Nach einer dpa-Meldung von letzter Woche trägt der Landesjagdverband BW die Entscheidung von Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) mit. Bonde sagte gegenüber den Medien zur verpflichtenden Einführung bleifreier Büchsenmunition im Staatswald: Damit will der Staatsforst, der dem Gemeinwohl in besonderem Maße verpflichtet ist, Vorbild sein und die Verbraucherinnen und Verbraucher vor Belastungen durch Blei schützen. Alle Förster, Begehungsscheininhaber und sonstigen Gäste dürfen dann nur noch mit neuen Geschosstypen Wild erlegen. Noch nicht geklärt ist die Vorgabe für die Bewegungsjagden im Staatswald, an denen viele Jäger aus privaten Revieren teilnehmen. Der vor kurzem aus seinem Amt ausgeschiedene Landesjägermeister Dr. Dieter Deuschle und sein Nachfolger Jürgen Friedmann befürworten die Entscheidung und empfehlen den LJV-Mitgliedern ebenfalls, auf bleifreie Munition umzusteigen.
Flächendeckend ab 2016
Ab dem Jagdjahr 2016 soll dann jeder Jäger an Rhein und Donau mit bleifreier Büchsenmunition jagen. Da die ursprüngliche Pressemitteilung mit ihrer Formulierung etwas unklar war, fragte der JÄGER beim Landesjagdverband nach. Dr. Erhard Jauch, Hauptgeschäftsführer des LJV BW stellte fest: Bei den weiteren genannten Flächen bis April 2016 sind dann alle Jagdflächen in Baden-Württemberg gemeint, das heisst auch alle gemeinschaftlichen Jagd- und Eigenjagdbezirke.
Bleifreies Wildpret als Ziel
Die Vorgabe zur bleifreien Munition dient laut Minister Bonde vor allem dem Verbraucherschutz. Zwar bestünde für Normalverbraucher durch die Aufnahme von durchschnittlich 500 Gramm Wildpret im Jahr kein erhöhtes Gesundheitsrisiko, bei Kindern, Schwangeren und Vielverzehrern sei das jedoch möglich. Daher solle diese Gefahr durch Geschosse aus alternativen Metallen ausgeschlossen werden. Bonde und der neue Landesjägermeister Friedmann fordern von der Munitionsindustrie, möglichst schnell eine geeignete Palette von bleifreier Kugelmunition anzubieten, die auch den Sicherheitsstandards und den Tierschutzkriterien genügt.
TP / dpa
Die neue Vorgabe des Verbraucherministeriums in Stuttgart kommt nicht allzu überraschend. Seit Antritt der Grün-Roten Regierung in Stuttgart war klar, dass es jagdliche Neuerungen geben werde am neuen Landesjagdgesetz wird offen und auch in Hinterzimmern gearbeitet und gefeilt. Den Forstämtern in Baden-Württemberg war es seit längerer Zeit von der Verwaltung freigestellt, ob sie auf ihren Flächen die Verwendung bleifreier Munition auf dem kleinen Dienstweg vorschreiben. Zahlreiche Ämter hatten dies schon getan, von daher dürfte sich die Aufregung über die neue Vorgabe aus Stuttgart bei den Jägern im Staatswald in Grenzen halten. Ein Paukenschlag jedoch ist die Verpflichtung, dass auch alle anderen Jäger im Ländle zwei Jahre später nachziehen müssen. Minister Bonde zieht mit dieser Vorgabe einigen anderen Amtskollegen nach, die für ihre Länder an ähnlichen Verordnungen arbeiten. Beispielsweise will Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus die bleifreie Jagd flächendeckend schon ab dem nächsten Jagdjahr einführen, als Begründung wird neben dem Schutz des Menschen der Schutz der Seeadlerpopulation an der Küste genannt. Auch der Staatsforst in Rheinland-Pfalz lässt schon ab diesem Jagdjahr nur noch neue Munitionssorten auf seinem Boden zu. Mit der verzögerten Einführung für alle Jäger in Baden-Württemberg haben die beiden Jägermeister Deuschle und Friedmann einen Rückzugssieg errungen und den Jägern im Land etwas Zeit verschafft, sich mit den Neuerungen anzufreunden und ihre Waffen auf die neue Munition einzuschießen. Das ist vernünftig, denn so wie bei der herkömmlichen Jagdmunition auch schießt nicht jede Büchse gleich gut mit einer neuen Laborierung. Problematisch aber ist die noch nicht ausreichende Versorgung aller Regionen mit Schießplätzen, auf denen bleifreie Munition zugelassen ist. So gibt die zweijährige Übergangsfrist auch den Schießstandbetreibern noch etwas Zeit, sich um die Zulassung anderer Geschosstypen auf ihren Bahnen zu kümmern. Trotz aller Kritik aus den Reihen der Jäger an Reformen von rot-grünen Regierungen im jagdlichen Bereich hat Minister Bonde hier schwäbisch-realistisches Augenmaß bewiesen.
Torsten Pflittner