Laut BMEL-Tierschutzbericht 2015 immer mehr verwilderte Katzen
Tierschutzbericht der Bundesregierung sieht erstmals Kastrations- und Registrierungspflicht für Katzen vor. Der DJV fordert erneut das so genannte „Paderborner Modell“ ein, dass er bereits seit Jahren vertritt.
November 2015 ( Pressemitteilung DJV) Berlin
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat gestern den Tierschutzbericht 2015 vorgelegt. Darin wird unter anderem auf die Problematik verwilderter Katzen eingegangen: In Deutschland nehme die Zahl herrenloser, verwilderter Hauskatzen zu – mehr als zwei Millionen gebe es derzeit. Eine Verordnungsermächtigung im Tierschutzgesetz erlaubt es Landesregierungen künftig, eine Kastrations- und Registrationspflicht für Haus- und Hofkatzen vorzuschreiben. Damit sollen Hauskatzen besser vor erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden geschützt werden. Der Deutsche Jagdverband (DJV) begrüßt diesen Schritt und sieht sich in seiner Forderung nach der bundesweiten Einführung des Paderborner Modells (Kastrations- und Registrationspflicht) bestätigt. „Tierschutz ist für uns Jäger unteilbar. Vom Paderborner Modell profitieren auch wildlebende Arten wie Bodenbrüter, Kleinsäuger oder Reptilien“, sagte DJV-Präsidiumsmitglied und Veterinär Dr. Wolfgang Bethe.
Der Tierschutzbericht 2015 empfiehlt weiterhin, verwilderte Katzen einzufangen, zu kastrieren und wieder auszusetzen. Das erneute Aussetzen von Hauskatzen sieht der Jagdverband außerhalb von Siedlungen besonders kritisch. Hochrechnungen auf Basis zahlreicher Studien belegen, dass verwilderte Katzen und Hauskatzen in Deutschland mindestens 100 Millionen Vögel pro Jahr und 300 Millionen kleine Säugetiere erbeuten. „Nicht umsonst listet die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Katze auf Platz 38 der 100 gefährlichsten invasiven Arten“, so Dr. Bethe. Bereits im Jahr 2002 veröffentlichte das Umweltbundesamt eine Bewertung von eingeschleppten Arten. Ein Fazit: „Die freilaufende Hauskatze ist die absolute Bedrohung der Singvögel im siedlungsnahen Bereich“ (Seite 110).
Der DJV ruft die Jäger in Deutschland auf, fernab von Siedlungen jede Hauskatzen lebend zu fangen und im nächsten Ordnungsamt abzugeben. „So schaffen wir ein Problembewusstsein, das dringend notwendig ist, um dem Tierschutz bei Hauskatzen und Wildtieren endlich Rechnung zu tragen“, so Dr. Bethe. Für diese Herkulesaufgabe müsse die finanzielle Ausstattung von Tierheimen erheblich verbessert werden, hier sei die Politik in der Pflicht. Das Verwaltungsgericht Lüneburg hatte bereits 2013 geurteilt, dass bei aufgefundenen Hunden und Katzen grundsätzlich davon auszugehen ist, dass es sich um Fundtiere handelt. Das Verwaltungsgericht Münster entschied in einem Musterprozess im Oktober dieses Jahres, dass ein Fundbüro im Kreis Coesfeld eine Katze vom Jäger annehmen und vorläufig als Fundsache in Verwahrung nehmen muss.
Hintergrund und Quellen
Seit Jahren belegen internationale Studien den Einfluss von Katzen auf die angestammte Tierwelt. In den USA beispielsweise erbeuten Hauskatzen bis zu vier Milliarden Vögel jährlich. Nach Angaben der britischen Mammal Society sind es in Großbritannien etwa 275 Millionen Wildtiere, davon 55 Millionen Vögel. In Österreich haben Forscher der Wiener Universität für Biodiversitätsforschung im vergangenen Jahr den Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna nachgewiesen.