SAUEN-Leser Malte Stock* machte während eines Auslandspraktikums Bekanntschaft mit einem umstrittenen Nachtsicht-Vorsatzgerät , das seine Sichtweise veränderte.
Ich komme aus einem traditionellen Jäger-Haushalt. Sauen gab es bei uns nie viele, wir sind in einer Niederwildregion ansässig. Und wie so viele Jäger, hatte auch ich Vorbehalte gegen Nachtzielgeräte oder -vorsätze. Solche künstlichen Lichtquellen gelten bei uns nicht nur als verpönt, sondern sind schlichtweg in ganz Deutschland bei der Jagd verboten. Kommt das Thema Nachtzieloptik auf, erntet man am Jäger-Stammtisch hasserfüllte Blicke.
Warum das so ist? Wer die Jagd liebt, der will nicht mit einem Gerät herumlaufen, das aussieht wie das eines US-amerikanischen Terroristenjägers. Wildschweine sind keine Terroristen. Und wenn wir so tun, dann wirft das nicht nur ein faules Licht auf Sauen oder Rotwild, sondern auch auf die grüne Zunft. So jedenfalls lautete meine Meinung bis zum Sommer vergangenen Jahres. Im Rahmen meiner landwirtschaftlichen Lehre habe ich dann ein Praktikum auf einem Großbetrieb in der Tschechei gemacht. Dort wimmelt es von Wild.
Jährlich werden etwa 300 Sauen auf den Schadflächen erlegt. Die Schäden belaufen sich auf jährlich zwischen 100.000 Euro und einer halben Million. Dabei spielt nicht Jagd die entscheidende Rolle in diesem Betrieb, sondern das Getreide. Man produziert für den Weltmarkt und verfügt über gute Böden. Raps, Weizen, sogar Zuckerrüben wachsen dort doppelzentnerweise. Sofern die Sauen es zulassen.
Schaden mit Haarausfall
Es ist Juli, wir sind zwei Wochen vor der Ernte. Der Schaden im Weizen ist heftiger als alles, was ich in Deutschland je gesehen habe. Rotten zwischen zehn und 50 Stück brechen jede Nacht aus den angrenzenden Auwäldern und fressen die Ähren von den Halmen. Die Wälder gehören nicht zum Betrieb, sie sind ohnehin im Sommer unbegehbar: Milliarden von Mücken greifen schonungslos an. Doch sie sind eine Wohltat, verglichen mit der allabendlichen Stippvisite der Sauen. Jeder Besuch verursacht Haarsausfall bei meinem Chef, und der ist sowieso schon fast kahlköpfig. Als ich ihn frage, wie ich Sauen schießen könne bei Neumond, da beginnt er schallend zu lachen!
Er reicht mir mit grimmigem Gesichtsausdruck ein Jahnke-Nachsichtgerät, Modell NSV-Kompakt 1 x 56 Super Gen. Es kostet 4,180 Euro in der Basisausführung und macht, montiert auf das große Zeiss-Glas, einen furchterregenden Eindruck. Die Befestigung ist jedoch kinderleicht.
Tag mitten in der Nacht
Als ich drei Stunden später auf dem Weg zur Verteidigung eines 120 Hektar Rapsschlages aufbreche, habe ich noch immer das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Doch mein Chef ist den Ideen der deutschen Waidgerechtigkeit nicht sonderlich zugänglich. Als das Büchsenlicht schwindet, schaue ich durch das Glas – und traue meinen Augen kaum. Es ist Tag, mitten in der Nacht! Ich kann es kaum fassen. Eine halbe Stunde später kracht es im Sumpf hinter mir. Nach kurzer Stille tritt eine Riesenbache auf das Vorgewende am Weizen. Ich kann ihren langen Wurf und auf 60 Meter sogar ihre angesogenen Striche im Absehen erkennen. An einen Schuss ist also nicht zu denken.
Wieviele Leute hätten ohne diese Technik wohl in eben dieser Sekunde den Abzug betätigt? Man spricht nicht gerne darüber, aber eine führende Bache stirbt vermutlich häufiger als ein falscher Hirsch. Ist das waidgerecht? Was heißt eigentlich waidgerecht? Ich beginne zu grübeln – über Bachen und Hirsche, mit Strichen und ohne Krone –und die Frage nach zeitgemäßer Jagdethik.
Jeder entscheidet selbst
Kurze Zeit später trappeln zehn Streifenhörnchen über den Weg. Die Kleinen machen nicht viel Schaden. Eine halbe Stunden später aber kommen sechs Überläufer, von denen ich zwei erlegen kann. Ich schieße, repetiere, schieße, repetiere – und panisch laufen die Sauen zurück in den Wald. „Wir sehen uns morgen“, denke ich, montiere das Gerät ab und lasse es wieder tief im Rucksack verschwinden.
Fazit:
Ohne das NSV von Nachtsichttechnik Jahnke wäre ich längst zuhause. Oder hätte womöglich die führende Bache geschossen. Oder wäre gar nicht erst rausgegangen, was die Sauen nicht davon abgehalten hätte, in dieser Nacht richtig aufzuräumen. Es wird niemand gezwungen, ein solches Vorsatzgerät zu benutzen. Und es gehört auch heute nicht zu meinen Vorlieben. Entscheidend ist eben – wie so oft – der Kontext.
Waidgerechtigkeit fängt immer beim Einzelnen an – und muss sich immer an die Gegenwart anpassen. Der Wildschaden durch marodierende Sauen ist in einigen Ecken Europas existenzgefährdend, und dem sollte man als Landwirt auch Rechnung tragen können. In anderen Regionen hingegen könnte man die Nachtjagd getrost einstellen.
Vorteile | Nachteile |
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Jahnke Vorsatz-Nachtsichtgerät DJ-8 NSV Classic SuperGen
Hersteller | Nachtsichttechnik Jahnke |
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Bildauflösung | mindestens 60 lp/mm |
Lichtempfindlichkeit | mindestens 600 µA/lm |
Lichtverstärkung | mindestens 50.000 |
Lebensdauer | 10.000 Stunden |
Schockfestigkeit (G = Erdbeschleunigung) | 500 G |
Gewicht | 700 g |
Betriebszeit | ca. 50 Stunden |
Farbwiedergabe | grün |
Stromversorgung | 1 x CR2 Lithium |
Länge | ab 19 cm |
*Name von der Redaktion geändert