Ein Bär von Keiler: JÄGER-Leser erlegt seinen Lebenskeiler in Schleswig-Holstein

Unser Leser MIRKO TÄNZER hat in Schleswig-Holstein seinen Lebenskeiler gestreckt.

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Nach kurzer Pirsch gelang es, diesen kapitalen Keiler zu strecken. Fotos: Mirko Tänzer

Unser Leser Mirko Tänzer hat in Schleswig-Holstein seinen Lebenskeiler gestreckt. Wie es zu der Begegnung mit dem Wildschwein kam:

Alles begann an einem späten Freitagabend. Nach einer sehr intensiven Arbeitswoche, nach der sich der Jäger umso mehr auf ein spannendes Jagdwochenende freute. Seine Vorfreude wurde noch dadurch verstärkt, dass er ein Wärmebildvorsatzgerät vom Jagdausstatter seines Vertrauens zum Testen bekommen hatte, welches er sofort ausprobieren wollte. Gesagt, getan: am frühen Abend gegen 20 Uhr bezogen er und seine Frau eine Kanzel. Diese lag an einer Wiese und war umgeben von ein paar kleinen Maisfeldern. Es hatte die Nacht und den Tag zuvor geregnet, und der Gedanke war, dass sich die Sauen nach dem Regen aus dem Bestand auf das offene Grünland trauen würden. Voller Erwartung sah der Jäger dem Abend und der bevorstehenden Nacht entgegen.

 

Und plötzlich stand er da.

Die Dunkelheit brach zu dieser Zeit, Ende September, zeitig über das Land herein. Doch alles sollte noch viel schneller vonstattengehen, als die beiden es sich zuvor vorgestellt hatten: Auf dem Sitz machte der Jäger sich anfangs noch mit dem eigens eingeschossenen Vorsatzgerät vertraut und stellte ein paar Funktionen auf seine Bedürfnisse ein, als seine Frau plötzlich flüsterte: „Da ist eine große Sau an der Maiskante.“ Sie reichte ihm das Wärmebildhandgerät, sodass er sich ein genaueres Bild vom Stück machen konnte.

Sofort erkannte er, dass es sich um einen sehr starken Keiler handelte, doch die Entfernung zum Hauptschwein war für einen sauberen Schuss zu weit. Daher beschloss er, den über das Grünland ziehenden Keiler anzupirschen, um einen waidgerechten Schuss antragen zu können. Es war die einzige Chance, die ihm in dieser Situation blieb. Er baumte ab und schlich, wie in Zeitlupe und unter Vermeidung jeglicher Geräusche, immer weiter und hoffte, der Keiler würde noch etwas aushalten.

 

Auge in Auge mit dem Bassen

Als der Jäger auf ungefähr 100 Meter am Stück dran war, machte er sich mit seinem Zielstock bereit zum Schuss und sprach noch ein letztes Mal durch die Wärmebildkamera an, um sich ganz sicher zu sein, dass es sich um einen Keiler handelte. Aus 22 Jahren Jagderfahrung wusste er, dass auch Bachen, insbesondere im hohen Alter, alle Merkmale eines Keilers haben können. Ein Ansprechen ist dann nur unter Zusammenführung aller Merkmale, mit einem besonderen Augenmerk auf Gebräch, Pinsel und Klötze, möglich.

Er stand also im Anschlag und wartete auf den richtigen Moment, dass der Keiler sich breit stellen würde. Im nächsten Augenblick drehte der Keiler ihm sein Schild in eine ideale Schussposition, und das Geschoss im Kaliber 300 Win. Mag. verließ Lauf und Mündungsbremse. Kurz nachdem der Schuss brach, verschwand der Keiler im Maisschlag, als wäre nichts gewesen. Ein deutliches Zeichnen war nicht zu erkennen und auch einen Kugelschlag vermochte der Jäger nicht zu hören. Hatte er etwa doch vorbeigeschossen?

Der Jäger sammelte sich und ging zurück zu seinem Auto, um mit Hilfe zusätzlicher Lichtquellen am vermeintlichen Anschuss nach Pirschenzeichen zu suchen. Er und seine Frau mussten erst einmal eine Runde durch das Revier fahren, da ein Graben die Anfahrt mit dem Auto verhinderte. An der richtigen Stelle angekommen, konnten sie den vermeintlichen Anschuss zwar ungefähr finden, aber es waren weder Schweiß noch Schnitthaare oder Ein- und Ausgriffe als Pirschzeichen zu erkennen.

Dem Jäger war schnell klar, dass eine eigenständige Nachsuche mit seinem ausgebildeten Deutsch Drahthaar auf dieses kapitale Stück bei Dunkelheit einem Selbstmordkommando gleichkommen würde. Sollte der Keiler einen schlechten Schuss haben, würde er sofort angreifen oder aus dem Wundbett aufgemüdet werden, was für eine Nachsuche deutlich von Nachteil ist. Somit war dies ein Fall für die Profis von der Schweißhundestation Schaalsee e.V. Er wählte die Nummer und konnte sofort seinen Bekannten Friedrich erreichen. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen.

 

Der Tag danach

Das Nachsuchengespann und der Jäger gingen am folgenden Morgen zum Anschuss, woraufhin der Bayerische Gebirgsschweißhund fleißig suchte. Allerdings war es schwer für ihn, und die Fährte war nicht eindeutig. Hatte der Jäger doch vorbeigeschossen? Sie suchten den Mais ab und wollten schon fast aufgeben, als der Hund plötzlich die Nase nach unten nahm und konzentriert arbeitete. Eng am Riemen zog der BGS konsequent in den Mais, und sie konnten es kaum glauben: Der Hund brachte sie nach etwa 150 Metern zu dem verendeten Keiler. Das Hauptschwein hatte den Schuss hinter dem Blatt, und trotz des performanten Magnumkalibers gab es keinen Ausschuss.

Es ist immer wieder erstaunlich, welchen Zielwiderstand starkes Schwarzwild den Geschossen entgegensetzt. In der gesamten Riemenarbeit zeigte sich keinerlei Bestätigung. Dies sollte abermals alle Jäger ermahnen, bei ungeklärten Anschüssen eine Kontrollsuche von einem bestätigten Nachsuchengespann durchführen zu lassen. Trotz der großen Kugel nahm der Keiler die gesamte Energie des Geschosses auf und brach nicht sofort zusammen.
Am Stück traute der Jäger seinen Augen nicht. Es war klar: „dies ist mein Lebenskeiler.“ Er hatte schon ein paar Keiler auf die Schwarte legen können, aber noch nie einen so starken und kapitalen Bassen mit 142 kg und über 20 cm Waffenlänge.

Der glückliche Erleger und die beiden Schweißhundeführer Teresa und Friedrich freuten sich gemeinsam mit dem Hund über das Suchenheil auf diesen Ausnahmekeiler.

Die Freude um den erlegten Keiler ist allen beteiligten ins Gesicht geschrieben.