Der Sohn des US-Präsidenten schießt in einer Schutzzone vor Venedig auf Wasservögel, dabei wird eine geschützte Gansart getötet. Während einige italienische Lokalpolitiker empört sind und Anzeigen ankündigten, nehmen andere den Präsidentensohn nun unter Schutz. Was hat es mit der Kontroverse um Trump Jr. auf sich?
Kontroverse um Jagd in Naturschutzgebiet: Italienische Lokalpolitiker empört
Den Aufruhr löste die Veröffentlichung des Videos durch die Onlinezeitschrift „Field Ethos“, die von Trump Jr. selbst herausgegeben wird. In dem Video zu sehen ist der Präsidentensohn, in Tarnkleidung unterwegs, wie er in der Laguna von Venedig Jagd auf Wasservögel macht. Am Ende präsentiert Trump Jr. der Kamera die von seiner Jagdgruppe geschossenen Tiere. Ein rostbraunes Federtier, welches inmitten der anderen Vögel aufgereiht war, sorgt hierbei für Empörung. Die Jagd selbst soll im Dezember 2024 gewesen sein.
Hat Trump Jr. eine geschützte Tierart geschossen?
„Das ist eine eher ungewöhnliche Ente für dieses Gebiet“, erklärt Trump Jr. gegenüber der Kamera. Benennen kann er die Tierart nicht. Nach der Veröffentlichung des Videos ist anderen aber klar: bei dem abgeschossenen Vogel handelt es sich dem Anschein nach um eine Rostgans (Tadorna ferruginea). Diese ist durch italienisches sowie europäisches Recht geschützt.
Doch eine Genehmigung? Politiker nimmt Trump Jr. in Schutz
Die Reaktionen auf die Jagd von Trump Jr. sind hierbei stark unterschiedlich. Andrea Zanoni, Lokalpolitiker in Venedig, zeigt sich empört und will rechtliche Schritte gegen den Sohn des US-Präsidenten einleiten. Denn auch die Jagd als solche sieht Zaanoni kritisch: „Venetien und Italien sind nicht Eigentum der USA (…) Die können hier nicht wie die großen Herren auftreten.“ Der Hintergrund: In dem Wasserschutzgebiet, in dem die Jagd stattgefunden hat, sei die Jagd für Ausländer ohne Genehmigung verboten.
Genau diese soll Trump Jr. allerdings doch gehabt haben. Das legen Äußerungen von Cristiano Corazzari, für die Jagd zuständiger Regionalrat, nun nahe. Demnach habe Trump Jr. sich schon im Voraus für seinen Aufenthalt um Venedig eine entsprechende Lizenz zum Jagen besorgt, auch seinen US-Führerschein soll er in diesem Zuge übersetzen haben lassen. Corazzari gibt hier also Entwarnung: »Alles in Ordnung«, erklärte er der italienischen Tageszeitung »La Repubblica«. Dies deckt sich mit den Aussagen eines Sprechers des Präsidentensohns. Die Jagd habe in einem Gebiet stattgefunden, wo der Gruppe die Jagd erlaubt war.
Gans wird zur politischen Grundsatzdiskussion
Auch die Frage nach der geschossenen Rostgans sei nicht ganz so einfach zu beantworten, wie zuerst gedacht. Es sei unklar, ob die seltene Gans versehentlich von Trump Jr. oder seiner Jagdgruppe geschossen worden ist oder ob vielleicht ein Jagdhund der Gruppe das Tier heranholte. Einen Vorsatz weist der Sprecher von Trump Jr. – der 47-Jährigee nehme die vor Ort geltenden Regeln „sehr ernst“.
Die tote Gans entwickelt sich in Italien also zur politischen Grundsatzdiskussion. Corazzari, welcher Politiker der rechten Lega-Partei ist, nennt sich offen einen „Bewunderer“ des US-Präsidenten. Ob diese Nähe zu den Trumps seine Darstellung der Situation beeinflusst, bleibt fraglich. Klar ist jedoch: Mit seinen Aussagen stellt er sich gegen Lokalpolitiker Andrea Zanoni.
Berichten zufolge wurden bereits mehrere Anzeigen gegen Trump Jr. gestellt. Ob der Vorfall noch Konsequenzen nach sich ziehen wird, bleibt derzeit abzuwarten.