Gestern entschied das Gremium der Berner Konvention, den Schutzstatus des Wolfes in Europa herabzusetzen. Dies gilt als erster Schritt, um die Regulation von Wolfspopulationen in Europa und somit auch in Deutschland realisieren zu können. Es ist also nicht überraschend, dass sich inzwischen verschiedenste Stimmen zu diesem Wendepunkt im Wolfsmanagement geäußert haben.
Landesjagdverband Brandenburg begrüßt Entscheidung zu Schutzstatus
Aus einer Pressemitteilung des Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) geht hervor, dass dieser die Entscheidung des Gremiums der Berner Konvention begrüßt.
„Es war längst überfällig, den Schutzstatus des Wolfs zu reduzieren. Eine angemessene Regulierung und ein aktives Bestandsmanagement sind notwendig, um die Akzeptanz auf dem Land wiederherzustellen, den ausgeuferten Wolfsbestand zu reduzieren und die Nutztierrisse endlich wieder in den Griff zu bekommen“, sagt Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des LJVB. „Die heutige Entscheidung stellt einen wichtigen ersten Schritt dar, um diesem notwendigen Ziel näher zu kommen.“
Als nächsten. Schritt nennt der LJVB eine schnelle Anpassung in der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie), um den Mitgliedsstaaten schnell das Management der Wolfspopulation zu ermöglichen.
Gerade für Brandenburg stellt die Wolfspopulation im Land eine Schwierigkeit da, vor allem für die Landwirtschaft. „In Brandenburg leben über 1.000 Wölfe und wir erleben über 5 Nutzierrisse oder Übergriffe am Tag. Unsere Landwirte erleben täglich die tatsächliche Wolfsrealität und werden vollkommen allein gelassen. Nun muss schnell gehandelt werden, um die neuen Möglichkeiten umzusetzen“, sagt Dr. Wellershoff.
Auch die Politik reagiert: CDU gibt Statement ab
Das Thema Wolf polarisiert allerdings nicht nur in Kreisen der Jägerschaft. Nun gab es erste Statements aus der Politik. Frank Schmädeke, Landtagsabgeordneter der CDU, kommentiert die Absenkung des Schutzstatus des Wolfes wie folgt:
„Endlich bewegt sich auf europäischer Ebene, wie wir es lange gefordert haben, etwas. Die Entscheidung des Europarats ist ein wichtiger erster Schritt hin zu einem aktiven Wolfsmanagement. Sobald die Entscheidung rechtskräftig ist, muss die EU-Kommission zügig eine Gesetzesänderung auf den Weg bringen und die FFH-Richtlinie entsprechend anpassen. Es liegt dann an der Bundesregierung, ohne ideologische Vorbehalte zuzustimmen.
Gleichzeitig muss das Bundesnaturschutzgesetz geändert werden, damit die neuen europäischen Vorgaben auch national genutzt werden können. Nur so können wir den Schutz unserer Weidetiere wirksam gewährleisten.“
Schmädeke hebt zudem die Bedeutung der Weidetierhaltung hervor: „Weidetierhaltung ist ein unverzichtbarer Teil unserer Landwirtschaft und leistet einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft. Sie sorgt für artenreiche Lebensräume, pflegt unsere Landschaften und stärkt die regionale Wertschöpfung. Ein effektiver Schutz der Weidetiere ist daher nicht nur im Interesse der Tierhalter, sondern auch im Interesse unserer Umwelt und Gesellschaft.“
Die Entscheidung des Europarats ist ein Signal für pragmatische Lösungen und gibt Hoffnung auf ein besseres Gleichgewicht zwischen Naturschutz und den berechtigten Interessen der Weidetierhalter.
Doch die CDU ist nicht die einzige Partei, die sich zum Schutzstatus des Wolfes äußert. Auch Till Backhaus (SPD), Landesminister Mecklenburg-Vorpommerns, begrüßt die Entscheidung des Gremiums der Berner Konvention.
Haltung zur Wolfspolitik
Die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes auf „geschützt“ könnte die Jagd auf sogenannte „Problemwölfe“ erleichtern. Nach der Entscheidung des Gremiums der Berner Konvention ändert also auch die Bundesregierung ihren Kurs in der Wolfspolitik. Als Begründung wurden die Erholung der Wolfsbestände und die Häufung von Nutztierrissen genannt, welche gerade für die Landwirtschaft ein großes Problem darstellen. Andere Herdenschutzmaßnahmen wie Schutzzäune sind in der Vergangenheit schon öfter gescheitert.