Seit Beginn der Erfassung haben sich die Nutztierrisse durch den Wolf verzwanzigfacht. Nun fordert auch Die Linke die Bundesregierung zum Handeln auf.
Nutztierrisse bei Schafen, Ziegen und sogar Rindern
Nutztiere, wie Schafe und Rinder, erleben dank der Rückkehr des Wolfes hektische Zeiten. Immer mehr Nutztiere werden zum Opfer von Wolfsrissen – selbst die die Linke kritisiert das Wolfsmanagement und fordern nun Maßnahmen.
Wie die taz jetzt berichtete, ist die Zahl der gerissenen Nutztiere mittlerweile um mehr als das Zwanzigfache gestiegen. Innerhalb von 13 Jahren stieg die Zahl der Risse demnach von 33 auf 714. Insgesamt fielen 596 Schafe, 94 Stück Gatterwild, sechs Ziegen und 16 Rinder den Grauhunden zum Opfer. Das gehe laut taz aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken hervor. Das Dokument liegt der taz vor und soll in Kürze veröffentlicht werden.
Nutztierrisse vor allem im Osten und Norden der Republik
Seit dem Jahre 2000 ist der Wolf wieder zurückgekehrt und erobert Deutschland unter strengstem Naturschutz. Laut Bundesamt für Naturschutz, gibt es 46 bestätigte Wolfsrudel, 15 Wolfspaare und vier Einzelwölfe, welche mittlerweile sesshaft geworden sind.
Vor allem Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sind von den Wolfübergriffen in Deutschland betroffen.
Da der Wolf unter strengstem Naturschutz steht, wächst die Population ungebremst, weshalb auch immer mehr Nutztiere den Wölfen zum Ofer fallen. Die Zahl der angegriffenen Tiere nahm innerhalb von nur einem Jahr, 2014-2015, um 89 Prozent zu.
Allein im Jahr 2015 zählten die zuständigen Bundesländer mindestens 199 Angriffe auf Nutztiere.
Bedeuten die Nutztierrisse das Aus für die klassische Weidehaltung?
Umweltschützer sind für die Weidehaltung, weil sie ihen zufolge die Zukunft des besonders artenreichen Grünlands sichert. Außerdem können Nutztiere ihr normales Verhalten ausleben – dank der Räume und den Möglichkeiten, die den Tieren auf der Weide gegeben werden.
Linke fordern Maßnahmen gegen die Nutztierrisse
Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Linken Fraktion, ist nun entsetzt über die Statistiken.
„Angesichts der zunehmenden Konflikte ist es absurd, dass die Bundesregierung sich auf Dokumentieren, Verwalten und Beobachten beschränkt“
Frau Tackmann ist laut taz davon überzeugt, dass die Bundesregierung nun eine aktive Rolle übernehmen solle.
Den Haltern der Nutztiere ginge es primär darum, dass sie Unterstützung bekämen, solche Vorfälle zu verhindern und nicht nur um den finanziellen Ausgleich für die Wolfsattacken.
Laut Frau Tackmann könne ein „Herdenschutzkompetenzzentrum des Bundes“ helfen. In den Haushaltsplan 2017 sollen deshalb dafür Mittel aufgenommen werden.
NABU sieht Lösung gegen die Nutztierrisse im Herdenschutz
Auch der Wolfsexperte des Naturschutzverbandes NABU, Markus Bathen sieht anhand der Zahlen eine Begründung für seine Forderung nach einem intensiveren „Herdenschutz“. Besonders in den neuen Wolfsgebieten, wie zum Beispiel Niedersachsen.
Markus Bathen erklärt der taz, dass man lernen müsse mit dem Wolf umzugehen. Seiner Meinung nach sei die Lösung dafür im Herdenschutz zu finden.
„Es geht nicht um die Frage Wolf oder nicht, sondern wie mit dem Wolf gelebt werden kann. Die Lösungen dafür sind im Herdenschutz vorhanden“
Des weiteren warnt Bathen vor der „Panikmache“:
„In dem betreffenden Zeitraum hat sich die Anzahl der Wölfe von einem Rudel auf 46 vermehrt. Damit hat sich relativ gesehen das Verhältnis der verlorenen Nutztiere pro Rudel mehr als halbiert.“
Der Bauernverband, ließ eine Bitte der taz um eine Stellungnahme bisher unbeantwortet.