Welche Lauflänge eignet sich wofür und was gilt es bei kurzen Läufen zu beachten? Wir stellen die gängigsten Lauflängen und Kaliber vor.
Welche Rolle spielt die Lauflänge?
Der Trend der Schalldämpfer und damit auch die Verwendung kurzer Läufe, setzt sich immer weiter fort. Das ist logisch und liegt auf der Hand, wenn man sich die Vorteile der Flüstertüten ansieht. Weniger Unruhe im Revier, kein Mündungsfeuer und vor allem weniger Angst und Mucken des Schützen und damit präzisere Schüsse.
Wer sich für einen Schalldämpfer entscheidet, will aber zudem keine sehr sperrige oder wenig führige Waffe nutzen und kürzt darum den Lauf. Soweit, so gut. Allerdings gibt es hier hinsichtlich der Lauflänge, des Dralls und der verwendeten Munition je nach Kaliber einiges zu beachten.
Natürlich lassen sich keine Pauschalurteile fällen, es gibt jedoch einige Parameter, die sich bei der Wahl des Kalibers und der Lauflänge auswirken. So reduziert sich durch eine Laufkürzung bei den meisten Standardkalibern die Mündungsgeschwindigkeit für jeden eingekürzten Zentimeter um ca. 10 m/s. Das wiederum hat auch langsamere Auftreffgeschwindigkeiten zur Folge, welche sich dann wiederum je nach Geschosskonstruktion negativ auf die zielballistische Wirkung niederschlagen können. Kompensiert werden kann so etwas allerdings zum Beispiel durch schnellere Laborierungen.
Nächster Punkt ist, dass beim Kürzen von Läufen auch die Präzision der Waffe in Kombination mit vielen der verwendeten Laborierungen leiden kann. Grund dafür ist, dass der Expansionsraum im Lauf verkleinert wird. Wer hier also recht kurze Lauflängen verwende,t muss mit Leistungseinbußen rechnen. Hinzu kommt, dass es Kaliber gibt, die kurze Läufe wirklich extrem schlecht vertragen, sodass sowohl Wirkung als auch Präzision leiden.
Gibt es Kaliber für kurze Läufe?
Welcher Lauf als kurz zu bezeichnen ist, hängt vom jeweiligen Kaliber ab. Grundsätzlich sind allerdings Läufe, die 55 Zentimeter Länge und weniger haben, in der Regel kurze Läufe. Ein normaler Messlauf hat eine Länge von 61cm. Damit werden auch die Werte der meisten Munitionshersteller ermittelt. Das sollte man also berücksichtigen, wenn man von den Verpackungsangaben Rückschlüsse auf Geschwindigkeit und Energie in der eigenen jagdlichen Praxis zieht. Wenn die Lauflänge abweicht, fallen auch die Geschossgeschwindigkeit und der Geschossabfall anders aus.
Dass bei einer .308 Winchester mittlerweile 52 oder 50 Zentimeter Lauflänge schon bald die Norm sind, verdeutlicht wie gut sich dieses Kaliber für diese ehemals als sehr kurz verstandenen Läufe eignet. Doch, um die Länge des Schalldämpfers zu kompensieren werden mittlerweile noch weit geringere Lauflängen verwendet. 47, 45 oder gar 42 Zentimeter bei einer .308 Winchester mit der richtigen Drallänge machbar. Es gibt tatsächlich auch Waffen, die mit unter 35 Zentimetern zurecht kommen müssen. Bei solchen Längen kommt dann allerdings auch die 308 an ihre Grenzen, wenngleich es auch Waffen gibt, die mit 35 Zentimetern Lauflänge auf bis zu 150 Meter präzise und wirksam schießen.
Welches Kaliber wofür?
Um die Frage nach dem Kaliber zu beantworten: .308 Win. 8,5×55 Blaser oder 8x57IS eignen sich bei Wahl passender Geschosse und Laborierungen hervorragend für den Einsatz mit kurzen Läufen. Kaliber wie die 270 Win. oder .30-06 Spring. hingegen eher weniger. Grund dafür ist unter anderem der frühere Brennschluss der Erstgenannten im Lauf, sodass weniger umverbranntes Pulver die Mündung erreicht. Und auch was die Geschossstabilisierung anbelangt, kommt beispielsweise die 8,5×55 Blaser mit deutlich kürzeren Läufen aus, als eine .300 Win. Mag.
Als Beispiel sei das Kaliber .30-06 Springfield genannt. Ein tolles Kaliber, eine wirklich leistungsstarke Patrone. Aber nicht aus einem kurzen Lauf!
Warum? Ganz einfach, die Patrone ist, wie einige andere auch, nie für solche Lauflängen entwickelt worden und ist dementsprechend aufgebaut. Ein hohes Pulvervolumen, dessen Abbrand nur in einem Lauf mit einer Minimallänge von etwa 56 Zentimetern so stattfinden kann, dass auch das Leistungspotential der Patrone ausgeschöpft wird. Sägt oder dreht man nun Teile des Laufs ab, um dessen Länge zu reduzieren, nimmt man der Patrone die Möglichkeit das Geschoss in der vorgesehen Weise und auf die vorgesehene Geschwindigkeit zu beschleunigen. Je weiter man kürzt, desto weniger Raum bleibt für Geschwindigkeitsentwicklung und Energieaufbau. Es lassen sich mit entsprechender Munition auch noch kürzere Lauflängen nutzen, man entfernt sich jedoch ab einer gewissen Lauflänge vom Leistungsoptimum. Natürlich wird man auch eine .30-06 mit einem 50cm-Lauf zum Treffen kriegen und natürlich gibt es auch hier Laborierungen, die mit reduzierter Geschwindigkeit gute Wirkung liefern, allerdings verpufft an der Mündung durch den späteren Brennschluss mehr umverbranntes Pulver, sodass auch die Belastung für den verwendeten Schalldämpfer ungleich höher ist, als bei anderen Kalibern.
Wann eignen sich lange Lauflängen?
Grundsätzlich gilt, dass man überall dort nicht auf zu kurze Lauflängen zurückgreifen sollte, wo man das volle Leistungspotential eines Kalibers ausreizen will. Also vor allem dann, wenn es um weite, präzise Schüsse, beispielsweise am Berg, geht. Während es auf der Nachsuche, beim Durchgehen oder beim Ansitz in der engen Kanzel um kompakte Maße und maximale Dämpfungsleistung geht, ist bei der Bergwaffe maximale Präzision auf weite Distanzen gefragt.
D.h. man verwendet im Idealfall diejenige Lauflänge, die es dem Kaliber ermöglicht, sein volles Potential zu entfalten. Soll heißen, eine 6,5 Creedmoor mit 47 cm oder eine 270 WSM mit 50 cm Lauflänge, werden ihr Potential mit keiner Laborierung richtig ausspielen können. Verwendet man hingegen bei der 6,5 Creedmoor eine Lauflänge von 56cm oder mehr und stattet die 270 WSM mit 62cm aus, holt man mehr Leistung und vor allem Präzision aus seiner Waffe heraus.
Für jeden das Richtige
Welches Kaliber sich also in Kombination mit der entsprechenden Lauflänge und der passenden Laborierung für die eigenen Bedürfnisse eignet, zeigt sich oftmals erst auf dem Schießstand. Eine Pauschallösung gibt es also ebenso wenig wie ein Pauschalurteil über einzelne Kaliber und die perfekte Lauflänge. Umso wichtiger ist es, sich Gedanken über die eigenen Anforderungen zu machen und die Ausrüstung perfekt abzustimmen.