Nicht nur zur Prävention der ASP sind Nachtsichtgeräte in heimischen Revieren zunehmend gefragter.
Denn die Jagd steht nie still. Geänderte Rahmenbedingungen und der rasante technische Fortschritt sorgen für eine ständige Evolution unserer Jagdmethoden.
Bei dem Versuch unserem Wild immer einen Schritt voraus zu sein, werden seit einigen Jahren Nachtsichtgeräte immer populärer. Zeit, sich einmal genauer mit den Geräten zu beschäftigen.
Nachtsichtgeräte – Ein Überblick über Technik und Nutzung
Was sind Nachtsichtgeräte?
Erfunden wurden Nachtsichtgeräte, um einen Makel auszugleichen: Unsere schlechte Sicht bei Dunkelheit. Nachtsichtgeräte nutzen schwaches Licht oder für das menschliche Auge unsichtbare Infrarotstrahlung, um ein für Menschen sichtbares Abbild der Umgebung zu erzeugen. Unsere Umgebung – auch wenn unsere Augen es nicht immer erkennen können – ist auch in völliger Dunkelheit nicht ohne Licht.
Natürliche Lichtquellen, wie Mond und Sterne oder künstliche, wie Laternen, vorbeifahrende Autos, und dergleichen sorgen für Beleuchtung. Wir Menschen sehen dennoch fast nichts, da wir im langwelligen infraroten Frequenzbereich praktisch blind sind. Nachtsichtgeräte arbeiten mit einem Restlichtverstärker, um dieses langwellige Licht in für uns sichtbares Licht umzuwandeln.
Das zugrunde liegende physikalische Prinzip ist relativ simpel: Die wenigen Elektronen, die vom langwelligen Infrarotlicht erzeugt werden, werden in der Bildverstärkerröhre des Nachtsichtgerätes vervielfacht. Am Ende der Röhre treffen die Elektronen auf einen Phosphorschirm, der die Elektronen wieder in ein sichtbares optisches Bild umwandelt.
Die Vorteile von Nachtsichtgeräten für die Jagd
Die moderne Jagd hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr in die dunklen Stunden verschoben. Stark bejagte Wildarten wie Schwarzwild und Rotwild haben ihre Aktivitäten fast komplett in die schützende Dunkelheit verlegt, um ihren Häschern zu entgehen.
Steigt aber der Wildschaden im Revier immer weiter an und es liegen nicht genügend Kreaturen auf der Strecke, muss man als Jäger erfinderisch werden. Besonders ärgerlich ist es, wenn unter diesem Druck Fehlabschüsse getätigt werden.
Nachtsichtgeräte machen das Ansprechen auch bei kompletter Dunkelheit möglich. Auch das einfache Beobachten und Beurteilen von Wildbeständen ist mit Nachtsicht ein lohnendes Unterfangen. Es ist erstaunlich, was das eigene Revier in der Dunkelheit offenbart.
Schließlich erleichtert ein Nachtsichtgerät die Wildschadensbekämpfung. Man ist nicht länger abhängig von Mondphasen, sondern kann immer regulierend eingreifen.
Umgang mit Nachtsichtgeräten
Heutzutage erhältliche Nachtsichtgeräte sind bereits um einiges unempfindlicher als vorangegangene Generationen. Immerhin wurde die Technologie mit militärischen Absichten im Hinterkopf entworfen. Einiges gibt es dennoch zu beachten. Keinesfalls sollte man versuchen, ein Nachtsichtgerät am Tage zu verwenden. Tageslicht kann die Bildverstärkerröhre beschädigen.
Sollte das Nachtsichtgerät einmal in den Dreck fallen, kann man es mit handelsüblichen Pflegemitteln reinigen. Dies allerdings erst zwanzig Minuten nach Ausschalten des Geräts. Denn für diese Zeit nach der Abschaltung kann die Bildröhre noch über nicht sichtbare Restaktivität verfügen. Geht es danach in die Lagerung, sollte diese in einem Koffer oder einer Tasche erfolgen, also abgeschottet von Lichtquellen.
Rechtliche Einordnung von Nachtsichtgeräten
Das deutsche Waffenrecht bereitet selbst erfahrenen Rechtsanwälten Kopfzerbrechen. Aber keine Angst! Wir zeigen alle rechtlichen Hürden, die der jagdliche Gebrauch von Nachtsichtgeräten mit sich bringt, auf.
Bitte dringend beachten: JÄGER Magazin und JAHNKE Nachtsichttechnik übernehmen keine Gewähr für die Aktualität und Gültigkeit der folgenden Angaben. Bitte wenden Sie sich für den etwaigen jagdlichen Gebrauch von Nachtsichtgeräten an Ihre zuständige Behörde! Bitte beachten Sie auch bei der Auslandsjagd die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen.
Entscheidend für den Umgang mit Waffen ist, ob dieser erlaubnispflichtig (§ 2 Abs. 2 WaffG) oder verboten ist. (§ 2 Abs. 3 WaffG).
Die Zuordnung zu den erlaubnispflichtigen und verbotenen Waffen wiederum richtet sich nach den Auflistungen in der Anlage 2 zum Waffengesetz. In dieser Auflistung finden sich auch bestimmte Nachtsicht – und Zielgeräte. Als „sonstige Vorrichtungen für Schusswaffen“ erfüllen Sie zwar nicht selbst den Waffenbegriff, unterliegen als verbotenes Zubehör aber dennoch einem Verbot.
Aber: Dies gilt nur für Nachtsichtgeräte mit Montagevorrichtung. Nach der Definition in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Waffengesetz (WaffVwV) sind dies Nachtsichtgeräte, Nachtsichtvorsätze und – aufsätze, die mit üblichen Zielfernrohren kombiniert und dann als Nachtzielgeräte verwendet werden können. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages schreibt hierzu folgendes:
„Von entscheidender Bedeutung für die Einordnung der Geräte als verbotenes Zubehör ist, ob sie über eine Montagevorrichtung zum Befestigen an der Schusswaffe verfügen. Nachtsichtbrillen und-ferngläser z.B. fallen in Ermangelung einer solchen Montagevorrichtung nicht unter das Umgangsverbot des § 2 Abs.3 WaffG. Nachtsichtgeräte ohne Montagevorrichtungen sind auch nicht in der Liste der erlaubnispflichtigen Gegenstände aufgeführt (Anlage 2, Abschnitt 2), sodass für ihren Einsatz keine behördliche Erlaubnis erforderlich ist.“
Die Benutzung eines Nachtsichtgerätes, solange es nicht an eine Waffe montiert ist und keine Montagevorrichtung bietet, ist also problemlos möglich.
Auch von der jagdrechtlichen Seite kommt Bewegung in den Gesetzgeber. Unter dem Eindruck der nahenden ASP haben bereits manche Bundesländer die Jagd mit künstlichen Lichtquellen auf Schwarzwild erlaubt. Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen haben das Nutzen von Nachtsichttechnik für eine effektive Schwarzwildbejagung erkannt und versuchen, zusammen mit der Bundesregierung, Regelungen zu finden, die die Jagd mit Nachtsichtgeräten möglich machen sollen.
Wir weisen noch einmal darauf hin, dass sich Gesetzeslage und Gültigkeit ändern können. Bitte informieren Sie sich bei Ihrer zuständigen Behörde! Bitte beachten Sie auch bei der Auslandsjagd die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen.
Was für Nachtsichtgeräte gibt es?
Die Auswahl an Nachtsichtgeräten scheint zunächst sehr vielfältig. Dennoch gibt es grundlegende Unterschiede in Verarbeitung und Qualität.
Grundsätzlich werden Nachtsichtgeräte in Generationen eingeteilt. Aktuell werden vor allem Nachtsichtgeräte der verbesserten zweiten Generation auf dem Verbrauchermarkt angeboten. Den Konfigurationsmöglichkeiten sind allerdings fast keine Grenzen gesetzt.
In Deutschland werden größtenteils monokulare Nachtsichtgeräte offeriert. Das hat den Vorteil, dass – falls sich die Gesetzgebung ändert – die Geräte vor ein Zielfernrohr montiert werden können.
Binokulare Nachtsichtgeräte
Es gibt aber auch Nachtsichtgeräte, die wie ein gewöhnliches Fernglas daher kommen, und mit beiden Augen verwendet werden, wie etwa das Jahnke DJ-8 „Zwilling“.
Diese binokularen Nachtsichtgeräte sind zwar deutlich schwerer als ein monokulares Nachtsichtgerät, ermöglichen aber ein größeres Sichtfeld und ein bequemes Halten. Um beide Hände frei zu haben, kann man sich auch eine Halterung für den Kopf umschnallen.
Nachtsichtgeräte vs. Wärmebildkamera
Infrarotstrahlung kann nicht nur von Nachtsichtgeräten, sondern auch von Wärmebildgeräten genutzt werden. Wärmebildgeräte mögen auf den ersten Blick Vorteile mit sich bringen: Wild kann bei fast jeder Witterung erkannt werden, ein schneller Schwenk über das Feld reicht aus um alle Tiere zu finden, etc.
Kommt es zu dem für uns Jäger wichtigsten Teil, dem Ansprechen, haben Nachtsichtgeräte jedoch klar die Nase vorn. Oft sind die Bilder einer Wärmekamera zu verschwommen, um ein wirklich exaktes Ansprechen zu ermöglichen. Nur die Detailtiefe eines Nachtsichtgerätes erlaubt ein sicheres – und somit waidgerechtes – Ansprechen.
Dazu bieten Wärmebildgeräte auf dem privaten Markt oft nur eine Bildwiederholungsfrequenz von 50hz. Zu langsam, um Wild, das sich schnell bewegt, scharf darzustellen.
Dies sollte man bei der Wahl seines nächtlichen Hilfsmittels bedenken, denn wenn es um die Jagd geht zählt jedes Detail.
Genau hinschauen – vier Nachtsichtgeräte der Firma Jahnke
JÄGER Tester Malte Stock hat die Nachtsichtgeräte in ausländischen Revieren über mehrere Monate getestet.
Die Bedienung der Geräte ist selbsterklärend. Es gibt einen An- und Ausschalter mit Drehfunktion und einen Drehkranz um das Objekt scharf zu stellen. Diese Teile sind zusätzlich mit einer Nachleuchthilfe ausgestattet, was heißt, dass es auch bei totaler Dunkelheit ohne Probleme einzustellen geht. Am Aufheller ist auch ein Drehschalter verbaut, der sehr einfach zu bedienen ist, allerdings ohne die Nachleuchthilfe.
An den jeweiligen Schaltern sind die Batteriefächer integriert, was das Wechseln selbst bei totaler Dunkelheit ermöglicht. Das Gewicht bei dem NSV 1*56 (Classic plus) (Premium plus) und (Onyx) liegt inklusive der Batterien und Aufheller bei 960g. Das Gewicht des 1*48 liegt in allen drei Ausführungen bei 790g.
Bedienbarkeit
Der Schalter des Aufhellers hat insgesamt vier Stufen, wobei Stufe vier so hell wirkt, dass der Jäger die Sichtmöglichkeiten mit Vollmond vergleichen kann. Das Ansprechen der einzelnen Kreaturen sollte für den erfahrenen Waidmann nun kein Problem mehr darstellen. Sollte sich der Jäger doch unsicher sein, liegt dies zumeist an der Entfernung.
Alle Geräte sind bei totaler Dunkelheit einsetzbar, kommen aber bei größeren Entfernungen an ihre Grenzen. Diese sind unter anderem von dem Einsatz des Aufhellers, aber auch der Wolkendecke abhängig.
Bei minimalen Mond wirken die Geräte alle sehr ähnlich, fast als hätten man gerade bei allen dreien die Batterien gewechselt.
Um so heller der Mond, desto mehr Details offenbaren sich, ergo kann besser angesprochen werden.
Die NSV lassen sich allesamt gut als Handgeräte verwenden und mittels Adapter problemlos am Zielfernrohr montieren. Bitte beachten Sie hier die jeweilige Gesetzgebung, diese Kombination ist in Deutschland NICHT erlaubt!
Montage
Am Zielfernrohr montiert wirken die Geräte etwas klobig, was natürlich der eingesetzten Technik und deren Komplexität geschuldet ist. Dieser optische Makel spielt im natürlichen Einsatzgebiet des NSV, nämlich der Dunkelheit, keine wirkliche Rolle.
Der Einsatzbereich des größeren 56er NSV ist eindeutig der klassische Ansitz. Nicht nur die Länge, sondern auch das erhöhte Gewicht sind auf einer Kanzel mit Auflage am besten aufgehoben.
Für die Pirsch ist das kleine 48er deutlich angenehmer. Es kann im Liegen, stehend angestrichen oder über dem Pirschstock verwendet werden. Alle drei Schusspositionen sind am Anfang mit dem montierten NSV ungewohnt, aber eine natürliche Einspielung auf das erhöhte Gewicht erfolgt zumindest subjektiv sehr zügig.
Optimal zur Montage geeignet ist natürlich ein variables Zielfernrohr, was von guter Qualität ist. Die Vergrößerung sollte auch nicht zu hoch gewählt werden, zwischen drei -und sechsfach erwies sich als am besten geeignet.
Für Informationen und Praxiserfahrung zu den einzelnen Produkten wählen Sie diese einfach per Klick auf das Bild aus.
Jahnke DJ 8 Premium Plus | Jahnke DJ-8 NSV Premium Plus |
Jahnke DJ-8 NSV Premium Onyx | Jahnke DJ 8 Classic Plus |
Kontakt Jahnke Nachtsichttechnik
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