Update: Luchs in Bayern – Spitze des Jagdverband uneins über Maßnahmen

Im Bayrische Jagdverband (BJV) gibt es Uneinigkeit der Führung über die Auswilderung von Luchsen in Bayern.

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In Bayern gibt es nach Zählungen von 2019/2020 70 selbstständige Luchse und 27 Jungtiere. Foto: Markus Wittmann / Pixabay

Kurswechsel des BJVs beim Luchs

Längste Zeit hat sich der Jagdverband gegen das Vorhaben weitere Luchse in Bayern durch Auswilderung einzuführen gestellt. Jetzt kommen vom Verbandsvize-Präsident Eberhard von Gemmingen-Hornberg ganz andere Töne. Seiner Ansicht nach gehöre der Luchs mittlerweile zur Fauna in Bayern. „Wir sind ein anerkannter Naturschutzverband. Deshalb sind wir verpflichtet, uns für den Luchs einzusetzen.“, betont Gemmingen-Hornberg.

Änderung am Managementplan notwendig

Laut dem BJV-Vize sei der Managementplan „in die Jahre gekommen“. Die geforderten Änderungen seien daher neben den Ansiedlungsprojekten auch illegale Tötungen und bessere Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem möchten Naturschützer und Jäger darüber verhandeln, ob die Jäger das Rehwild in Luchsrevieren eingeschränkter bejagen. Da der Luchs hauptsächlich Rehe jagt, soll dieser Vorschlag als Kompromiss dienen. Dabei fordern insbesondere Förster aufgrund der hohen Verbissschäden bei Jungbäumen, dass mehr Rehwild geschossen wird.

BJV-Präsident lehnt Auswilderung „kategorisch ab“

Nach neuen Angaben der Süddeutschen Zeitung stelle sich der BJV-Präsident, Ernst Weidenbusch, klar gegen eine Auswilderung des Luchses in Bayern. „Freilassungen in Regionen, in denen bisher keine Luchse leben, lehnt der BJV kategorisch ab“, sagt Weidenbusch. Damit setzt er die Position seines Vorgängers Jürgen Vocke fort. Das ist für einige Führungsmitglieder nicht verständlich. „70 bis 80 Prozent unserer Mitglieder haben nichts gegen den Luchs“, so sagt eines solcher Führungsmitglieder, welches anonym bleiben möchte, in einem Gespräch mit der SZ. „Für die einen gehört er wie für Gemmingen-Hornberg zu den heimischen Arten und damit in unsere Wälder. Den anderen ist der Luchs schlichtweg egal.“

Die eigentlichen Luchs-Gegner seien so die Jäger, die mit dem Bayrischen Wald zu tun haben. Dort sei die Situation zwischen Jäger, Tierschützern und Luchs seit Jahren festgefahren. Man erwarte jetzt im BJV eine interne Diskussion. „Das ist bisher versäumt worden“, sagt das Führungsmitglied. „Aber wir brauchen da jetzt eine klare, zukunftsweisende Position.“

Der Luchs in Bayern

In Bayern gibt es nach Zählungen von 2019/2020 70 selbstständige Luchse und 27 Jungtiere. Der Luchs galt bis zu den 70er Jahren in Bayern als ausgestorben, bis unbekannte die ersten Tiere ohne behördliche Zustimmungen aussetzten. Während die Population im Raum Deutschland, Tschechien und Österreich ausbreitete, stagnierte sie weitestgehend zum Ende der 90er. Seit 2008 hat der Freistaat Bayern nun den Managementplan für Luchse aufgestellt. Diesen müsse man folglich in naher Zukunft bearbeiten.

Verbrannte Erde

Der Luchs hinterlässt mittlerweile mancher Orts verbrannte Erde. Da sich der Luchs hauptsächlich von Rehen ernährt und sich nur langsam ausbreitet, kommt es dadurch in einigen Gebieten zu größeren Luchsvorkommen. Das Rehwild ist in diesen Gebieten teilweise kaum noch anzutreffen und die Pinselohren ziehen bereits in der Nacht in die Dörfer, um Nahrung zu finden. Dort stellen die Beutegreifer nachweislich einfacherer Beute, wie beispielsweise Hauskatzen nach. Insgesamt stellt sich die Frage, ob der Luchs, gedrungen durch den Nahrungsmangel, weiterziehen wird und wie lange der Rehwildbestand dann brauchen würde, um sich zu erholen.

Auch wenn das Argument der genetischen Verarmung der Tiere durch die langsame Ausbreitung öfter im Raum steht, ist es doch fraglich, ob eine weitere Auswilderung von in Gefangenschaft aufgezogenen Luchsen der natürliche Weg der Ansiedlung ist.