Munition für Drückjagd und Ansitz – Hornady ECX im Test

Hornady_ECX-min

Das neue Geschoss in der International-Linie liefert eine gute Balance zwischen Augenblickswirkung und Wildbretentwertung. Fotos und Abbildungen: Patrik Bollrath

Munition: Mit der überarbeiteten Version des ETX-Geschosses, der ECX, bietet Hornady eine noch recht neue Patrone in der International Linie an. Patrik Bollrath hat den Langzeittest gemacht und erläutert, zu welchen Ergebnissen er gekommen ist.

Was hat sich verändert?

Das alte ETX-Geschoss von Hornady war gut erkennbar durch seine sehr runde und bullig wirkende Form. Bekannt durch sehr gute Präzision und gute Wirkung, hat es in Deutschland viele Anhänger gefunden. Der Nachfolger des ETX-Geschosses heißt nun ECX. Die Abkürzung ECX steht für Extreme Copper Alloy expanding. Es handelt sich weiterhin um ein splitterfreies, monolithisches Geschoss, welche s ca. 95% seines eigenen Gewichts auch nach dem Auftreffen auf das Zielmedium behält und somit über eine ausreichende Tiefenwirkung verfügen soll. Optisch hat sich auf den ersten Blick die Geschossspitze verändert. Im Gegensatz zu der runden Spitze des ETX hat das neue ECX Geschoss eine flache rote Kunststoffspitze. Diese Spitze wurde entwickelt, um eine noch schnellere Expansion des Geschosses beim Auftreffen zu gewährleisten und um das Geschoss aerodynamischer zu gestalten. Verladen wird das neue ECX-Geschoss in der International Linie von Hornady.

Munition in neuer Form

Die Entwicklung dieses sehr bullig wirkenden Geschosses war die Antwort von Hornady auf viele Probleme, welche die meisten deutschen Waffen mit dem bekannten GMX, jetzt CX-Geschoss von Hornady hatten. Aufgrund anderer Toleranzen der Patronenlager in den USA, gab es hierzulande mit Waffen von Blaser, Sauer und Mauser starke Präzisionsprobleme mit dem spitzen GMX/CX Geschoss. Daraufhin entwickelte Hornady speziell für den europäischen Markt ein Geschoss, das dieses Präzisionsproblem aufgrund fehlender Stabilisierung des Geschosses lösen sollte. Wie die Form schon erahnen lässt, handelt es sich, wie beim Vorgängermodell, um ein eher langsames Geschoss. Vergleicht man nun die alte Munition mit der mit dem neuen Geschoss im Kaliber .308 Win. und dem Geschossgewicht von 165 Grains, fällt zunächst auf, dass die günstigste Einschießentfernung (GEE) beim neuen ECX-Geschoss nunmehr bei 156 m anstatt bei vormals 154 m liegt.

Die Geschwindigkeit auf 100 Meter ist beim neuen ECX mit 679 m/s angegeben. Beim alten ETX Geschoss lag sie bei gleicher Entfernung bei 665 m/s. Auch die Energie E100 liegt ca. 100 Joule über den Werten des alten Geschosses. Die GEE des 125 Grain- Geschosses liegt bei 177 m. Die Geschwindigkeit auf 100 m beträgt hier 777 m/s und die Energie auf 100 m liegt bei 2443 Joule.

Präzisionstest auf dem Schießstand

Auch wenn die positiven Veränderungen der Geschwindigkeit und dementsprechend auch der Energie nicht viel erscheinen, ist dies dennoch eine Weiterentwicklung mit mehr Leistung. Ob diese in der Praxis deutlich zu merken sind, galt es nun herauszufinden. Im verwendeten Kaliber .308 Win. gibt es das Geschoss in 165 Grain (10,7 Gramm) und in 125 Grains (8,1 Gramm). Seit diesem Jahr ist auch eine Variante in 150 Grains erhältlich. Zunächst wurde die Präzision der beiden Geschossgewichte 165 Grains und 125 Grains auf dem Schießstand getestet. Mit beiden Geschossen wurde jeweils eine Gruppe aus drei Schuss auf eine Scheibe gemacht und die Größe der Streukreise ermittelt. Die verwendete Waffe ist eine Sauer 100 mit einem 46 cm Lauf. Die Streukreise beider Gewichte waren mehr als zufriedenstellend. Mit dem 165 Grain Geschoss wurde ein Streukreis von 19 mm erzielt und mit dem 125 Grain-Geschoss ein Streukreis von 21 mm. Die Präzision war demnach so wie beim alten ETX Geschoss. Erfreulich war zudem dass beide Geschossgewichte mit einer Höhenabweichung von nur 2 cm zusammenschossen und somit ohne Verstellung am Zielfernrohr verwendet werden konnten.

Kaum Unterschiede zum Vorgänger

Über die gesamte Jagsaison konnten mit der oben genannten Sauer 100 ganze  92 Stück Wild erlegt werden. Um einen möglichen Unterschied festzustellen, habe ich beide Geschosse sowohl vom Ansitz als auch auf Drückjagden verwendet. Um es jedoch vorweg zu nehmen, es war kein Unterschied in der Wirkung zu erkennen. Natürlich gibt es bei dem leichten 125 Grain Geschoss einen deutlich geringeren Rückstoß und sie ist gute 100 m/s schneller, was eine Rolle beim Vorhaltemaß auf weitere Entfernungen spielt. Ebenfalls wurde kein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Geschossgewichten beim Zeichnen oder der Fluchtstreckenlänge festgestellt. Lediglich die Wildbretzerstörung war bei dem leichten Geschoss etwas höher. Für bessere Übersicht sind die Daten in der Tabellen somit nur nach den verschiedenen, im Test erlegten, Wildarten aufgeteilt.

Gerade bei der Waldjagd- und der Drückjagd spielt das ECX seine Stärken aus.

Welche Fluchtdistanz bei welcher Trefferlage?

Die Fluchtstreckenlängen sind in fünf unterschiedliche Intervalle eingeteilt. Das erste Intervall erstreckt sich von null bis fünf Metern und stellt den klassischen Schuss dar, welcher die Stücke sofort an den Platz bannt. Das zweite und dritte Intervall stellt eine normale, kurze bis mittlere Todesflucht dar, die vor allem bei reinen Lungen- oder Herztreffern bekannt ist. Die letzten beiden Intervalle sind lange bis sehr lange Fluchten, die bei guten Treffern nach meinem Dafürhalten in der jagdlichen Praxis als zu weit zu bezeichnen sind. Anders sieht die Sache dagegen bei einem schlechten Treffer, wie z.B. Weichtreffer aus. Aber auch in diesem Fall kann und sollte bei einer guten Wirkung des Geschosses das Wild möglichst schnell ins Wundbett gehen. Die Länge der Fluchtstrecken wurde jeweils mit einem Laserentfernungsmesser bestimmt.
Aufgezeichnet wurden vier verschiedene Arten von Treffern: 

  • Blatt: Schuss durch den vorderen Bewegungsaperat, mit einhergehender Zerstörung der lebenswichtigen Organe
  • Blatt/Kammer: Schuss, bei dem auf einer Seite das Geschoss in den Bewegungsapparat ein- und auf der anderen
  • Seite hinter dem Blatt auf der Kammer ausgetreten ist; leicht schräg stehendes Wild
  • Kammer: klassischer Kammerschuss auf den Rippen (DJV-Bock 10er-Ring)
  • Weich: Als Weichschüsse haben wir Schüsse von Leberhöhe bis kurz vor die Keulen gewertet.

Alle anderen Treffersitze, insbesondere Rücken- oder Trägeransatztreffer, bei denen die Wirbelsäule verletzt wurde, sind trotz vorkommen nicht mit in die Beobachtung eingeflossen, da ein solcher Schuss die Stücke in der Regel sofort an den Platz bannt und die Geschossart dabei kaum eine Rolle spielt. Keulen- oder Laufschüsse sind im Test ebenfalls nicht aufgeführt.

Wirkung auf Rehwild

Der größte Streckenanteil lag mit 62 Stück beim Rehwild. Hiervon lagen 48 Stück in unmittelbarer Nähe zum Anschuss. Auch wenn ein Großteil der Treffer die Motorik oder zumindest Teile davon zerstörten, ist das ein gutes Ergebnis. Mit reinen Lungen/Herztreffern gingen die Stücke in der Regel noch zwischen 10 m und 50 m. Da die Stücke immer heftig auf den Schuss zeichneten, gab es in der Regel keinen Zweifel über den Treffersitz und die Fluchtfährte konnte mit ausreichend Schweiß und Pirschzeichen gut gefunden werden. Das leichte Geschoss führte in einigen Fällen zu einer deutlich größeren Zerstörung des Wildbrets als das schwere Geschoss. Dennoch war die Wildbretentwertung im Mittel als moderat anzusehen.

Was leistet die ECX auf Damwild?

Der Damwild-Anteil betrug mit 21 Stück 23 Prozent der Gesamtstrecke. Das Geschoss wirkte auch hier sehr gut und ohne zu viel vom Wildbret zu zerstören. Bis auf 8 Stück lagen alle Stücke am Anschuss. Die Übrigen machten nach deutlichem Zeichnen nur eine kurze Todesflucht. Selbst die Hirsche gingen nur 15 bis 20 Meter. Ein Unterschied zwischen den beiden Geschossgewichten konnte hinsichtlich Wirkung, Hämatombildung und Fluchtstrecke beim Damwild jedoch nicht festgestellt werden.

Eignet sich die Munition für Schwarzwild?

Beim Schwarzwild (10 Prozent Streckenanteil) waren erwartungsgemäß die Wildbretentwertungen am geringsten. In der Regel waren diese auf der Ein- und Ausschusseite ca. doppelt kalibergroß. Die Schockwirkung war beim Schwarzwild ausreichend vorhanden, um alle Stücke sofort oder nach einer nur minimalen Flucht verenden zu lassen. Pirschzeichen waren beim Schwarzwild immer ausreichend vorhanden und ein Zeichnen immer gegeben. Rotwild wurde mit dem ECX Geschoss nicht erlegt. Auch hier untergliedern sich Fluchtstrecke und Treffersitz in der Grafik wie bei den übrigen Wildarten.

Geschoss für alle Distanzen

88 % aller aufgenommenen Schüsse wurden auf eine Distanz zwischen 0 m und 100 m abgegeben. 10 % der Schüsse wurden auf 100 m bis 150 m abgegeben und lediglich 2 % auf über 150 m. Die weiteste Schussentfernung lag bei 185 m auf ein Stück Rehwild, welches noch eine Flucht von 18 m machte.

Umwerfende Wirkung

Über alle Wildarten lagen 75 % der Stücke direkt oder in einem Umkreis von 5 m um den Anschuss. Besondere 19 % der Stücke gingen noch bis ca. 20 m und nur 4 % liefen nach dem Schuss bis maximal 50 Meter. Das sind Resultate, die eindrucksvoll zeigen, wie wirkungsvoll das Geschoss ist. Natürlich ist das Geschoss mit dieser Form nicht für besonders hohe Reichweiten ausgelegt. Ab 200 Metern fällt die Flugbahn deutlich ab und auch die Energie lässt dann deutlich nach. Für den Waldjäger oder auch den Feldjäger mit moderaten Schussdistanzen, ist sie also sehr gut geeignet. Beeindruckend ist zudem die Präzision und dass man das Geschoss mit einem normalen Vollmantelgeschoss mit Tombakmantel verschießen kann, wenn man zum Üben ins Schießkino geht. Ein Zwischenreinigen entfällt hier und die Treffpunktlage bleibt identisch.

Abschlussfazit – Munition für alle Fälle

Wie schon eingangs erwähnt, konnte ich keinen deutlichen Unterschied zum alten ETX-Geschoss erkennen. Gefühlt ist die Augenblickswirkung noch etwas besser, die Zahlen belegen dies aber nur in geringem Maße. Alles in allem ein Geschoss,  das seinem Vorgänger in der Wirkung in nichts nachsteht. Ein präzises Geschoss mit umwerfendender Wirkung für nahe und mittlere Distanzen. Es bleibt zu hoffen, dass Hornady weiter gute Geschosse auch für den europäischen Markt entwickelt und, dass die Lieferengpässe in den kommenden Jahren nicht ganz so drastisch ausfallen, wie letztes Jahr.