Übergriffe von Wölfen auf Hunde sind keine Seltenheit und mehren sich in letzter Zeit. Doch warum töten Wölfe Hunde?
Collie wird gerissen
Eine Situation wie sie in Deutschland häufig vorkommt: bei einer Gassirunde findet der Hund eine interessante Spur und verabschiedet sich aus Herrchens oder Frauchens Einflussbereich. Ein Verhalten das gerade zur Brut-und Setzzeit sehr schädlich für die Natur sein kann und aus rechtlicher Sicht auch mal schnell zur Wilderei werden kann. Im Wolfsgebiet kann es jedoch fatale Folgen haben, wie ein Fall vom 3. März.2023 zeigt.
In der Nähe des sächsischen Weißwassers hatte ein Collie auf einem Spaziergang Rehe aufgestöbert und diese verfolgt. Als der Hund nach einer Weile weder auf Rufe und Pfiffe reagierte, begann der Besitzer die Suche. Als er ein Waldstück erreichte, flüchtet aus diesem drei Wölfe. Von bösen Vorahnungen geleitet machte der Hundebesitzer in dem Wäldchen eine furchtbare Entdeckung. Er fand die Überreste seiner Hündin, die zum Teil aufgefressen war.
Rissgutachter bestätigen den Wolf als Verursacher, jedoch wird eine DNA-Analyse letzte Gewissheit bringen.
Kein Einzelfall
Am Anfang der Wiederbesiedlung Deutschlands stand für die Wölfe oft die Not einen Partner zu finden. Mehrere Wölfinnen verpaarten sich mit Haushunden. Die entstandenen Wolfshybriden gelten aufgrund ihrer Hundegene als Gefahr für die Wolfspopulation. Die Hybriden werden daher oft entweder gefangen oder sogar zum Abschuss freigegeben.
Neben dem medienwirksamen Tod einer Deutschen Bracke im Januar 2018, wurde erst vor ein paar Wochen ein Pyrenäenberghund durch Wölfe getötet. Diese bis zu 70 kg schweren Hütehund wurden zum Schutz von Weidetieren gezüchtet und befinden sich in vielen deutschen Wolfsgebieten im Einsatz.
Aber auch andere Hunde geraten manchmal auf „dienstlichem Wege“ mit dem Wolf aneinander. Jagdhunde treffen während der Jagd mitunter auf Wölfe. Oft flüchten die Wölfe bei größeren Bewegungsjagden aus dem betreffenden Gebiet. Manchmal kommt es auch zum Kampf mit den Hunden, wie Fälle aus Skandinavien aber auch Brandenburg zeigen. Ein niederländischer Jäger hatte 2019 während einen Drückjagd einen Wolf erlegt, der sich mit Jagdhunden eine Beißerei lieferte. Alle Versuche den Wolf durch Rufen und sogar Warnschüsse zu vertreiben, waren erfolglos geblieben. Der Weidmann wurde letztendlich vom Landgericht Potsdam freigesprochen.
Auch der Rissbericht der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) weist für das Jahr 2021 Hunde als bestätigte Wolfsopfer auf.
Warum attackieren Wölfe Hunde?
Auch wenn Wolf und Hund relativ nah verwandt sind, dulden Wölfe Hunde in ihrem Territorium nicht.
Durch jahrhundertelange Züchtung hat sich der Hund weit von seinem Urahn entfernt. Dies gilt nicht nur für Mops, Dackel und Chow-Chow. Besonders im Bezug auf die Körpersprache hat der Hund gegenüber dem Wolf Nachteile. Einige Ausdrucksvarianten sind während der Zucht auf der Strecke geblieben. Das Haustier kann sich dem Wolf gegenüber nicht in vollem Umfang verständlich machen. Es kommt zu Missverständnissen.
Grundsätzlich ist Wölfen, besonders den Leittieren eines Rudels, immer daran gelegen ihr Revier gegen Eindringlinge zu verteidigen. Sei es nun ein anderer Wolf oder ein Hund, denn beide sind Nahrungskonkurrenten. Die meisten Hunderassen sind ihren wilden Verwandten in Bezug auf Kampfkraft und Erfahrung deutlich unterlegen. Eine Flucht ist meist aussichtslos.
Besonders wenn Hunde allein unterwegs sind, wird es gefährlich. In der Paarungszeit der Wölfe (Ranz) von Februar bis März kann ein Zusammentreffen mit Wölfen für den Hund besonders gefährlich werden. Isegrim verteidigt dann sein Territorium vehement und tötet den Hund meistens. Dabei ist es auch nicht unüblich, dass Teile des Hundes aufgefressen werden.