22.922 Wildunfälle ereigneten sich 2015 in Rheinland-Pfalz. Im Vergleich zum Vorjahr (20.021 Wildunfälle) bedeutet das einen Anstieg von 12,66 Prozent. Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. (LJV) warnt zudem vor erhöhter Wildunfallgefahr nach der Zeitumstellung Ende März.
Die sinkenden Wildunfallzahlen in den Jahren 2012, 2013 und 2014 gaben Grund zur Hoffnung. Doch in 2015 stieg die Zahl von Verkehrsunfällen mit Wildtieren um 2.901 Kollisionen an. „Dieser enormer Anstieg ist besorgniserregend“, sagt LJV- Präsident Kurt Alexander Michael. Mit knapp 2.200 Wildunfällen gab es im Monat Mai die meisten Crashs mit Wildtieren. „Im Mai zeigt das Rehwild erhöhte Wanderbewegun- gen. Denn in diesem Monat vertreiben Rehmütter ihre einjährigen Sprösslinge, um sich voll und ganz den neugeborenen Kitzen zu widmen. Die verstoßenen Jährlinge streifen nun auf der Suche nach einem eigenen Revier umher“, erklärt der LJV-Präsident. Rehwild ist der traurige Spitzenreiter in der Wildunfallstatistik. Keine andere Wildart kommt so häufig unter die Räder. Im Jagdjahr 2014/2015 starben mehr als 9.000 Rehe im Straßenverkehr.
Wenn am 27. März die Uhren auf Sommerzeit umgestellt werden, steigt in der Dämmerung die Wildunfallgefahr. Der LJV ruft Autofahrer auf, in den Wochen nach der Zeitum- stellung besonders vorausschauend zu fahren. Denn wenn der Berufsverkehr mit den Nahrungsgewohnheiten der Wildtiere kollidiert, steigt die Gefahr von Wildunfällen. In den Dämmerungsstunden machen sich die Tiere auf Nahrungssuche oder kehren in ihre Tageseinstände zurück. Nicht selten versuchen „Reh und Co.“ Straßen zu überqueren, um an das satte Grün zu kommen, das sie insbesondere in den kommenden Wochen für den Haarwechsel und die anstehenden Geburten brauchen.
Richtiges Verhalten verhindert Unfälle
Mit dem richtigen Verhalten können Autofahrer selbst Wildunfälle vermeiden. Die wichtigste Regel ist, die Geschwindigkeit den Gegebenheiten anzupassen. Denn wer mit 80 statt mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist, hat bereits einen 25 Meter kürzeren Bremsweg. Wechseln Wildtiere über die Straße, sollte der Fahrzeugführer das Licht abblenden, hupen und bremsen – unter keinen Umständen versuchen, auszuweichen.
Ist es trotz aller Vorsicht zu einem Wildunfall gekommen, sollte der Autofahrer die Unfallstelle sichern und umgehend die Polizei verständigen. Ist das Wildtier noch am Leben, so verständigen die Ordnungshüter den zuständigen Jäger, damit dieser das Tier von seinen Leiden erlöst. Keinesfalls darf ein verendetes Tier in das eigene Auto „eingepackt“ werden, denn das wäre Jagdwilderei.
Jäger im Einsatz
Um die Zahl der Wildunfälle zu reduzieren, montieren Jägerinnen und Jäger in Rheinland-Pfalz Wildwarnreflektoren an den Straßenbegrenzungspfosten. In Rheinland-Pfalz gibt es rund 18.000 Straßenkilometer, etwa 1.810 km stattete die Jägerschaft mit ca. 46.000 Wildwarnreflektoren aus und konnten damit lokal die Zahl der Wildunfälle um 70% bis 80% reduzieren. Nahezu 250.000 Euro sind in diese Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit geflossen – mehr als die Hälfte bezahlten die Jägerinnen und Jäger aus der eigenen Tasche, der Rest wurde von verschiedenen Sponsoren gespendet. „Inzwischen sind etwa 494 Jagdreviere in Rheinland-Pfalz mit Wildwarnreflektoren ausgestattet“, sagt LJV-Präsident Kurt Alexander Michael.
„Landesregierung und Kommunen müssen sich bei der Ausstattung der Straßen mit Wildwarnreflektoren finanziell einbringen“, fordert Michael. „Die Kosten für die Erhö- hung der Verkehrssicherheit dürfen nicht auf Privatpersonen abgewälzt werden.“
So funktionieren Wildwarnreflektoren:
Durch eine spezielle blaue Reflektorfolie wird das Scheinwerferlicht nahender Fahrzeuge Richtung Wald und Feld abgelenkt. Die meisten Wildtiere nehmen die Farbe Blau als Signalfarbe wahr. Durch das reflektierende Licht sollen die Wildtiere vor heranfahrenden Fahrzeugen gewarnt und vom Überqueren der Straße abgehalten werden.