Blauzungenkrankheit: Sind unsere Wildtiere in Gefahr?

diana-parkhouse-dBrKSWR-z1w-unsplash

Nicht nur Schafe oder Ziegen leiden unter der Blauzungenkrankheit. Auch Rotwild und andere Schalenwildarten sind betroffen. Foto: Unsplash/Diana Parkhouse

Die Blauzungenkrankheit breitet sich weiter aus. Berichterstattungen zu betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben in ganz Deutschland häufen sich. Während fast täglich Informationen zu der Verbreitung der Krankheit bei Schafen, Ziegen und Kühen veröffentlicht werden, wird die Verbreitung der Blauzungenkrankheit bei Wildtieren kaum behandelt. Denn auch fast alle Schalenwildarten können erkranken. Die mangelhafte Informationslage wirft Fragen auf: Wie steht es um die Verbreitung der Blauzungenkrankheit unter Wildtieren, und was kann eine Infektion für Folgen haben?

 

Wie stecken sich Wildtiere mit der Blauzungenkrankheit an?

Das Virus wird nicht direkt von Tier zu Tier übertragen. Wie bei allen anderen Tieren auch, sind kleine Mücken (Gnitzen) der Gattung Culicoides für die Übertragung bei Wildtieren verantwortlich. Über bereits erkrankte Tiere nehmen die Mücken das Virus auf und übertragen es dann durch Stiche auf andere Tiere. Dadurch kann das Virus quasi im Tierbestand überwintern und dann von einer „neuen Mückengeneration“ weiter übertragen werden.
Aufgrund dieses Übertragungsweges kann man davon ausgehen, dass das derzeitige Infektionsgeschehen in landwirtschaftlichen Betrieben sich auch im Wildbestand widerspiegelt.

 

Ist die Blauzungenkrankheit tödlich für Wildtiere?

Eine Erkrankung mit der Blauzungenkrankheit kann auch für Wildtiere tödlich enden. Die Ermittlung der Sterblichkeitsrate ist allerdings sehr schwierig. Die Testungen finden sehr viel seltener statt als bei landwirtschaftlichen Nutztieren, man kann also von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Zum Vergleich können höchstens die Werte von gehaltenen Tieren herangezogen werden. Während des BTV-8 Ausbruchs 2006 bis 2008 in Deutschland verendeten 32% der erkrankten Schafe, 20% der erkrankten Rinder und 16% der erkrankten Ziegen. Die Sterblichkeitsrate dieser Tiere lässt sich allerdings nicht einfach auf Wildtiere übertragen und bietet höchstens einen groben Vergleich. Auch handelt es sich bei dem jetzigen Ausbruch um einen anderen Serotypen als damals, nämlich den „Serotyp 3“. Klar ist dennoch: Eine Ansteckung mit der Blauzungenkrankheit kann für wiederkäuende Wildtiere sehr gefährlich sein.

 

Gibt es eine Überwachung des Infektionsgeschehens bei Wildtieren in Deutschland?

Die Überwachung des Wildtierbestandes auf die Blauzungenkrankheit erfolgt auf Landesebene. In Niedersachsen, wo das Virus sowohl bei Wildtieren als auch im landwirtschaftlichen Bereich vorherrscht, läuft das Monitoring beispielsweise seit 2009 unter Einbeziehung der 24 niedersächsischen Landesforst Forstämter, der Bundesforstbetriebe Niedersachsen und Lüneburger Heide, der Klosterforsten sowie des Nationalparks Harz. Die Testungen basieren auf Blutproben, wodurch die Durchführung in ihrer Anzahl gehemmt ist. In Niedersachsen werden jährlich laut der Tierseucheninfo etwa 400 Proben genommen, die auf Antikörper und Virus getestet werden.