Finanzielle, sowie emotionale Verluste und eine Politik, die nicht handelt: das Thema Wolf spaltet immer weiter. Ein Schäfer zieht nun seine Konsequenzen – und weitere werden folgen.
Bald täglich hört man neue Meldungen über Wolfsrisse. Schon lange hat sich das Raubtier bei uns in Deutschland wieder etabliert. Dass der Wolf Teil unseres Ökosystems ist, bestreitet auch keiner. Doch jeder andere Prädator wird reguliert, damit er sich nicht ungehindert ausbreiten und ökologische und ökonomische Schäden anrichten kann. Nur bei Kollege Isegrim zieht die Politik eine Grenze. Weiterhin bleibt er unantastbar. Die einzelnen Abschussfreigaben sind lediglich Tropfen auf einen heißen Stein – und Schüren den Ärger der Betroffenen.
Kulturgut durch den Wolf gefährdet
Die Schäferei gehört zu den ältesten Gewerben der Welt. Seit tausenden von Jahren hält der Mensch nun schon Weidetiere. Globalisierung und Massentierhaltung haben die Preise für Fleisch und Wolle in den Keller sinken lassen und erschweren den Tierhaltern das Auskommen. Trotz allem behaupten sich noch einige Schäfer. Oft im Nebenerwerb und mit teilweise höheren Kosten als Erlösen. Doch nun schleicht sich Resignation ein. Welchen Aufwand das Umstellen der Zäune kostet, bleibt hier nur am Rande erwähnt. Durch den Wolf, der nach Deutschland zurückgekehrt ist, und sich ungehindert vermehren und ausbreiten kann, stehen die Schäfer einer neuen Bedrohung ihrer Existenz gegenüber.
Politikversprechen vs. Realität
Mit großen Tönen frohlockte die Politik: Schutzmaßnahmen gegen den Wolf werden gefördert! Ob Zäunung oder Herdenschutzhund, der Schäfer würde Unterstützung finden. Schäden durch Wolfsrisse würden finanziell ersetzt. Die Realität sieht jedoch anders aus. Am Montag rissen Wölfe 14 Sikahirsche in einem Gatter im Brandenburgischen Klein Ziethen. Trotz eines über zwei Meter hohen Zaunes fehlt von Schadenersatz jede Spur. Der Grund: es fehlte der Untergrabenschutz. Dass die Wölfe jedoch über den Zaun an das Gatterwild herankamen und sich nicht unter dem Zaun durchgegraben hatten spielt dabei für die Behörde keine Rolle. Vorschrift ist nun mal Vorschrift.
Eine Landwirtin im Nebenerwerb muss ihre Herdenschutzhunde bei Nacht wegsperren weil sie bellen (wir berichteten). Und sollte dann doch ein Schäfer Schadensersatzansprüche stellen wollen, dann sind die bürokratischen Hürden und die Wartezeit so hoch, dass viele das Handtuch schmeißen.
Mit dem Wolf kommen die Probleme
Abgesehen von menschlichen Existenzen und Nutztieren stellt der Wolf zusätzlich eine Bedrohung für den Naturschutz dar. Denn wer soll zukünftig Landschaftspflege betreiben, wenn die Schäfer sich gezwungen sehen, ihren Beruf aufzugeben? Ein Schäfer aus Elster hat über 300 Schafe durch den Wolf verloren – mehr als 60.000€ Schaden. Für ihn macht es keinen Sinn, diesen Beruf weiter auszuüben. Seine Tiere möchte er nun schweren Herzens verkaufen.
Ein jeder profitiert von dem Erhalt der Schäferei. Sei es die regionale Fleischversorgung, die Pflege wertvoller Biotope oder auch der Deichschutz – wenn die Politik nicht bald handelt, stehen wir größeren Problemen als Wolfsrissen gegenüber.