Bären in den Alpen sorgen momentan für viele Schlagzeilen. Der Tod eines Joggers in Italien ist sicherlich die traurigste Schlagzeile. Aber auch in den bayerischen Alpen ist wieder ein Bär unterwegs und beunruhigt die Einheimischen.
Tod am Alpenpass
Am 05.April.2023 kehrte in der norditalienischen Alpenregion Trentino der 26-jährige Jogger Andrea Papi von einer Laufrunde nicht zurück. Der tote Läufer wurde nach längerer Suche nachts um 3 Uhr durch Suchhunde gefunden. Wie eine Untersuchung seiner Verletzungen ergab, war Papi von einem Bären getötet worden. Die genetische Untersuchung identifizierte eine alte Bekannte: Bärin JJ4, genannt Gaia.
Die Bärin hatte bereits im Jahr 2020 zwei Personen angegriffen. Damals wurde eine Entnahme des Raubtiers angestrebt. Wie so oft wurde auch diese Entnahmegenehmigung auf Antrag von Tierschutzverbänden vor Gericht geprüft. Das Resultat: die Bärin durfte weiterleben.
Fang statt Abschuss
Nach dem aktuellen Angriff wurde ebenfalls wieder eine Abschussgenehmigung für das Tier ausgestellt. Auch diesmal wurde vor Gericht darüber gestritten. Auch dieses mal wurde die Entnahmegenehmigung blockiert. Das Tier durfte vorerst nur eingefangen werden. Da die 17-jährige Braunbärin zunehmend aggressives Verhalten zeigte, war dabei höchste Vorsicht geboten. Sie zerstörte für die Überwachung ihres Streifgebietes gedachte Wildkameras. Mittels einer großen Rohrfalle konnten Förster die Bärin einfangen. Ursprünglich war eine Euthanasie der Bärin vorgesehen, jedoch konnte dies durch einen Bärenschutzverein vorerst verhindert werden. Die Bärin führte drei ungefähr zweijährige Jungtiere von ca. 40 Kilo. Bei der Aktion gerieten auch zwei ihrer Jungtiere mit in die Falle. Die Jungen wurden freigelassen, da Jungbären mit dieser Größe als selbstständig gelten. Die Bärin wurde in eine Tierpflegestation gebracht. Dort ist bereits der Problembär M49 untergebracht. Die Förster versuchen nun zwei weitere auffällige Bären einzufangen und die Tiere dann umzusiedeln.
Bärige Verwandtschaft
Interessant ist, dass die Bärin direkt mit dem in Deutschland bekannten „Problembären“ (Zitat Edmund Stoiber) Bruno verwandt ist. Nach 171 Jahren war der offiziell JJ1 benannte Bär, der erste wilde Braunbär auf deutschem Boden gewesen. Er hatte im Jahr 2006 den Weg in die bayerischen Alpen gefunden. Doch so leise wie er gekommen war, verhielt er sich nicht. Hühner und Honig aus Bienenstöcken waren seine Nahrung. Nach den Übergriffen auf Nutztiere wurde der Bär am 26.Juni.2006 unterhalb der Rotwand erlegt. Der Bruno steht heute präpariert im Museum Natur und Mensch in München.
Problembär in Bayern
Aktuell streift wieder ein Bär durch bayerische Gefilde. Im Grenzgebiet zu Tirol wurden mehrfach Schafe angegriffen und getötet. Auch werden an vielen Stellen der Kreise Rosenheim und Miesbach Brantenabdrücke gefunden. Die Abdrücken nach vermutet man, dass der neu eingewanderte Bär doppelt so groß wie Bruno sein könnte. Aktuell stehen auch Vermutungen im Raum, dass ein Wolf an einigen der Risse beteiligt sein könnte. Aufgrund der durch Ministerpräsident Söder deutlich geäußerten Ablehnung des Wolfes im Alpenraum, dürfte wohl auch für Braunbären kein Platz sein.
Bären in den Alpen – woher kommen Sie?
Die immer mal wieder in Deutschland auftauchenden Bären stammen maßgeblich aus den norditalienischen Alpen. Aber auch in der Schweiz gibt es noch ein Bärenvorkommen.
Ursprünglich war die Bärenpopulation in der italienischen Region Trentino fast erloschen. Nur noch vier Exemplare waren Ende der 90er übrig. Allein schon aufgrund der engen Genetik ein Aussterben auf Raten.Doch im Jahr 1999 kam Verstärkung durch das EU-Projekts „Life Ursus“. Im Naturpark Adamello-Brenta wurden 10 slowenische Bären ausgesetzt. Drei Jungbären und sieben junge Bärinnen wurden damals ausgewildert. Die Lokalregierung gab damals als Ziel einen Gesamtbestand von 50 Tieren an. Vom Naturpark aus sollte eine konstante Abwanderung der Bären in andere Gebiete die Population vergrößern.
Neben dem Schweizer Vorkommen sind noch die zentralitalienischen Apennien sowie die Bärenvorkommen in Slowenien, Kroatien und Serbien als relevante Bärenvorkommen in der Region zu nennen.
Bäriger Erfolg
Die regionale italienische Population ist inzwischen auf über 100 Tiere angewachsen. Die Zielstellung wurde damit weit übertroffen. Mehr Bären auf kleinerem Raum bedeuten auch mehr Probleme. Es kommt zunehmend zu Spannungen zwischen Meister Petz und den Menschen. Übergriffe auf Nutztiere mehren sich. Auch die Begegnungen mit den sich eigentlich hauptsächlich vegetarisch ernährenden, braunen Muskelbergen werden mehr. Der unglückliche Tod des Joggers ist nun vorerst ein trauriger Höhepunkt. Die Familie des Toten denkt darüber nach, die Regionalregierung zu verklagen. Die Lokalpolitiker hatten das Life Ursus Projekt damals ohne Volksentscheid gestartet und hätten somit eine Mitschuld.