Versicherung rechnet mit Millionenschäden durch Tierseuchen

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Die Blauzungenkrankheit, die derzeit Wiederkäuer in Deutschland befällt, richtet große wirtschaftliche Schäden an. Foto: Unsplash/Christopher Burns

Die R+V Versicherung, Deutschlands größter landwirtschaftlicher Tierversicherer, warnt vor einer zunehmenden Ausbreitung von Tierseuchen und erwartet Millionenschäden. Besonders besorgniserregend ist die Blauzungenkrankheit, die derzeit in mehreren Bundesländern wie Hamburg, Saarland, Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern wütet. Diese Viruskrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird, betrifft vor allem Schafe und Kühe. Für Menschen ist sie zwar ungefährlich, doch bei Tieren kann sie zu hohem Fieber, Entzündungen und in seltenen Fällen zum Tod führen. Obwohl eine Impfung verfügbar ist, zögern viele Bauern aufgrund der Kosten und des Aufwands. Zusätzlich spielen auch ASP und die Vogelgrippe eine Rolle.

 

Blauzungenkrankheit stellt die Landwirtschaft vor große Probleme

Der Ausbruch der Blauzungenkrankheit bringt erhebliche Kosten mit sich. Neben den Ausgaben für tierärztliche Behandlungen und mögliche Notschlachtungen müssen die Betriebe auch Desinfektionsmaßnahmen und Quarantäneauflagen erfüllen. Zusätzlich können Betriebs- und Ertragsausfälle entstehen. In einem früheren Ausbruch 2007/2008 registrierte die R+V Versicherung rund 26.000 infizierte Wiederkäuer und Schäden von etwa 14 Millionen Euro.

 

Afrikanische Schweinepest: schwere wirtschaftliche Folgen

Neben der Blauzungenkrankheit breitet sich auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiter aus, insbesondere in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Diese Seuche hat noch gravierendere wirtschaftliche Folgen. Infiziert sich ein Schwein, muss oft der gesamte Bestand getötet werden. Während der Staat in solchen Fällen eine Entschädigung zahlt, sind die Kosten für private Versicherer trotzdem hoch. Bei einem ASP-Ausbruch wird ein Sperrbezirk von mindestens drei Kilometern eingerichtet. Dies reduziert die Erträge der betroffenen Schweinehalter drastisch. Zusätzlich entstehen Kosten für Blutproben und Transporte, die nicht vom Staat gedeckt werden, sondern durch die private Ertragsschadenversicherung abgesichert sind.

Ein ASP-Ausbruch kann auch den Ackerbau beeinträchtigen, da in den betroffenen Sperrzonen strenge staatliche Auflagen gelten. Säen, Düngen und Ernten können stark eingeschränkt oder sogar verboten werden. Diese Maßnahmen sollen verhindern, dass sich die Erreger weiter ausbreiten. Besonders in der Haupterntezeit stellt dies eine große Herausforderung für Bauern und Winzer dar. Um in den Sperrzonen arbeiten zu dürfen, benötigen Landwirte oft Sondergenehmigungen und müssen ihre Felder per Drohne überwachen lassen. Verzögerungen können die Qualität der Ernte beeinträchtigen. Die ASP-Ernteversicherung der R+V unterstützt Landwirte bei Verlusten durch solche Ausbrüche und sichert ihre Liquidität. Für die Wertminderung der Ernte in den betroffenen Gebieten gibt es jedoch keine staatliche Entschädigung, weshalb die Versicherung bis zu zehn Prozent des Marktpreises übernimmt.

 

Aufatmen mit Blick auf die Vogelgrippe

Einen kleinen Lichtblick liefert die derzeitige Lage bei der Vogelgrippe. Die R+V verzeichnet aktuell kaum Schäden bei Geflügelhaltern, was eine positive Entwicklung darstellt. Seit Oktober 2020 hatte die Versicherung immer wieder Fälle von Geflügelpest gemeldet, mit Gesamtschäden von etwa 36 Millionen Euro. Normalerweise konzentriert sich die Geflügelpest auf das Winterhalbjahr, doch für die Saison 2023/2024 wurden nun schon sechs Millionen Euro an Ertragsschäden gemeldet. Auch in diesem Herbst rechnet die Versicherung damit, dass die Vogelgrippe wieder in Deutschland aufflammen könnte.
Die Ausbreitung von Tierseuchen stellt eine erhebliche wirtschaftliche Bedrohung für die Landwirtschaft in Deutschland dar.

Die R+V Versicherung sieht sich aufgrund der aktuellen Lage mit steigenden Schadensmeldungen konfrontiert und erwartet eine weitere Verschärfung der Situation in den kommenden Monaten.