Nach Schleswig-Holstein meldet jetzt auch Baden-Württemberg offiziell bestätigte Fälle von Vogelgrippe bei Wildvögeln – Jäger und Naturfreunde sollten tote Vögel melden.
Nach dem vor einigen Tagen bereits mehr als 200 verendete Wasservögel am Plöner See in Schleswig-Holstein gefunden wurden, gibt es nun ähnliche Meldungen aus Baden-Württemberg.
Experten des Referenzlabors im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigten mittlerweile, dass es sich um die hochpathogene Variante H5N8 des aviären Influenza-A-Virus handelt.
Vogelgrippe auch in anderen Ländern?
Auch aus Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Polen, Kroatien und Ungarn wurden Vogelgrippe-Fälle gemeldet. Unklar ist bisher jedoch noch, ob es einen Zusammenhang zwischen den Ausbrüchen gibt und ob es sich um die gleiche Virusvariante handelt.
Mit der Grippe eng verwandt
Nach Angaben des zuständigen Ministeriums wurden jetzt nahe Konstanz am westlichen Bodenseeufer mehr als 30 tote Reiherenten gefunden. Seit November 2014 wurden wiederholt hochpathogene H5N8-Viren in mehreren Geflügelbetrieben in Deutschland und anderen europäischen Ländern entdeckt. Infektionen von Menschen mit diesem Influenzastamm sind laut FLI bislang weltweit nicht nachgewiesen worden. Erkrankungen mit hochpathogenen aviären Influenza-A-Viren sind auch als Geflügelpest bekannt.
Vogelgrippe als Risiko für den Menschen?
Dabei stehen sie in einem engen verwandtschaftlichen Verhältnis zu den verursachenden Viren der menschlichen Grippeerkrankungen. Das Risiko für Menschen durch den H5N8-Erreger zu erkranken, gilt jedoch als sehr gering. Nur selten schaffen es die Krankheitserreger die Artenbarrieren zu überwinden. Als für den Menschen gefährlich gelten demnach besonders die Stämme H5N1 und H7N9, sie sorgten in der Vergangenheit weltweite für Todesfälle.
Rasante Ausbreitung der Vogelgrippe in Deutschland
In Schleswig-Holstein gibt es nun weitere Verdachtsfälle. Auch bei Fleckeby im Kreis Rendsburg-Eckernförde an der Schlei wurden verendete Wasservögel gefunden. Ersten Untersuchungen des Landeslabors zufolge wurden auch sie positiv auf Influenza-A-Viren des Subtyps H5 getestet, wie das Umweltministerium in Kiel verlauten ließ. Offenbar breitet sich die Erkrankung rasch in Deutschland und Europa aus. Das Erregerreservoir wird in heimischen Wasservögeln, sowie wandernden Zugvögeln vermutet.
Stallpflicht gegen Vogelgrippe
Seit Mittwoch gilt deshalb in Schleswig-Holstein eine Stallpflicht für Geflügel um Verschleppung in die Nutztierbestände zu verhindern. Seit heute gilt dies auch für Bayern und ab kommendem Montag soll auch das Geflügel in Hamburg in den Ställen bleiben. Der Tierpark Hagenbeck bringt deshalb Flamingos und Co schon jetzt in die Winterquartiere. Betriebe, in denen diese schwere Form der Geflügelpest nachgewiesen wird, müssen mit der Keulung des Bestandes rechnen. Vielleicht kommt dies jedoch schon zu spät. Gestern Abend wurde bekannt, dass auf einem Betrieb in Schleswig-Holstein 18 Puten verendet waren, die positiv auf den Geflügelpest-Subtypen H5 getestet wurden. Weitere Ergebnisse stehen noch aus.
Sperrzonen um die Fundorte
Die Veterinärämter richteten außerdem rund um die Fundorte toter Wildvögel Sperrzonen ein. Im Umkreis von drei Kilometern um Fundstellen verendeter Wildvögel dürfen Geflügelhalter ihre Tiere für mindestens 21 Tage nicht verkaufen. Im Umkreis von weiteren sieben Kilometern gilt diese Regelung für die kommenden 15 Tage. Diese Vorsichtsmaßnahme betrifft laut zuständigem Ministerium zurzeit etwa 120 Betriebe. Insgesamt gibt es in Schleswig-Holstein ca. 12.000 Betriebe mit etwa fünf Millionen Tieren. Umweltminister Habeck appellierte an alle Geflügelhalter im Land, penibel auf die ohnehin bestehenden Vorsichtmaßnahmen zu achten.
Tote Vögel melden
Wer tote Vögel und verendetes Wasserwild findet, sollte sich an das zuständige Ordnungsamt wenden. Die Ordnungsämter im Kreis Plön haben bereits spezielle Sammelstellen für verendete Wildvögel eingerichtet. Das Umweltministerium rät Spaziergänger außerdem, tote Vögel nicht anzufassen. Hunde sollten in den betroffenen Gebieten nahe dem Wasser ohnehin an der Leine geführt werden. Damit soll eine weitere Verschleppung ebenfalls verhindert werden.
Ansteckung sei unwahrscheinlich
Für den Menschen vermutlich harmlos, ist eine Ansteckung von Haus- und Jagdhunden selbst jedoch eher unwahrscheinlich, gleiches gilt für infizierte Lebensmittel, laut Bundesinstituts für Risikobewertung ist eine Ansteckung „theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich“.