Gerade die Jagd auf weibliches Rehwild, also Ricken und Schmalrehe, ist von elementarer Bedeutung für den gesamten Bestand im Revier.
Wildmeister Herbert Schröder klärt auf, welche Konsequenzen eine vernachlässigte Rickenbejagung nach sich zieht.
Rickenbejagung – Gibt es da Regeln?
Gibt es überhaupt eine einheitliche Bejagung des weiblichen Rehwilds? So sehr sich die einzelnen Reviere und Jäger voneinander unterscheiden, so sehr muss sich natürlich auch die Bejagung des weiblichen Rehwilds den verschiedenen Gegebenheiten anpassen. Was in einem Feldrevier richtig zu sein scheint, gilt nicht unbedingt für ein Waldrevier mit seinen vielen Verstecken.
Die Praxis der Bejagung von Ricken
Bevor eine fehlerhafte Rickenbejagung diskutiert wird, muss die Praxis der Rickenbejagung an sich erörtert werden. Mit der Bejagung sind wir heute nicht weiter, als wir es in meiner Jugendzeit waren – und das ist schon ein paar Jährchen her. Womöglich haben wir sogar an Wissen verloren. Die Art, wie der weibliche Rehwildabschuss heute durch- geführt wird, ist nicht besser geworden. Im Gegenteil. Da-durch, dass sich der Jäger vielfach nicht mehr die Zeit und die Muße für diesen Abschuss nimmt, wird das Ganze nur noch stiefmütterlich behandelt. So schrieb v. Gagern zu diesem Thema: „So paradox es klingen mag: eines der wichtigsten Kapitel der Birsch auf den Bock ist die Birsch auf die Ricke!
Von Herzen gerne würde der Waidmann dem weiblichen Rehwilde volle Schonung gewähren, wäre das irgend vereinbar mit den Grundsätzen einer Hege, die nicht alleine in der Erhaltung der Stückzahl, sondern vor allem in der Erhaltung natürlicher Verhältnisse und voller Kraft des Wildstandes ihr Ziel sucht.“
Wenn die Ricken Gehörne tragen…
Und Scherping schrieb: „Wenn die Ricken Gehörne trügen, gäbe es keine Schwierigkeiten beim Abschuß mehr, (…) unsere Hauptpflicht besteht darin, mit allen Mitteln zu verhindern, dass uns das Rehwild nicht über den Kopf wächst.“ So versucht denn der Waidmann, angepasste und gesunde Bestände zu erreichen, deren Zahl dem Revier nicht zur Last wird. Das richtige Verhältnis muss jedes Revier für sich selbst herausfinden; kein Revier gleicht dem anderen. So sind auch die Bejagungsmöglichkeiten im Feld andere als im Wald. Der eine Jäger meint, jedes Stück zu kennen, der andere sieht sie weitaus seltener, obwohl die Anzahl groß ist.