Vollgeschäftete Repetierer sehen schon wunderbar aus. Aber eine feine Kipplaufbüchse mit kurzem Achtkantlauf und herrlich gemasertem Holz ist eine echte Augenweide.
Schön, schöner, Stutzen – Eine feine Kipplaufbüchse mit kurzem Achtkantlauf und herrlich gemasertem Holz ist eine echte Augenweide.
Es gibt sie noch, die bodenständigen Jäger, die abseits vom Trubel der Welt durch ihr stilles Revier pirschen, sich morgens und abends an heimeligen Plätzen ansetzen, die bewusst auf Selbstladebüchsen und Magnum-Patronen verzichten und nach Art ihrer Väter und Großväter mit der Kipplaufbüchse im wildbretfreundlichen Kaliber waidwerken.
Nicht die Höhe der Strecke steht im Vordergrund. Das Jagen an sich, das Einswerden mit der Natur, der Wettstreit mit den scharfen Sinnen des Wildes und letztendlich das sei zugegeben auch die nach individuellen Maßstäben ausgesuchte Beute locken diese jagenden Philosophen in Wald und Flur.
Kaum Gewicht zu spüren
Manche dieser archaischen Jägertypen führen von Suhler oder Ferlacher Büchsenmachermeistern maßgeschneiderte und meist sauteure Kipplaufbüchsen, andere sind stolz auf industriell gefertigte und daher bezahlbare Markenwaffen etwa von Blaser.
Während der vergangenen Jahre habe ich einige Blaser-Kipplaufbüchsen geführt. Am Anfang stand die K 77 UL. Später kamen mehrere Büchsen des Modells K 95 mit Standard- und mit Achtkantläufen hinzu.
Nun versüßt mir ein Achtkantlauf-Kipplaufstutzen (ab 4676 Euro) im Kaliber 8 x 57 IRS mit wunderschön gewölktem Maserholzschaft die Jagdgänge. Nur 50 Zentimeter streckt sich sein dicker, an der Mündung immer noch die Schlüsselweite 17,2 Millimeter aufweisender Lauf. An Gesamtlänge kommen nur 94 Zentimeter zusammen. Auch das Gewicht bleibt mit 2,6 Kilogramm bescheiden.
Ob am Berg oder auf weiter Pirsch: Der Kipplaufstutzen ist niemals eine Last. Die Summe von Form, Masse, Maßen und Balance ergibt ein an Führigkeit kaum zu übertreffendes Gewehrchen. Hinzu kommen die technischen Schmankerln wie Blockverschluss, Sicherheits-Handspannung und Feinabzug.
Statt eines großen Zielfernrohres, es hätte das Aussehen verhunzt, findet ein Zeiss Victory Varipoint 2,5 – 10×42 mit Absehen 60 (2085 Euro) und der Absehen-Schnellverstellung seinen Platz auf der Büchse. Mit Unterstützung eines Benchrest-Gestells kommen auf dem Schießstand mit den Patronen Blaser CDP und RWS Doppelkern Streukreise von unter 25 Millimeter zustande. Auf 300 Meter Schussentfernung erweitern sich die Streukreise auf lediglich acht bis zwölf Zentimeter.
Indes, eines sei nicht verschwiegen, ein kurzer Lauf beeinträchtigt die Mündungsgeschwindigkeit. Beim CDP bleiben von der Werksangabe von 770 Meter pro Sekunde noch gemessene 730 übrig. Unter einer Auftreffgeschwindigkeit von 550 Meter pro Sekunde deformiert das CDP-Geschoss oft nicht mehr ausreichend und wirkt dann ähnlich wie ein Vollmantel- geschoss diese Mindestgeschwindigkeit ist bei 250 Meter erreicht. Beim DK (gemessene v0 720 m/s) zerlegt sich der vordere Teil noch bei 500 Meter pro Sekunde. Diese Zielgeschwindigkeit wird ebenfalls bei rund 250 Meter erreicht.
Mit der K 95 jagen
Leicht, kurz, führig sind nur dann Vorteile, wenn sie zum Kaliber und den verwendeten Laborierungen passen. Eine Kipplaufbüchse darf durch ein Großkaliber nicht wie ein Esel treten. Beim Blaser-Kipplaufstutzen in 8 x 57 IRS gibt es mit den verwendeten Laborierungen Blaser CDP und RWS DK keine Probleme. Mündungsfeuer, -knall und Rückstoß bleiben innerhalb der erträglichen Grenzen. Die Präzision des kurzen und dicken und damit schwingungsarmen Laufes lässt keine Wünsche offen. Zahlreiche Jagderfolge auf Raub- und Schalenwild belegen diese Aussage.
Einmal sitze ich mitten im Feld auf einer Kanzel. Weit draußen schleppt sich ein auf dem kürzlich freigegebenen Autobahnzubringer angefahrener Fuchs über die fahlen Triticalestoppeln. Nur noch rund 20 Meter fehlen bis zur deckenden Remise. Der Entfernungsmesser zeigt 291 Meter. Gutes Licht, leichter Rückenwind. Der Vorderschaft des Stutzens liegt fest auf dem granulatgefüllten Hängesäckchen, der rechte Ellenbogen auf dem Schießbrett. Griff zum Zielfernrohr: Den Leuchtpunkt einschalten, ASV auf 3 stellen, das Glas auf 10fache Vergrößerung hochdrehen. Im Schuss zeichnet der Fuchs, torkelt noch einige Gänge und sinkt kurz vor der Deckung verendet auf die Stoppel. Der Stutzen hat trotz Kurzlauf und Kaliber 8 x 57 IRS seine Varmintqualität unterstrichen.
Fazit: Der Blaser-Kipplaufstutzen im Kaliber 8 x 57 IRS ist eine außerordentlich führige, sichere, zuverlässige und präzise schießende Büchse voller Anmut, brauchbar für alles in heimischen Revieren vorkommende Schalenwild und zusätzlich für die Jagd auf Fuchs, Dachs, Waschbär und Marderhund geeignet. Und das im harmonischen Zusammenspiel mit dem Zeiss Victory Vari- point 2,5 – 10×42 und der dort integrierten Absehen-Schnellverstellung auf kurze wie auf weite Schussentfernung.