Ran an den Maibock
Endlich geht es wieder los! Endlich wieder auf den Maibock jagen und diesen bei der Bockparade des JÄGERs einsenden! Die Vorfreude der letzten Tage ist kaum auszuhalten und mündet in dem Erwachen vor dem um 3:30 Uhr gestellten Wecker. Während ich die Kaffeemaschine anstelle, frage ich mich, ob die Böcke sich auch so sehr freuen mich zu sehen, wie ich sie. Schnell sind die bereit gestellten Sachen im Auto verladen und die Waffe im Futteral verschwunden. Es ist recht kühl, doch die Sitzheizung bringt wohlige Wärme zurück – zumindest für den Moment.
Im Revier schreckt das Reh
Im Revier am üblichen Parkplatz angekommen steht schon das Auto des Mitjägers dort. Sollte ich der Letzte im Revier sein? Als ich aussteige, schreckt ein Reh und ich weiß, ohne in die WhatsApp Gruppe zu schauen, welcher Sitz vom Mitjäger für den passenden Maibock erwählt wurde. Ich mache mich in die entgegengesetzte Richtung auf, damit wir uns gegenseitig nicht gefährden können. Der nun von mir angepeilte Sitz passt eh viel besser für die Windrichtung, so meine ich.
Ich sitze, wo bleibt der Maibock nun?
Die Arbeit vor dem Aufgang der Bockjagd im Mai sollte sich bezahlt machen, denn ich komme lautlos auf die Kanzel. Anders als die vorhergesagt, spielt das Wetter tatsächlich mit. Ein Blick auf den Wetterbericht der nächsten Tage verspricht Hoffnung. Falls es heute noch nicht klappen sollte, bleibt noch genug Zeit, um den Maibock zur Strecke zu bringen. Die Stunden im heimischen Revier verstreichen, ohne das sich etwas tut. Meister Lampe, der genüsslich sein Frühstück verzehrt ist an dieser Stelle einmal ausgenommen. Plötzlich kommt Fahrt in den trägen Morgen, der so voller Erwartung begonnen hatte.
Ein Schuss hallt durch den Wald
Ein Schuss durchbricht die morgendliche Stimmung. Sofort setze ich mich aufrechter hin und ordne die Richtung ein. Kann es mein Mitjäger gewesen sein oder doch der Reviernachbar auf der anderen Seite? Der 1. Mai ist so ein Phänomen: Selbst gestandenen Jägern juckt es in den Fingern und sie können der Versuchung nicht widerstehen am Morgen in den Wald zu fahren. Ich erwarte gespannt eine WhatsApp Nachricht in unserer Reviergruppe, doch die bleibt aus. Also doch der Nachbar! Plötzlich legen die Amseln neben meinem Fenster der geschlossenen Kanzel los.
Der Maibock rückt an
Wie im Lehrbuch beginnen erst die Amseln, dann der Eichelhäher zu zetern und der Protest ist weithin zu hören. Es rumpelt am Waldboden und Äste brechen unter nicht ganz so vorsichtigen Schritten. Sauen?! Die Spannung steigt und die Waffe wandert in den Anschlag, schon am vermeintlich richtigen Fenster ausgerichtet. Jagdfieber stellt sich ein. Langsam erscheint ein Gehörn zwischen den austreibenden Sträuchern und dann vibriert es in der Jackentasche. Das Haupt verharrt in der Bewegung. Ich hoffe und frage mich zugleich, ob der Mitjäger nun doch zugeschlagen hat, als ein zweiter Schuss die Idylle durchbricht. Dies veranlasst den austretenden Bock einen Satz in Richtung Salzlecke zu machen – Alt und Abnorm, der passt!
Dankbarkeit stellt sich ein
Schnell ist der Handspanner entsichert, der Bock im Absehen und der Schuss bricht. Wie schon lange nicht mehr erlebt, wird die Anspannung vom Körper freigegeben und das Jagdfieber lässt den Körper wie Espenholz erzittern. Der Bock liegt. Nachdem ich mich etwas beruhigt habe und in der Zeit noch weitere Schüsse in der Umgebung gefallen sind, schaue ich auf das Telefon. Tatsächlich – auch mein Mitjäger hatte Waidmannsheil und konnte einen Überläufer strecken. Was ein Morgen! Zufrieden treffen wir uns mit unserer Beute vor den Autos und berichten. Das ist Jagd, so soll es sein und so darf es bleiben – Waidmannsheil!