Urige Kolosse – wie die Wisente zurückkehren

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Einst ausgestorben, kehrt es dank Schutzprojekten zurück: das Wisent. (Foto: Getty Images/ Raymond Gehman)

Europas größtes Landsäugetier – das Wisent – galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ausgestorben. Mit Hilfe von Zuchtprojekten konnte das Wildrind gerettet werden und ist mittlerweile Symbol für erfolgreichen Artenschutz.

Wie in Zeitlupe bewegt sich der muskelbepackte Gigant durch die Landschaft. Bis zu zwei Meter groß und drei Meter lang scheint es aus einer anderen Zeit zu stammen: das Wisent. Das dicke, dunkelbraune Fell und die massiven Hörner lassen es noch imposanter erscheinen, als es eh schon ist. Fast schon könnte man meinen, sich in der Wildnis der USA verirrt zu haben, so sehr ähneln die Megaherbivoren ihrem amerikanischen Vetter, dem Bison. Es ist einer Reihe von Maßnahmen zu verdanken, dass man sich bald schon an ihren Anblick gewöhnen kann.

Wieso ist das Wisent einst ausgestorben?

Ab dem 11. Jahrhundert gingen die Wisent-Bestände zurück. Gründe hierfür waren zum einen schrumpfende Lebensräume und zum anderen die Jagd. Das letzte Tier wurde 1927 im Kaukasus erlegt. Ab diesem Zeitpunkt galten die Wisente in Europa als ausgerottet. Ein Tier, dass sich 2017 aus Polen über die Grenze wagte wurde leider in Brandenburg erschossen. Dank zahlreicher Schutz-  und Wiederansiedlungsprojekten gelang es, einen neuen Bestand aus lediglich 12 Tieren aufzubauen. Diese stammten aus Zoos und Tiergehegen. Besonders in Polen wächst die Zahl stetig. Heute leben wieder rund 10.500 Wisente in Europa.

Was braucht das Wisent?

Wisente leben zwar im Wald, bevorzugen dabei aber lichte Wälder. Zusätzlich benötigen sie große Weideflächen, auf denen sie sich von Kräutern und Gräsern ernähren. Ihr Lebensraum sollte dabei störungsarm sein. Laut einer Studie der Humboldt-Universität eignen sich die Region Müritz-Schorfheide in Mecklenburg-Vorpommern, Cottbus-Spreewald und der Pfälzer Wald besonders für das Rind.

Wozu brauchen wir das Wisent?

Jede Art nimmt eine wichtige Rolle im Ökosystem ein. Je artenreicher die Landschaft ist, desto hochwertiger ist sie auch. Wisente übernehmen als Megaherbivoren – also Großpflanzenfresser– eine wichtige Aufgabe: sie halten Landschaften offen und schützen somit vor Verbuschung. Dies wiederum begünstigt wärmeliebende Arten, die auf große und offene Flächen angewiesen sind. Im Wald sorgt das Wisent für kleinere Freiflächen, auf denen das Sonnenlicht bis zum Boden durchdringen kann. Auch davon profitiert die Artenvielfalt.

Wer kommt für die Schäden auf?

Ziel ist, das Rind dauerhaft als Teil des Ökosystems zu etablieren, damit es sich frei in der Landschaft bewegen kann. Dafür ist auch die Akzeptanz der Bevölkerung wichtig. In Polen funktioniert es bereits, dass Waldbesitzer und Landwirte schnell und unbürokratisch entschädigt werden. So sollte es dann auch in Deutschland sein. Damit der Rückkehr der Giganten nichts mehr im Weg steht.