier Stunden Milch.
Das Auswildern
Das Auswildern geht, wenn möglich, vom Ort der Aufzucht aus und wird außerhalb der Jagdzeit erfolgen. Bieten Sie weiter Äsung an. Markieren Sie das Kitz mit Ohrmarke, und besprechen Sie das Auswildern mit Ihren Jagdkollegen.
Tabus bei der Kitzrettung und Aufzucht
Der Hund hat nie etwas am Kitz zu suchen. Die Nachbarskinder sollten ebenfalls nicht täglich zu Besuch kommen. Haben Sie ein Bockkitz, dann hüten Sie sich davor, es zu zähmen. Ansonsten können Sie es im nächsten Jahr in den Ofen schieben. In der Brunft nimmt der Bock Sie mit großer Sicherheit an.
Drohnen bei der Ernte
Die fliegenden Augen sind nicht nur zur Kitzrettung gut, sondern erleichtern das kartographieren des Reviers, bieten Überblick über Wildschäden und helfen bei der Jagdvorbereitung.
Die Vorteile der Nutzung einer Drohne zur Erkennung von Wildschäden lesen Sie hier.