Ganz gleich, ob passionierter Hundeführer, Standschütze oder reiner Ansitzenthusiast, es gibt Situationen in denen wir alle nicht umhin kommen, auch mal ein Stück mit dem Abfangmesser erlösen zu müssen. Wichtig ist nur, dass wenn es darauf ankommt, die Ausrüstung und die Abfangtechnik passen.
Auf das richtige Abfangmesser kommt es an
Zunächst einmal hängt die Wahl des Messers für das Abfangen mit der kalten Waffe von der jeweiligen Wildart ab. Bei Rehwild und sonstigem Niederwild genügt ein größeres Jagdtaschenmesser mit arretierbarer Klinge oder das klassische „Mora-Messer“.
Spätestens wenn Damwild, Schwarzwild oder Rotwild vorkommen kann, darf und muss es etwas mehr Messer sein! Ob als „Backup-Messer“ im Drückjagdrucksack für Situationen, in den Hunde am Stück sind oder beim Abfangen beim Durchgehen oder der Nachsuche: rund 16 cm Klingenlänge sollten es sein. Zudem braucht das Messer ein ordentliches Parierelement, um in hektischen Situationen nicht mit der Führhand in die Klinge zu rutschen. Ein gutes Abfangmesser besitzt auch eine Schweißrinne, die dafür sorgt, dass der Schweiß nach außen gelangt und schneller Luft in den Brustraum kommt.
Der beste Schliff
Der Markt hält Saufänger und Abfangmesser in unterschiedlichsten Ausführungen bereit. Die Hauptunterschiede liegen dabei vor allem im Schliff der Klinge. Einige für das Abfangen von Wild gedachte Messer haben eher die Form eines Bowie-Messers und einen einseitigen Schliff. Der klassische Saufänger hat hingegen eine beidseitig geschliffene Klinge. Beide funktionieren, schlussendlich ist es also eine Frage der persönlichen Vorliebe, wofür man sich entscheidet. Der beidseitige Schliff hat den Vorteil, dass man auch falls das Stück in der Dickung unter einem Ast sitzt, die Klinge noch nach oben ziehen kann und nicht auf einen Schnitt nach unten beschränkt ist. Was zudem sehr wichtig ist, ist eine Klinge aus robustem und vor allem nicht zu hartem Stahl, welche nicht bricht. Viele Saufänger werden aus dem gängigen 440 c Stahl gefertigt und bieten eine sehr solide Lösung.
Form follows Function
In puncto Klingenform gibt es entweder die Möglichkeit, einen klassischen Saufänger mit etwas wuchtigerer Klinge oder eine eher bajonettartige Klingenform zu wählen. Natürlich sorgt der etwas größere und schwerere Saufänger beim Einsatz am Wild auch beim Ansetzen für einen geringfügig größeren Schnitt und ist etwas komfortabler. Die kompaktere und schlankere Klinge bringt allerdings den Vorteil einer großen Gewichtsersparnis. Die macht sich dann bemerkbar, wenn der Hund geschnallt wurde und man den Standlaut angeht. Auch auf der Drückjagd haben sich leichtere Modelle in meinen Augen bewährt, da sie einfach wesentlich leichter zu tragen sind und man mobiler bleibt, falls man den Hunden schnell helfen muss. Weniger ist bei der Wahl des Messers also mehr.
Was die Klingenform zum Abnicken eines Stücks Rehwild anbelangt, so sollte diese schmal und spitz sein, um zwischen dem obersten Halswirbel und der Schädelbasis abfangen zu können. Dies ist jedoch eine Technik, die immer seltener wird.
Alles eine Frage der Technik
Das Abnicken soll an dieser Stelle keine weitere Berücksichtigung finden, da es eine Technik ist, die nur für diejenigen in Frage kommt, die es absolut beherrschen.
Wesentlich praktikabler und einfacher ist das Abfangen durch einen Stich mit anschließendem Schnitt durch den Brustkorb. Dabei nähert man sich schräg von hinten an das Stück an und fixiert den Teller mit der freien Hand. Beim Bock/Hirsch wird das Geweih mit der freien Hand, wenn dies nicht möglich ist, mit dem Fuß festgesetzt. Zudem sollte das Stück mit den Knien und dem eigenen Gewicht fixiert werden. Das Abfangmesser wird bis zum Fixieren des Stücks mit der Spitze nach oben und damit aus dem Gefahrenbereich gehalten. Ist das Stück fixiert, wird das Messer hoch hinter dem Blatt angesetzt und in einer geraden Bewegung nach unten gezogen. Dadurch wird der Brustraum geöffnet, es tritt Luft ein und die Lunge kollabiert.
Achtung Hunde!
Obwohl das Erlösen des Stückes mit dem Abfangmesser gerade unsere vierbeinigen Jagdfreund schützen soll, passieren gerade ihnen die schlimmsten Unfälle.
Abfangen ist nichts für Hitzköpfe und schwache Nerven. Man sollte also gerade wenn Hunde am Stück sind, die dieses binden, immer extrem darauf achten, dass man das Stück nicht durchsticht. Die Messerspitze auf der anderen Seite des Wildkörpers gefährdet ansonsten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den Hund. Überlange Abfangmesser und Tortenheber haben im praktischen Jagdbetrieb also absolut nichts verloren. Zum Einsatz kommt nur, was den jagdlichen Zweck erfüllt und kranke Stücke unverzüglich von ihrem Leiden erlöst.