Das große Drückjagd ABC

Patrick Drückjagd

Patrick Bollrath hat durch seinen Beruf als Förster viel Erfahrung in der Planung und Durchführung von Drückjagden. (Foto: Finn Boxhammer)

Die ersten Drückjagden stehen an und jedes Jahr aufs Neue überdenkt man Gelerntes und die eigene Ausrüstung. Was brauch ich im Jagdrucksack? Wie geht das nochmal mit dem Haltepunkt?

Drückjagdprofi Patrik Bollrath hat seine geheimsten Tipps und wichtigsten Grundlagen zusammengefasst:  Ein ganzes Drückjagd-Alphabet ist entstanden.

Aufbrechen

Sauberes Aufbrechen ist ein Muss. Sollte auf Drückjagden nicht zentral Aufgebrochen werden, ringeln Sie ihr Stück damit das wertvolle Keulenfleisch nicht verschmutzt wird. Ein scharfes Messer sowie eine Säge zum Aufbrechen gehört in jeden Jagdrucksack und wenn Sie es sich nicht alleine zutrauen, fragen Sie nach Unterstützung.

Bergen

Bergen ist Teamarbeit. Helfen Sie sich gegenseitig, denn so ist jedes Stück schnell an den Weg gezogen. Jagdgeschichten können danach ausgetauscht werden. Erst gilt es, das Stück an den Weg zu ziehen, damit es weitertransportiert werden kann. Ein guter Bergegurt ist Pflicht. Auch wenn man selbst nichts gestreckt hat, sollte man immer seine Hilfe anbieten.

Chefsache

Den Anordnungen des Jagleiters ist immer Folge zu leisten. Nachher zu sagen „habe ich nicht gesehen oder gewusst“, sind keine Ausreden. Die Regeln am Tag der Jagd haben einen Grund und schließlich trägt der Jagdleiter auch die gesamte Verantwortung.

Durchblick

Ein Wärmebildgerät hilft auch auf der Drückjagd. Regelmäßiges „Abscannen“ der Dickungsränder warnt einen häufig vor anwechselndem Wild, welches einen sonst überrascht hätte. Auch sieht man Wild, welches sich in der Dickung niedertut oder kann sicher sein das Stück getroffen zu haben, wenn man es in der Dickung liegen sieht.

Entfernungen

Legen Sie sich vorher Schusssektoren fest und messen Sie die Entfernungen mit einem Entfernungsmesser oder Fernglas mit integriertem Entfernungsmesser. In fremdem Gelände ist das Einschätzen der richtigen Entfernung oft schwierig und ein genaues Bestimmen dieser Grenzen immer sehr hilfreich.

Fangschuss

Der Fangschuss sollte stets den Hundeführern überlassen werden. Ist das Stück jedoch ohne Hunde von Ihrem Sitz aus zu erreichen, so zögern sie nicht und bringen Sie schnell einen zweiten Schuss an. Jede Nachsuche, die so unterbunden wird ist wichtig, auch wenn Wildbret entwertet wird. Das Leid des Tieres zu beenden hat absolute Priorität!

Gemeinschaft

Dass die jagdliche Kameradschaft nach der Jagd gepflegt wird, versteht sich von selbst. Während der Jagd sollte man sich immer gegenseitig helfen, so können Nachsuchen verkürzt, bereits erlegte kranke Stücke identifiziert und die Organisation vereinfacht werden.

Haltepunkt

Auf Drückjagden ist es wichtiger denn je, dass das Stück am Anschuss liegt. Hier ist der richtige Haltepunkt entscheiden. Je nachdem, welches Geschoss verwendet wird empfiehlt sich immer der Schuss auf die Blätter, um eine größtmögliche Schockwirkung zu erreichen.

Intuitiv

Hören sie auf Vorhaltemaße zu berechnen und diese in die Praxis umzusetzen. Trainieren, trainieren und trainieren ist das Einzige, was wirklich hilft. Werden im Training unterschiedliche Szenarien geübt, werden sie auch auf der Jagd intuitiv richtig schießen.

Jagd vorbei

Halten sie sich an die vereinbarten Zeiten und verlassen sie erst nach dem Abblasen den Hochsitz. Sich mit dem Handy einen Wecker zu stellen, ist immer eine sichere Sache, um nicht zu früh vom Sitz zu gehen oder zu spät noch ein Stück zu erlegen. Denn vorbei ist vorbei, bei der Uhrzeit gibt es keine zweite Meinung!

Kälte

Nichts ist schlimmer auf einer Drückjagd als Kälte. Sie macht einen unbeweglich und unkonzentriert. Beheizbare Kleidung in Verbindung mit einer Wind- und regenabweisenden Oberschicht ist ideal und reduziert die Auflagedicke der Kleidung. Zudem sind Heizpads eine tolle Ergänzung.

Langeweile

Bleiben sie immer konzentriert, auch wenn mal eine Zeit lang nichts passiert. Das Handy hat schon manchem Stück das Leben gerettet. Insbesondere die erste halbe Stunde und die letzten zehn Minuten sollten sie extrem aufmerksam sein. Die ganze Zeit über kann Wild von allen Seiten anwechseln, Zeit auf sein Handy zu schauen oder zu telefonieren hat man also eigentlich nicht.

Miteinander

Eine Drückjagd ist immer ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem jeder dem anderen helfen sollte. Bieten Sie also Ihre Hilfe an und lassen Sie sich auch von anderen helfen. Nur so kommt es zu einem reibungslosen Ablauf.

Nachsuche

Jeder Fehlschuss muss gemeldet und Nachgesucht werden. Nachsuchen sollten grundsätzlich nur Profis. Wenn Ihr Stück 50 Meter vom Anschuss nicht liegt, ziehen Sie sich zurück und überlassen die Angelegenheit den Spezialisten. Der eigene Hund, welcher vielleicht im Auto wartet, sollte ebenfalls nicht noch zusätzlich die Fährte ablaufen.

Orange

Orange ist Pflicht. Das gilt für jeden! Auch wenn Tweed- oder Wachsjacken schön aussehen, entsprechen sie nicht den Sicherheitsbestimmungen. Eine orangefarbene Jacke ist also das Mittel der Wahl.

Penibel

Seien Sie penibel, was das Ansprechen von Trophähenträgern angeht. Schnell ist eine falsche Entscheidung gefällt und häufig kostet diese eine Menge Geld. Treffen sie beherzte und schnelle Entscheidungen, aber reden Sie sich keine Trophäe passend, denn dann passt das Stück nicht.

Querschläger

Die Gefahr durch Abpraller und Querschläger ist immer vorhanden. Unterlassen Sie immer weite Schüsse und vergewissern sie sich vor jedem Schuss über die Art des Kugelfangs und den Winkel des Schusses. Im Zweifel bleibt der Finger gerade.

Regenschirm

Ein großer Angelschirm und Kabelbinder haben schon manchen Drückjagdtag gerettet. Schirme sind für kleines Geld im Angelladen erhältlich und schützt Sie und Ihre Ausrüstung effektiv vor Nässe von oben. Mit den Kabelbindern wird der Schirm einfach am Drückjagdbock fixiert.

Schnelligkeit

Schnelligkeit ist oft das A und O auf einer Drückjagd. Das bedeutet nicht immer schnelles Wild zu erlegen, sondern schnell Entscheidungen zu treffen und diese schnell durchzuführen. Ein Schütze der steht ist immer schneller als einer der sitzt! Je nach Stand gibt man allerdings auch eine sehr große Silhouette ab, hin und wieder gilt es abzuwägen.

Tarnnetz

Ein Tarnnetz (3,6 x 1,5m) ist immer im Jagdrucksack dabei und macht aus jedem offenen Drückjagdbock einen blickdichten Sitz. Ein Tarnnetz um den Sitz macht sie für das Wild schlechter erkennbar und Bewegungen werden dadurch verborgen. Ein absolutes Must-Have.

Unprofessionell

Seien sie nicht unprofessionell und schießen sie nur nach kritischer Würdigung Ihrer eigenen Schießfertigkeiten. Die sozialen Medien oder auch Filme lassen schwierige Schüsse oft leicht aussehen und laden zum Nachahmen ein. Schießen Sie nur, wenn sie sich sicher sind, einen guten Schuss anzutragen. Zum Üben ist auf der Jagd kein Platz!

Verhoffen

Wenn es möglich ist, sollte man das Wild zum Verhoffen bringen. Dies Geschieht durch kurzes und lautes anrufen. Hochflüchtiges Wild ist nur schwer zum Anhalten zu bewegen. Hier sollte man sich eher darauf konzentrieren, einen sicheren Schuss in der Bewegung anzutragen oder den Finger am besten gerade zu lassen.

Wasser

Eine Flasche Wasser sollte ebenfalls immer im Rucksack dabei sein. Sei es zum Händewaschen oder zum Trinken. Auch an kalten Tagen kann der Körper dehydrieren und gerade in einer angespannten Situation wie einer Drückjagd, benötigt der Körper ausreichend Flüssigkeit.

Xakt jagen

Wenn man sich mit seinem Stand vertraut gemacht hat, sollte man sich auch automatisch damit befassen, wo man einen Schusskorridor hat, wo man einen zweiten Schuss antragen kann, um vorbereitet zu sein.

Yachtclub oder Saustall?

Auf dem Weg zu Ihrem Platz sollten sie diesen genau inspizieren. Erwarten sie hohe Hallen mit Fichtenaltholz und kilometerweiter Aussicht oder Dickbusch, Brombeeren, die Nachwehen Lothars und Wiebkes? Wo verlaufen Wechsel? Wo sind Dickungen? Von wo ist Wild zu erwarten? Wie kommt der Wind? Das Handy ist in dem Fall hilfreich und verrät uns via Google Maps, wo wir uns befinden und wie das Gelände um uns aussieht. Wenn wir davon ausgehen, dass das Wild meistens gegen den Wind flüchtet, ist dies ebenfalls ein guter Anhaltspunkt.

Zum Schluss

Versuchen sie eine Routine aufzubauen, auch wenn Sie nur wenige Drückjagden im Jahr besuchen, sollte die Ausrüstung und Ihre mentale und pysische Vorbereitung
immer dieselbe sein.