Der fatale Unterschied zwischen Ursache und Wirkung
In der letzten Sitzung des Agrarausschusses im Bayerischen Landtag gab es wieder Kuriositäten zum Thema Wolf. CSU und Freie Wähler machen sich für ein Frühwarnsystem in Sachen Wolf stark. Dazu haben sie einen Antrag eingebracht, mit dem sie die Einführung einer Warn-App zum Schutz vor großen Beutegreifer fordert. Die Idee ist, dass eine Warnmeldung abgesetzt wird, sobald sich Raubwild einer Herde nähert und es so dem Halter ermöglicht wird, Schutzmaßnahmen einzuleiten. In Österreich und der Schweiz beispielsweise werden derartige Modelle bereits getestet.
Fraglich ist an einer solchen App jedoch, was sie bezwecken soll. Unweigerlich muss man an besorgte Tierhalter denken, die bei Nacht und Nebel aus dem Schlaf gerissen werden, um Schafen zur Hilfe zu eilen, die von einem Rudel Wölfe massakriert werden. Bei der derzeitigen Rechtslage können sie zusehen, wie ihre Tiere brutal getötet und gefressen werden, mitunter begeben sie sich bei solchen Aktionen selbst in Lebensgefahr. Zudem ist die Rede von akustischen Signalen zur Abwehr des Raubwildes, auch an deren Geeignetheit kann man erhebliche Zweifel haben. Was hier behandelt werden soll, sind einzelne Übergriffe, aber nicht das tatsächliche Problem. Es müssten also echte Maßnahmen zur Regulierung der Bestände her, anstatt auf einen Placeboeffekt zu vertrauen.
Placebo – Aktionismus um jeden Preis!
Es sollen Wolfssichtungen gemeldet werden. Aufgrund dieser werden dann entsprechende Meldungen generiert und an Nutztierhalter verschickt. Solche Informationen geben keinen genauen Aufschluss über die Position der fraglichen Grauhunde und verursachen zudem erheblich Kosten für die betroffenen Landwirte. In dieser Form ist der Nutzen der App nicht erkennbar. Wenig verwunderlich ist, dass die Grünen beim Alpen-Gipfel Europa 2022 bereits einen ähnlichen Antrag vorstellten. Dieser erinnert erneut an kreative Vorschläge wie die Ausstattung von Schafen mit GPS-Halsbändern.
Der Schwede kann gut ohne Placebo
Dass es einer App für Wolfsmeldungen bedarf und dass diese Daten für die Berechnung von Habitaten und vom Wolf geplagte Regionen liefern kann und muss, steht außer Frage. Hier machen die Skandinavier vor, wie es geht! In Schweden kann jeder Wildkamerabilder, Fährten oder Sichtungen melden, diese werden überprüft und dienen als Grundlage für Abschuss und Bejagungsstrategie. Anstatt hier mit wildesten Ideen den ländlichen Raum in den Wahnsinn treiben zu wollen, vertraut man nicht auf Placebo sondern nutzt Informationen gezielt für Management und Hege. Tiere, die sich wiederholt Siedlungen oder Weiden nähern, werden erlegt und halten keinen Tierhalter nächtelang wach. Bei einem gebrochenen Fuß verabreicht man auch keine Globuli, sondern röntgt den betroffenen Knochen und schafft Abhilfe. Die vorgeschlagene App ohne eine Legalisierung der Wolfsjagd, ist Augenwischerei.