Die Stimmen für effektiveres Wolfsmanagement werden lauter. In Nordrhein-Westfalen haben sich immer mehr Wolfsrudel etabliert, und auch die Anzahl der Angriffe auf Nutztiere steigt damit stetig. Dies führt zu großem Unmut unter Landwirten.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) registrierte im Jahr 2024 insgesamt 84 Angriffe von Wölfen auf Nutztiere. Dabei wurden 273 Tiere getötet oder verletzt. 67 dieser Fälle konnten bereits eindeutig Wölfen zugeordnet werden, die restlichen 17 werden laut Lanuv diesbezüglich noch untersucht. Damit ist dennoch klar: Wölfe reißen immer mehr Nutztiere. 2023 waren es noch 53 bestätigte Wolfsangriffe, in den Vorjahren noch weniger.
Mehr Wölfe und mehr Risse in NRW
Die Wolfspopulation ist in NRW erheblich gewachsen. Aktuell gibt es vier dauerhaft in NRW lebende Rudel, wovon eines im letzten Jahr aus Belgien eingewandert ist. Genau dieses Rudel bekam im August sieben Welpen im Nationalpark Eifel. Und auch die übrigen Rudel, welche sich im Ebbegebirge, im Schermbeck und im Rhein-Sieg-Kreis aufhalten, verzeichneten teilweise viel Nachwuchs in 2024.
Unklar ist noch, ob die Risse in NRW auf die dauerhaft im Bundesland lebende Wolfspopulation oder auf umherziehende Wölfe zurückzuführen sind. Dies soll das Wolfsmonitoring klären. Die gestiegene Zahl überfahrener Wölfe könnte auf generell mehr umherziehende Tiere hinweisen. Auch dies müssten Beobachtungen in den folgenden Jahren erst bestätigen.
Landwirtschaft fordert aktives Wolfsmanagement
Der Rheinische und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband fordert aufgrund der Entwicklungen ein Umdenken im Umgang mit dem Thema Wolf. Wie eine Sprecherin des Rheinischen Landwirtschaftsverband Berichten zufolge erklärt, habe sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Angriffe „eine neue Dimension erreicht“. Denn Wölfe würden zunehmend auch größere Nutztiere wie Rinder. Und auch bislang weniger betroffene Kreise verbuchen immer mehr Risse. Der günstige Erhaltungszustand ist laut der Verbände längst erreicht. Für den Schutz von Nutztieren gebe es daher die Grundlage für ein aktives Bestandsmanagement. Dies würde auch die Entnahme einzelner Tiere einschließen.
Wölfe bleiben politisches Thema
Bislang äußerte sich das Umweltministerium nicht zu den deutlichen gestiegenen Risszahlen. Das Wachstum der Population war allerdings schon länger prognostiziert, die Entwicklung ist daher nicht überraschend. Das Ministerium betonte nun, Herdenschutzmaßnahmen in ganz NRW zu fördern.
Eine Studie des Bundesamts für Naturschutz zeigt zusätzlich, dass NRW zu großen Teilen nicht für eine dauerhafte Ansiedlung von Wölfen geeignet ist. Ein weitere Punkt, der für aktives Wolfsmanagement spricht.
Und auch auf politischer Ebene wird das Thema endlich salonfähig: NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) begrüßte die Ankündigung, dass der Schutzstatus des Wolfes herabgesetzt werden soll. „Das wird uns in Zukunft helfen, Wölfe, die erhebliche Schäden verursachen, entnehmen zu können“, teilte der Minister im September mit. Unklar ist bislang, wann Änderungen bezüglich des Umgangs mit dem Wolf tatsächlich realisiert werden können.