Hamburg, 25. November 2010. Der Rothirsch ist im Winter ein echter Energiesparer. Er fährt seinen Stoffwechsel so weit herunter, dass die körpereigene Heizung auf Sparflamme läuft. Die Tiere verharren oft bewegungslos auf der Stelle und sind in eine Art Winterruhe verfallen, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Tiere passen sich im Winter an die Nahrungsknappheit an. Der Pansen der Wiederkäuer fasst nun 60 Prozent weniger als im Herbst. Wird die Ruhephase der Tiere jetzt gestört, brauchen sie viel Energie für die Flucht. Sie müssen den Stoffwechsel hochfahren und die Körperheizung wieder anwerfen, erläutert Münchhausen. Doch bevorzugter Brennstoff wie Gräser, Kräuter und Flechten, Eicheln und Kastanien sind im Winter kaum zu finden. Notgedrungen knabbern Rothirsche deshalb an jungen Bäumen und schälen Rinde — mit negativen Folgen für die Forstwirtschaft. Durch den Menschen wurde das Rotwild aus der offenen Landschaft immer weiter in den Wald zurück gedrängt. Das war der Beginn einer verheerenden Spirale, sagt Baron Münchhausen. Das Leben der Tiere in unseren Wirtschaftswäldern hinterlässt Fraßschäden. Diese führen zu einer noch intensiveren Verfolgung durch Jagd auch im Winter und damit zu immer mehr Stress und Energieverbrauch. Deshalb fordert der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung: Jagdfrei für den Rothirsch ab Silvester denn der Energiesparer braucht Ruhe. Die Jagd auf Rotwild im Januar und Februar ignoriert alle wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wie stark die Tiere den Stoffwechsel der Außentemperatur anpassen, wurde von Professor Dr. Walter Arnold von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien schon vor Jahren eindrucksvoll belegt. Der Rothirsch kann seine Körpertemperatur, Herzschlag und Atmung in den kalten Wintermonaten stark reduzieren. Statt 60 bis 70 Schläge in der Minute, schlägt das Rothirsch-Herz jetzt nur 30 bis 40 Mal. Baron Münchhausen. Doch nicht nur Jäger, auch Wanderer und Wintersportler können ganz erheblich stören. Wenn sie sich abseits der üblichen Routen bewegen, ist der Stress für die Tiere besonders groß. (PM/DWS)