Einmal noch liegen die warmen Sachen parat, winselt der Hund aufgeregter als sonst, plätschert heißer Tee in der Thermoskanne. Einmal noch grassiert eine Krankheit zwischen Flensburg und Allgäu, gegen die nicht Bettruhe-, sondern nur viel frische Luft hilft – Jagdfieber im Endstadium.
Ist es überwunden, dann kommt, was immer kommt. Wieder werden wir uns fragen, warum wir uns in bestimmten Situationen nicht schlauer angestellt haben. Wieder darum bitten, dass uns bestimmte Chancen noch einmal gewährt werden. Sieg und Niederlage, Freud und Leid, Enttäuschung und Überraschung sind wie Magnetfelder, die unsere Passion mal anziehen und mal abstoßen.
Doch „gleich gepolt“ sind nicht alle Waidgenossen zu Ende des Jagdjahrs. Manch einer hat viel Strecke gemacht und schaut sich das vorbeiziehende Wild ganz entspannt an. Andere wieder wollen vielleicht nach einer glücklosen Saison noch einmal richtig zuschlagen. Doch sie alle sollten nicht vergessen, dass das Wild für unsere individuellen Befindlichkeiten nicht verantwortlich ist.
Viele Bachen haben nun kleine Frischlinge, die ohne ihr Muttertier verloren sind. Alttiere und Ricken haben oftmals sichtbaren Nachwuchs inne. In vielen Revieren hat sich zudem die Nahrungssituation erst kürzlich wieder so entspannt, dass dort überhaupt gejagt werden kann. Jagdherren sollten also besonders umsichtig bei Planung und Freigabe vorgehen.
Und wir Jäger? Noch einmal alle Sinne bündeln, besonnen ansprechen und im richtigen Falle auch beherzt schießen – so lautet die Parole kurz vor der wohl verdienten Schonzeit. Waidmannsheil!