Der Wolf soll zwar ganz selbstständig in seine ehemaligen Verbreitungsgebiete in Deutschland zurückgekehrt sein, die Wolfskosten schnellen dennoch gewaltig nach oben.
Dr. Nina Krüger hat sich einmal genauer angesehen, welche das insgesamt sind.
Lupus pilum mutat, non mentem (Der Wolf mag sein Haar wechseln, nicht aber seine Absichten) – schon den Römern war klar, dass ein Wolf ein Wolf bleibt, selbst wenn ihn zum Goldesel des Naturschutzes macht. Und so bleibt der Grauhund ein opportunistischer Kulturfolger, der mit allen Gegebenheiten in unserer Kulturlandschaft hervorragend zurechtkommt, ein maximales Populationswachstum an den Tag legt und von Tag zu Tag mehr von uns Menschen lernt.
Was kostet der Wolf? – Geld und Nerven
Wer sich mit dem Wolf in Deutschland befasst, weiß dass er vor allem eines kostet – nämlich Nerven. Ist man Tierhalter, muss man sich darauf vorbereiten tote oder verletzte Weidetiere vorzufinden, selbst wenn man zuvor jede Menge Geld und Zeit deren Schutz investiert hat.
Ist man Jäger, sind es die unvorhersehbaren Wildbewegungen und die neuen Herausforderungen in der Bejagung, die einem den Schlaf rauben, wenn einem nicht gerade die Sorge um die Sicherheit des eigenen Stöber- oder Schweißhundes wachhält, den man zur Drückjagd oder Hatz schnallen möchte.
Ist man nur Hundehalter sucht man sich vielleicht lieber übersichtliches Gassiterrain und als verantwortungsvolles Elternteil denkt man mittlerweile zweimal darüber nach, ob man den Nachwuchs noch unbeaufsichtigt durchs Gebüsch toben lässt.
Die Wahrscheinlichkeit in einen Wildunfall mit Wolf verwickelt zu werden, steigt mit der wachsenden Population ebenfalls ständig. Und selbst die Initiatoren der „Willkommen Wolf”-Kampagne dürften sich zunehmend die Haare darüber raufen, wie oft naturferne Journalisten noch auf den Sermon an Verharmlosungen des Raubwildes hereinfallen werden.
Vielleicht sind selbst die deutschen Wölfe langsam so genervt vom ewigen Klatschen und Rufen, dass sie allein deshalb schon bald versuchen werden von tierischer auf menschliche Beute umzusteigen – nur damit endlich mal wieder Ruhe im Wolfsgebiet herrscht.
Wolfskosten der Länder
Wölfe | Prävention | Nutztierrisse | Schadensersatz | Monitoring | Verwaltung | Öffentlichkeitsarbeit | Umweltpolitik | |
Bremen | 0 | 0 | 1 | 540 € | 856 € | k.A. | 2.000 € | Grüne |
Nordrhein-Westfalen | 2 | 23.335 € | 60 | 818 € | k.A | k.A. | k.A. | CDU |
Schleswig-Holstein | 2-3 | 320.000 € | 82 | 17.500€ | 20.000€ | k.A. | k.A. | Grüne |
Baden-Württemberg | 1 | 339.057 € | 56 | 10.500 € | 32.027 € | k.A. | k.A. | Grüne |
Hessen | 0 | 0 € | 13 | k.A. | k.A. | k.A. | 3.000 € | Grüne |
Thüringen | 1 | 12.333€ | 71 | 10.000€ | 140.000€ | k.A. | 6.000€ | Grüne |
Bayern | 10 | 205.000€ | 8 | 2.860€ | k.A. | 288.000€ | k.A. | Freie |
Mecklenburg-Vorpommern | ca. 70 | 100.000€ | 71 | 17.500 € | k.A. | k.A. | k.A. | SPD |
Brandenburg | ca. 420 | 779.463 € | 401 | 67.604 € | k.A. | k.A. | k.A. | SPD |
Niedersachsen | ca. 270 | 821.736 € | 311 | 41.222€ | 190.613€ | 349.000€ | k.A. | SPD |
Sachsen-Anhalt | ca. 90 | 200.000€ | 170 | 40.000€ | 25.000€ | 101.600€ | k.A. | Grüne |
Sachsen | ca. 240 | 166.700€ | 325 | 37.100 € | 258.480 € | k.A | 159.400 € | CDU |
Mehr Herdenschutz, mehr Risse
All diese Sorgen lassen sich in Worte fassen, sind berechtigt, aber leider nicht statistisch zu erfassen. Daher haben wir uns einmal angesehen, wo Isegrimm in Deutschland vorkommt, wo er Schäden verursacht und – am wichtigsten – die Wolfskosten. Dabei haben wir uns auf die offiziellen Angaben der zuständigen Ministerien der Bundesländer verlassen. Somit finden sich in der Darstellung nur die aufgewendeten Steuermittel, nicht etwaige Spenden, die dem Wolfschutz zu Gute kommen sollen. Seit einiger Zeit gibt es zwar eine bundesweite Informationsseite zum Thema Wolf (www.dbb-wolf.de), die Angaben dort decken sich aber nur zum Teil mit denen der einzelnen Länder bzw. mit denen des Bundesamtes für Naturschutz.
So ist dort beispielsweise 2018 nur von 57 Wolfsrudeln, zwei Paaren und wenigen Einzelindividuen die Rede – Sachsen-Anhalt wurde nicht einmal als Wolfsland berücksichtig. Zusammengezählt kommen wir aber auf 93 Rudel, acht Paare und mindestens 23 Einzelindividuen. Auch für Nachwuchs war mit rund 250 gezählten Welpen ausreichend gesorgt. Rechnet man mit durchschnittlich neun Tieren pro Rudel so kommen wir inklusive Welpen für 2018 ganz locker über 1.000 Wölfe in Deutschland.
Ein weiteres Detail sticht ins Auge. Dort wo mit Abstand am meisten für den Herdenschutz ausgegeben wird – in Brandenburg und Niedersachsen – gibt es auch die meisten Risse an Nutztieren. Ein Hinweis darauf, dass sich Herdenschutz nicht so umsetzen lässt, dass er Weidetiere tatsächlich flächendeckend vor Wolfsattacken schützt. Immerhin haben es unlängst zwei Wölfe in Hessen nicht nur aus ihrem Gehege, sondern auch aus dem Wildpark, in dem sie gehalten wurden, geschafft und dies trotz meterhoher, stromführender Zäune. Hunger oder Langeweile machen offenbar auch den dümmsten Wolf erfinderisch genug, um menschlich erdachte Hindernisse früher oder später zu überwinden.
Extra-Kosten im Verborgenen
Die Wolfskosten, die Deutschlandweit offiziell im Zusammenhang mit der Rückkehr des Wolfes 2018 aufgewendet wurde – nämlich rund 4,4 Millionen Euro – haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nur Bayern und Niedersachsen weisen Verwaltungs- bzw. Personalkosten explizit aus. In den meisten anderen Bundesländern werden die Kosten für Gebäude, Strom und Personal nicht so erfasst, dass die dem Wolf zugeordnet werden können.
Wenn aber ein Land wie Bayern mit nur zehn Wölfen schon 288.000 Euro für Personalkosten ausgibt, wieviel mag es dann in Sachsen oder Brandenburg sein? 149 Anträge auf Herdenschutz wurden beispielsweise in Brandenburg bearbeitet, 401 gerissene Nutztiere mussten begutachtet und die Anträge ihrer Halter auf Entschädigung durchgesehen werden. Auch die ausführliche Internetseite zum Thema Wolf des Bundeslandes pflegt sich nicht allein und kostet Geld. Vom Monitoring, DNA-Proben und anderen Sachmitteln mal ganz abgesehen. Wäre man kleinlich, könnte sich die Summe also noch um ein Vielfaches erhöhen.
Selbst wenn der Entschluss gefasst wird, Wölfe zu erlegen oder einzufangen, ist dies keine wirklich kostengünstige Alternative. Die Ohrdrufer Wölfin, die vermutlich zwei Jahre in Folge Mischlingswelpen aufgezogen hat, hat damit nämlich Kosten von etwa 40.000 Euro verursacht – für Fallenmieten, Personalkosten und die Möglichkeit der Hybridenunterbringung im Bärenpark Worbis. Ohne das Problem abschließend aus der Welt zu schaffen. Insgesamt ist sie mit 168.333 Euro Kosten Deutschlands teuerste Wölfin 2018 gewesen.