Der Zustand des Waldes hat sich in Rheinland-Pfalz erneut leicht verbessert. Forstministerin Margit Conrad stellte heute den Waldzustandsbericht 2010 vor. Anhand des Belaubungs- bzw. Benadelungszustandes wurde auch in diesem Jahr wieder die Vitalität der Wälder im waldreichsten Bundesland erhoben. Ein weiteres Mal ist der Anteil deutlich geschädigter Bäume um 2 Prozentpunkte auf nunmehr 26 Prozent leicht zurückgegangen. Ein Blick auf die inzwischen 26 Jahre umfassende Zeitreihe der Waldzustandserhebung belegt aber, dass trotz erheblicher Erfolge noch keine Entwarnung gegeben werden kann. Bei den einzelnen Baumarten hat sich der Kronenzustand von Fichte und Buche gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert, der Kronenzustand der Eiche dagegen eher verschlechtert. Bei der Kiefer blieb das vergleichsweise geringe Schadniveau erhalten. Bei den einzelnen Baumarten sind differenzierte Trends zu verzeichnen. Bei der Eiche haben Raupenfraß und Mehltaubefall zu einer Verschlechterung beigetragen. Günstig erwiesen sich im letzten Jahr der insgesamt ausgeglichene Witterungsverlauf und ein Ausbleiben von stärkerem Fruchtanhang, somit Bedingungen, die eine Regeneration der Kronen ermöglichten. Der Rückgang der Luftschadstoffe, aber auch der naturnahe Waldbau haben entscheidende Beiträge zur Stabilisierung der Wälder geleistet, stellte Forstministerin Conrad fest. Die Zunahme der Baumartenvielfalt, ein höherer Anteil von Laubbäumen und die erhöhte Präsenz wichtiger Habitatrequisiten wie Alt- und Totholz, Horst- und Höhlenbäumen hat den Wald in den letzten Jahrzehnten wesentlich naturnäher und ökologisch wertvoller gemacht. Aus dieser Erfahrung müssen wir auch international mit gutem Beispiel in der Walderhaltung mit Blick auf Rohstoffsicherung und Klimaschutz vorangehen, so Conrad. Erhaltung der Biodiversität ist Programm Dem Wald kommt als einem der artenreichsten und naturnahen Lebensräume eine besondere Bedeutung beim Erhalt der Biodiversität zu: Natürliche und naturnahe Wälder sind weltweit durch eine nicht nachhaltige Waldnutzung, insbesondere aber durch Umwandlung in andere Nutzungsformen und Rodung bedroht. Zwar droht in Rheinland-Pfalz keine großflächige Waldvernichtung durch Rodung wie in vielen Regionen der Südhemisphäre, aber auch bei uns ist die Wald-Biodiversität mancherorts gefährdet insbesondere durch Klimawandel und Luftschadstoffeinträge. Dem Monitoring der Biodiversität im Rahmen des Forstlichen Umweltmonitorings, der Forschung und der Betriebsplanung misst Landesforsten Rheinland-Pfalz eine wichtige Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität bei. Rheinland-Pfalz verfügt über einen sehr vielfältigen, durch Laubbäume und Mischbestände dominierten Waldbestand. Bei der Landeswaldinventur im Jahr 2002 wurden 47 Baumarten erfasst. Speziell bei der Baumart Eiche, einer Schlüsselart für den Naturschutz im Wald, verfügt Rheinland-Pfalz mit einem Eichenanteil von über 18 Prozent über den größten Eichenanteil in Deutschland. Wir haben dafür eine besondere Verantwortung, so Conrad. Ein Großteil aller Arten in unseren Waldökosystemen lebt im Boden. Nicht nur die Zerstörung des Bodens durch Überbauung oder Erosion, sondern auch die Veränderung seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften insbesondere durch Luftschadstoffeinträge und Klimawandel können die Boden-Biodiversität erheblich beeinträchtigen. Durch die im bundesweiten Kontext durchgeführte zweite Bodenzustandserhebung (BZE II) sowie die Forstliche Standortskartierung liegen die notwendigen Informationen für die Konzeption und Durchführung von Maßnahmen zum Schutz der Boden-Biodiversität, etwa durch eine Bodenschutzkalkung im Wald, vor. Schwerpunktthema Schwermetalle in Waldböden:
Der Eintrag von Schwermetallen in die Waldökosysteme hat sich seit dem Beginn der Messungen in Rheinland-Pfalz Mitte der 80er Jahre erheblich verringert. So ist der Bleieintrag in die Ökosysteme um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Blei wurde bis in die 1980er Jahre als Antiklopfmittel den Kraftstoffen zugesetzt und gelangte mit den Autoabgasen in erheblichem Umfang in die Umwelt. Ebenfalls merklich gesunken, wenngleich nicht so deutlich wie beim Blei, sind die Einträge an Cadmium und Zink. Die Schwermetallgehalte vieler Waldböden sind jedoch durch Einträge aus früheren Perioden, zum Beispiel vor der Einführung bleifreien Benzins, erhöht. Wenig mobile Schwermetalle wie Blei können nur in geringem Umfang über die Holz- und Biomassenutzung oder Bodenverlagerung aus den Ökosystemen wieder entfernt werden und verbleiben somit langfristig in den Waldökosystemen. Im Forstlichen Umweltmonitoring werden sowohl der Eintrag von Schwermetallen in die Waldökosysteme als auch ihre Gehalte in den Waldböden und den Bäumen überwacht und ihre möglichen Wirkungen auf Waldökosystemfunktionen bewertet. Ausblick: Der Wald unterliegt nach wie vor großen Stressfaktoren wie Ozon, Hitze oder Trockenstress. Er ist umso stressstabiler je mehr diese Hintergrundbelastung reduziert werden kann. So ist eine konsequente Reduzierung der Luftschadstoffe, insbesondere im Hinblick auf den Ausstoß von Stickstoffverbindungen, die Reduktion der Emission klimarelevanter Gase und die Reduzierung der Ozon-Vorläufersubstanzen erforderlich. Darüber hinaus greifen flankierend die Bodenschutzkalkung und waldbauliche Maßnahmen, die mit dem Umbau von Nadelbaumreinbeständen in standortsgerechte Mischwälder auch der Anpassung an die Folgen des Klimawandels dienen. Für die Bodenschutzkalkung wurden im Durchschnitt der letzten Jahre von den Waldbesitzenden in Rheinland-Pfalz jährlich 2,9 Millionen Euro investiert. Damit wurden durchschnittlich pro Jahr etwa 14.500 Hektar Wald gekalkt. Obwohl der Schutz der Wälder in Rheinland-Pfalz uns heute und zukünftig vor große Herausforderungen stellt, erfüllen unsere heimischen Wälder nachhaltig die Anforderungen der Gesellschaft nach Lieferung von Holz und anderen Sachgütern sowie Ökosystemdienstleistungen. Sie entfalten darüber hinaus wichtige soziale Funktionen als Arbeitsplatz oder Erholungsraum. Die nachhaltige Nutzung des Ökorohstoffs Holz im Inland ist Ausdruck globaler Verantwortung, da hierdurch die nicht – nachhaltige Nutzung von Wäldern in anderen Regionen der Erde sowie kosten – und energieintensive Ferntransporte weiter reduziert werden können. (PM/MUFV)