Vor Kurzem ist ein Gesetzentwurf des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) aus Brandenburg an Pressevertreter gelangt. Mit diesem Entwurf geht eine radikale Veränderung des Reviersystems einher, es drohen ungeahnte Konsequenzen für die Jagdausübung.
Austrittsrecht ab 10 Hektar Grund
Das 56 Seiten lange Dokument befasst sich mit einer groß angelegten Reformierung der Jagd in Brandenburg. Das aber wohl herausstechendste sind die Änderungen beim Reviersystem und den Jagdgenossenschaften. Demnach soll das Kriterium für einen Ausstieg eines Grundbesitzers und für die selbstständige Bejagung seiner Fläche, von bislang 75 Hektar auf 10 Hektar reduziert werden. Das Land muss dabei kein zusammenhängendes Teilstück sein, sondern es kann sich auch um mehrere kleine Stücke handeln. Eine zeitliche Vorgaben bei der Verpachtung von Jagdbezirken soll ebenso nicht mehr existieren.
Gesetzentwurf schafft Abschussplan ab
Dieser radikale Ansatz setzt sich noch weiter beim Wildtiermanagement fort. Abschusspläne werden ins Visier genommen, denn sie sollen allenfalls nur noch als Vorgabe der Jagdbehörden existieren, um höhere Abschüsse zu erzwingen. Fütterungen und Kirrung seien demnach auch verboten. Genauso wie Jagd am Naturbau oder Totschlagfallen.
Gemäß dieser Zersplitterung sollen individuelle Jäger mehr Verantwortungen übernehmen wie die Verpflichtung verendetes Schalenwild anzunehmen und zu entsorgen. Und während dem Einzelnen mehr zugesprochen wird, so scheint der Entwurf dem MLUK ebenso mehr Macht zuzusprechen, um in allen wichtigen Bereichen Verordnungen und Regelungen aufzustellen.
Landesjagdverband droht mit Klage
Der Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg, Dr. Dirk-Henner Wellershoff, ist von dem Entwurf nicht begeistert. In einer Pressemitteilung lässt er verlauten: „Der veröffentlichte Entwurf ist einer obersten Landesbehörde in keiner Art und Weise würdig“. Nach Angaben des LJV ist es außerdem auffällig, dass das Forum Natur, ein Interessenverband der aus über 200.000 Mitglieder besteht und mehr als eine Millionen Hektar Fläche bewirtschaftet, bereits einen Vorschlag für einen Gesetzentwurf vorgestellt habe. Aber: „Das Papier der Landnutzer wurde komplett ignoriert.“
Für den LJV ist der noch nicht abgeschlossene Entwurf bereits ein großer Affront und ein „Feldzug gegen das Schalenwild“, „untermauert mit unhaltbaren und fachlichen Falschaussagen“. Sollte der Entwurf, wie er bis jetzt besteht, dem MLUK präsentiert werden, droht Dr. Wellershoff mit juristischen Mitteln vorzugehen. Sollte das jedoch nicht reichen, so ist ein „Streik der Jägerschaft sowie aller Landnutzerverbände“ bereits angekündigt.