Wölfe vertreiben: Schafe sollen Pheromon-Halsbänder tragen

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Verhält sich die Schafherde auffällig oder flüchtet, löst das Abwehrsystem aus. Foto: Mauricio Fanfa

Wölfe stellen ein großes Problem für die Nutztierhaltung dar. Ein Team von Forschern hat nun ein System aus Pheromon-Halsbändern entwickelt, das Wolfsangriffe erkennen und abwehren soll.

Fliehen Wölfe wegen des Geruchs?

Die Entwicklung mehrerer Studenten der Hochschule Schwäbisch Gmünd hat es in sich, verspricht sie doch, Wolfsangriffe zu verhindern.
Ulrich Schober, Nyal Hettmer, Igor Ladyk und Jost Wilbers sind die Erfinder des neuartigen Abwehrsystems Pherofort. Mittels eines Beacon, den Halsbändern und einer App soll der Schafspferch vor Isegrim geschützt werden.

Der Beacon steuert die einzelnen  Halsbänder an. Foto: Ulrich Schober

Sensorik und Pheromonoffensive

Der Beacon fungiert als eine Art Bewegungsmelder und erkennt Tiere, die sich der Weide nähern. Die Schafe auf der Weide sind mit Halsbändern mit Pheromon-Patronen versehen. Ein sogenanntes Master-Halsband löst bei einem drohenden Angriff die Pheromonvergämung aus. Darauf lösen auch die anderen Halsbänder aus. Dabei gibt es drei sogenannte Anchor-Halsbänder, die über eine Triangulation auch das Herdenverhalten überwachen können. Flüchtet die Herde beispielsweise, oder aber die Schafe sammeln sich auf ungewöhnliche Art und Weise, so erkennt das System dies.

Preis für schwäbische Tüftler

Die Studenten haben für ihre innovative Erfindung inzwischen den James Dyson Award 2024 Deutschland gewonnen. Dieser ist mit 5.800 Euro dotiert. Jetzt haben sie auch noch die Chance, den Award auf internationaler Ebene zu gewinnen.
Der Sprecher der Jury, Professor Tom Philipps von der Hochschule Darmstadt, erklärte: „Das Projekt adressiert ein relevantes Thema mit der Herausforderung des Umgangs mit wachsenden freilebenden Wolfspopulationen, die zunehmend eine Bedrohung für Tierherden darstellen. Es bietet einen innovativen, gewaltfreien Ansatz zum Herdenschutz und zur automatischen Überwachung von Wildtieren unter Einsatz aktueller Technologien und eines durchdachten Servicesystems. Die sehr überzeugende Konzeption sowie die konstruktive und gestalterische Tiefe des Projekts spiegeln eine detaillierte und umfassende Ausarbeitung durch das Projektteam wider.“

Die Erfinder über ihr Schutzsystem gegen Wölfe

Ulrich Schober, der Sprecher der Forscher sagte außerdem zu ihrem Projekt: „Mit Pherofort haben wir ein System entwickelt, das durch den Einsatz von wolfseigenen Botenstoffen zum Herdenschutz beiträgt. Neben der Nutzung moderner Technologien, die eine effiziente Verwendung der Pheromone ermöglicht, ist die Sammlung von Daten die zweite Säule unseres Projektes. Die Erhebung dieser Daten ist unserer Meinung nach der Schlüssel zur Koexistenz zwischen dem Wolf und unserer Kulturlandschaft. Die Auszeichnung mit dem James Dyson Award bestätigt die Relevanz dieser Problematik und gibt uns die Möglichkeit, das Projekt weiter voranzutreiben.“ Das Schutzsystem ist somit nicht nur innovativ, sondern auch hochgradig relevant in Bezug auf die derzeitigen Diskussionen um Wölfe und den Schutz vor diesen.