Jagdauto oder Mimose?
Wir sind in vielen Lebensbereichen mehr als nur verweichlicht!
Ein Trend, der auch vor dem Interieur unserer geliebten Revierbegleiter nicht Halt macht. Während die Standheizung den SUV perfekt temperiert, die Federung uns glauben macht, wir säßen im Flugzeug und das Innenleben des Fahrzeugs an ein Herrenzimmer erinnert, endet all der Luxus abrupt wenn es auf den Feldweg geht.
Sobald der Luxusschlitten sich als Begleitfahrzeug bei der Nachsuche, als Kirrkutsche oder als Wildwagen auf der Treibjagd beweisen soll, kommt so mancher SUV an seine technischen und ästhetischen Grenzen. Doch es hilft nichts, ein echtes Jagdauto muss her!
Revierfahrzeuge sind Werkzeuge, die funktionieren müssen!
Liegt fester Schnee und ist der Boden gefroren, fährt das edle Jagdauto problemlos bis unter den Hochsitz. Sobald der Schnee antaut, geraten die Vorstadtboliden dann ins Schlingern. Sind die Wiesen matschig und die Waldwege mutieren zum Quellgebiet kleiner Flüsse, tritt so mancher Edel-SUV mit durchdrehenden Schlappen den Rückweg an. Äste, die das Fahrwerk und die Radläufe traktieren sowie der ein oder andere Stein tun ihr Übriges. Physisch kapitulieren die Edelkarossen bereits, hüpft die Schwarzwildbracke jetzt nach dem Treiben noch über das handverlegte Alcantaraleder und die mahagonihölzernen Türgriffe, verlassen den Salonoffroader auch die inneren Werte.
Auch im Maschinenraum sind solche Gefährte denkbar schlecht ausgerüstet. Getriebe sind da, um untersetzt zu werden und hin und wieder schadet es auch nicht, ein Differential sperren zu können. Mangelt es nun an der erforderlichen Höhe, rutscht die edle Anschaffung mitsamt der untauglichen Bereifung in den Graben. Der hochkapitale Keiler bleibt in der Suhle liegen, der Brunfthirsch klebt mit seinen 220 Kilo an der nassen Wiese und für jeden Kanzeltransport muss ein Traktor angefordert werden. Kurz: Man kann mit derartigem Gerät nicht jagen.
Keine Hoffnung also? Einige wenige Stahlrosse, die sich mit dem Geruch von Buchenholzteer, Kettensägensprit und dem gesammelten Humus vieler Pirschnächte schmücken dürfen, gibt es noch. Wir stellen Ihnen die Top Ten der Revierfahrzeuge vor.
Der Mercedes G – Steirische Urgewalten mit schwäbischer DNA
Der G ist eine Offroad-Maschine! Das G im Namen steht für Gelände! Um zu verstehen wie es zur Entstehung dieses urwüchsigen Jagdautos kam, verschlägt es uns in die steirischen Alpen. Schroffer Fels, brutale Steigungen und glitschige Passagen, Neigungswinkel jenseits von Gut und Böse, der Grazer Hausberg Schöckl ist der ultimative Gegner für jeden Geländewagen. Genau hier wurde die G-Klasse entwickelt, am Schöckl lernte sie das Laufen. Gebaut wird sie seit 1979 in Graz. Nur wenige Jagdautos sind zu solchen Klassikern avanciert wie die G-Klasse. Zusammen mit der Firma Puch bauen die Autoerfinder von Mercedes hier seit Jahrzehnten eines der zuverlässigsten Jagdautos überhaupt. Doch nicht nur in den steirischen Alpen ist der Bolide zu Hause. Auch auf der Nachsuche am Fuß der Schwäbischen Alb und in deren steilen Hängen wühlt er sich auch durch ehemalige Unimog-Teststrecken, um Sauen zu bergen. Optisch bleibt sich die G-Klasse treu, kleine Veränderungen lassen sie moderner wirken, wahren aber ihr zeitloses Erscheinungsbild.
Animalische Leistung im eleganten Gewandt
Gegenüber den ersten Modellen hat sich vor allem die Motorisierung geändert. So kommt der G 500 mit einem V8-Benziner, 3982 ccm Hubraum und satten 422 PS daher. Als Revierauto vor allem interessant sind auch die Dieselmodelle. Der G 350d verfügt über einen Reihensechszylinder-Turbodiesel, 2925 ccm Hubraum und bringt 286 PS auf die Piste. Und das gepaart mit einem Drehmoment von satten 600 Nm. Zudem ist er mit 11,8 – 10,9 l/100 km vergleichsweise verbrauchsarm. Der G 400d hat ebenfalls einen Reihensechszylinder-Turbodiesel, 2925 ccm Hubraum und bringt 330 PS. Das maximale Drehmoment sind 700 Nm, der Verbrauch liegt bei 11,8 – 10,9 l/100 km. Der kantige Klassiker leistet auch im Ernstfall, wenn es drauf ankommt. Eine Steigfähigkeit von bis zu 100%, eine maximale Wattiefe von 70cm und bis zu 70% mögliche Schräglage lassen erahnen, wo er sich noch wohl fühlt.
Ein smarter Kanzelbuddy – der Nissan Navara
Wenn wir im Nieselregen gegen halb drei in der Nacht auf der Kanzel sitzen oder die zweite Pirschende entlang durchwühlter Wiesen starten, ist vor allem eines wichtig: Zuverlässigkeit! Wir können keinen Repetierer gebrauchen, der schwergängig und haklig ist. Wärmebildgeräte deren Akkus während der Kontrollfahrt das zeitliche segnen sind ebenso deplatziert wie stumpfe Aufbrechklingen. Warum sollte hier für das Jagdauto etwas anderes gelten?
Läuft!
Arbeiten, genau das kann und will der Navara. Im Gegensatz zu den anderen Jagdautos am Markt basiert seine Konstruktion nicht auf einem dreiseitigen Leiterrahmen, sondern auf einem Kastenrahmen. Das Chassis erhält dadurch eine sehr hohe Stabilität und Torsionssteifigkeit. Auch bei der Motorisierung beweist sich der Navara als zuverlässiges Jagdauto. Ob von einem sparsamen 163 PS starken Einzelturbo mit einem Verbrauch von 7,0 l/100 km angetrieben oder mit 2,3-Liter Doppelturbomotor und 190 PS für das Slippen des schwersten Motorboots ausgerüstet, der Navara kann beides. Ein robuster Pick-Up ohne Schnickschnack, der schwere Lasten zieht und den dicksten Keiler aus der nassen Wiese holt.
Suzuki Jimny – ein kleiner Kämpfer mit Kultstatus
Der Jimmy bleibt sich treu. Klein, leicht und wendig, punktet mit seiner sehr guten Geländegänigkeit und seinen kompakten Abmessungen. Er ist nicht das klassische Taxi für die kollektive Fahrt zum Schüsseltreiben, aber der perfekte Alltagsbegleiter wenn es ins Revier geht. Bereits sein Vorgänger hat als Jagdauto Kultstatus erreicht. Wo schwere Fahrzeuge scheitern, springt der Jimny drüber, wo andere sich trotz Allrad eingraben, fährt er weiter. Nun kommt das Kirrmobil im neuen Look daher. Und doch hat der kleine Kerl seinen robusten Leiterrahmen behalten und punktet mit einer X-Verstrebung. Der Benziner mit 102 PS bringt den Jimny durch jedes Gelände. Traktionskontrolle und 20,5 cm Bodenfreiheit machen den Geländezwerg sehr flexibel.
Der Mitsubishi L200 – ein Jagdauto zum Arbeiten
Der L200 ist Offroader mit Leib und Seele. Eisiger Wind, sandiger Boden und der Regen prescht sich horizontal auf uns zu. Auch die Pirsch im Frühjahr und Herbst kann zum Kraftakt werden. Hier punktet der Mitsubishi mit geräumigem Innenraum für Strategiebesprechungen vor der nächtlichen Pirsch oder dem Anstellen der Schützen auf der Drückjagd. Mit kräftigem 2,3-Liter-Diesel und 150 PS bringt er einen Sicher auf den Stand. Ein Arbeitstier mit Allrad, Blattfedern und Leiterrahmen, das im Revier genauso daheim ist wie wir. Dank großer Ladefläche ist Platz für jede Beute und jedes Nachsuchengespann. Muss Brennholz geholt werden, erledigt der L200 seinen Job ebenfalls zuverlässig.
Der Unterschied liegt im Detail!
Für die unterschiedlichen jagdlichen Anforderungen gibt es spezielle Möglichkeiten, den Mitsubishi fürs Revier aufzurüsten. In der Version „Jäger“ verfügt das Jagdauto über eine Seilwinde des Typs TJM Torq 9500, die mit ihren 4,3 Tonnen Zuglast auch den dicksten 1er Hirsch ziehen kann. Zudem verfügt es über einen oben liegenden Wedgetail Lufteinlass, ein Hardtop aus Edelstahl sowie viele weitere Features. Auch eine Waffenschublade aus Aluminium, eine verschiebbare Seilwinde mit 1,8t sowie Wildwannen, zusätzliche Arbeitsscheinwerfer, eine Rampe, Wasserversorgung und Hundekäfig sind verfügbar. Auch Höherlegung und anderes Fahrwerk lassen sich realisieren. Unterfahrschutz und Rockslider sind ebenfalls Sonderausstattungen, die beim „Jäger“ verbaut sind.
Der Toyota Land Cruiser – ein Allrad-Klassiker unter den Revierfahrzeugen
Es gibt Autos und dann gibt es Jagdautos, die sind wahre Legenden. Eine solche Legende ist der Land Cruiser von Toyota. Zuverlässiger Begleiter in jedem Terrain und das seit Jahrzehnten. Der neuste Cruiser kommt mit 204 PS, wahlweise mit 6-Gang Schaltgetriebe oder Automatik daher. Dabei nimmt er es wie auch seine Vorgänger mit allen Widrigkeiten auf! Das Torsen-Sperrdifferenzial (LSD) für die Hinterachse verbessert Stabilität und Bodenhaftung auf unebenen Straßen und bei Glätte. Durch die Multi-Terrain-Select-Technologie kann auf jeden Untergrund und alle Bedingungen reagiert werden. Das System reduziert ein Durchdrehen der Räder und die Crawl-Control-Funktion passt die Geschwindigkeit an.
Fünf Gelände-Modi stehen mit der Multi-Terrain-Select-Technologie im Land Cruiser zur Auswahl. Passend zu den Untergrund-Bedingungen reduziert das System das Durchdrehen der Räder während die Crawl-Control-Funktion die Geschwindigkeit anpasst. Ein moderner Geländewagen, der seine Offroad-DNA perfekt im Revier einsetzt.