Tierhaltungskennzeichnung vom Kabinett gebilligt

Im Bundeskabinett wurde eine Kennzeichnungspflicht für Tierhaltung beschlossen. Es gibt allerdings Kritik. Landwirte bemängeln zu viele Ausnahmemöglichkeiten, bei Tierschützern ist sogar von Etikettenschwindel die Rede.

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Im Bundeskabinett wurde eine Pflicht Tierhaltungskennzeichnung für Tierhaltung beschlossen. Es gibt allerdings Kritik an dem geplanten Label. Landwirte bemängeln zu viele Ausnahmemöglichkeiten, bei Tierschützern ist sogar von Etikettenschwindel die Rede.

Jahrelange Diskussionen um Tierhaltungskennzeichnung

Eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung soll nach langer Verhandlung nun endlich auf den Weg gebracht werden. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte dem Kabinett entsprechende Gesetzespläne vorgelegt, die eine verpflichtende Kennzeichnung für inländische Erzeugnisse vorsehen.  „Die Verbraucherinnen und Verbraucher können auf einen Blick sehen, wie das Tier gehalten wurde“, so der Grünen-Politiker. Über den Gesetzentwurf wird in Bundestag und Bundesrat nun weiter beraten.

Die Kennzeichnung gilt zunächst nur für Schweine

Die Kennzeichnung soll im kommenden Jahr beginnen, betroffen ist zunächst nur das Fleisch von Schweinen. Geplant sind fünf Haltungsstufen:

1. Stall.                       – Es werden nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt

2. Stall und Platz.    – Die Tiere haben 20 Prozent mehr Platz

3. Frischluftstall      – Der Stall ist mindestens an einer Seite offen

4. Auslauf/Freiland – Die Tiere dürfen mindestens für acht Stunden am Tag ins Freie

5. Bio.                         – Mehr Auslauf und mehr Platz im Stall

Bauernpräsident warnt vor Importen und Ausnahmen

Kritik gibt es sowohl von Landwirten als auch von Seiten der Tierschützer. Laut Bauernpräsident Joachim Rukwied gebe es „deutliche Schwachstellen und Lücken, mit denen die angestrebte Wirkung nicht nur verfehlt, sondern in Teilen sogar konterkariert“ werde.  So könnten weiterhin ohne Betäubung kastrierte Ferkel aus dem Ausland in den heimischen Markt importiert werden. Verarbeitete Fleischwaren wie Wurst sowie Großverbraucher und die Gastronomie müssen dringend mit einbezogen werden. Grundsätzlich unterstütze er das Vorhaben aber.

Tierschutzbund ist gegen Tierhaltungskennzeichnung

Der Deutsche Tierschutzbund sprach von Etikettenschwindel. „Die Kriterien sind zu schwach, entscheidende Bereiche wie Transport und Schlachtung bleiben unangetastet“, sagte Präsident Thomas Schröder der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Lieber gar kein Kennzeichen als eines, das den Weg zu mehr Tierschutz extrem belastet.“

Eine Milliarde Euro als Anschubfinanzierung

Die Ampelkoalition bereits zuvor auf eine Anschubfinanzierung für die geplanten Maßnahmen verständigt. Landwirte sollen beim Umbau der Tierhaltung hin zu höheren Standards ab 2023 mit einer Milliarde Euro unterstützt werden. Das Geld kann laut Landwirtschaftsministerium nicht nur für Investitionen in die Ställe verwendet werden, es könne auch genutzt werden, um Betriebe bei laufenden dabei zu unterstützen, wenn weniger Tiere besser gehalten würden.