Mangel an Futterküken durch neues Verbot

Seit Anfang 2022 gilt das Verbot der Kükentötung. Das hat jedoch starke Folgen für Tierbesitzer, die auf die Futterküken angewiesen sind.

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In Brütereien wurden die männlichen Küken mit CO2 getötet und dann als Futterküken verkauft. Foto: Unsplash/Jason Leung

Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten von Küken in Deutschland verboten. Ein Verbot, das dem Tierschutz dienen soll, zeigt jetzt schon drastische Probleme für zoologische Einrichtungen, Tierfachhandel oder Falkner. Denn mit dem Verbot gehen diesen Tierhaltern die 31 bis 55 Mio. Futterküken verloren, die sie nach Schätzungen jährlich verfüttern.

Verbot ohne Ausnahme

„Das Töten von Küken, um diese an andere Tiere zu verfüttern, wurde explizit nicht als Ausnahme vorgesehen.“ Das sagt Dr. Dominik Fischer, Fachtierarzt für Wirtschafts-, Wild- und Ziergeflügel und Kurator am Zoo Wuppertal. Ein Gesetz, das das unnötige Töten von Tieren beendet, begrüßt der Experte, doch habe man den Bedarf an tierschutzkonform erzeugten Futtertieren nicht bedacht. Denn jetzt müssen sich die Institute und Einzelpersonen, die von Futterküken abhängig sind, ihren Bedarf durch Importe decken.

Alternativen zu Futterküken gibt es kaum

Für viele Greifvögel, Reptilien, Amphibien oder Kleinkatzen sind die Alternativen sehr spärlich gesät. Fleisch von Rind oder Schaf ist ungeeignet, erklärt Dr. Fischer: „Meist fehlen essenzielle Fettsäuren und beim überwiegenden Angebot von Schlachtnebenprodukten wie Leber oder Nieren besteht das Risiko der Überversorgung mit Vitamin A oder Kupfer.“ Das Verfüttern von vollständigen Futtertieren erreiche eher „eine bedarfsgerechte Vitamin- und Nährstoffversorgung“, betont der Tierarzt. Mäuse oder ähnliche Nagetiere wären vielleicht noch denkbar, doch diese sind – grob gesagt – nicht so einfach zu verdauen wie Futterküken. Das ist aber besonders für geschwächte Tiere ein Problem. Hinzu kommt aber natürlich noch, dass das Angebot bei Mäusen deutlich kleiner wäre.

Nürnberger Tiergarten für Futterküken

In vielerlei Hinsicht sind Futterküken die einfachste, gesündeste und universellste Methode der Fütterung. Der Direktor des Tiergarten Nürnberg, Dag Encke, sieht in ihnen daher ein hochwertiges Nahrungsmittel, das die Tiere brauchen, um mit tierischen Eiweiß gut ernährt zu werden. Daher wird der Tiergarten auch noch weiterhin Küken verfüttern. Denn mit dem Verbot des Kükentötens hat der Tiergarten „kein Problem. Das hat unser Großhändler“, sagt Encke.

Futterküken sind kein Abfallprodukt

Direktor Encke kritisiert das Verbot des Kükentötens. Seiner Ansicht nach sei in der öffentlichen Diskussion die Tötungsmethode und der Grund der Kükentötung vermischt worden. „Die Küken, die geschreddert wurden, hätte auch direkt verfüttert werden können, um andere Tiere zu ernähren“, sagt Encke. Aber auch Dr. Fischer spricht klare Worte: „Die Kenntnis politischer Entscheidungsträger, dass es bundesweit einen hohen Bedarf an Futterküken gibt und dass alle Möglichkeiten, diesen Bedarf durch Alternativen oder durch Import zu decken, dem Tierschutz nicht dienlich sind, kommt einer Leugnung der Realität und einer gewissen Scheinheiligkeit gleich.“