Wir leben in einer Kulturlandschaft, wir sind ein dicht besiedeltes Land, doch wie viele von uns leben hier tatsächlich?
Deutschland hat eine Einwohnerdichte von etwa 233 Menschen pro Quadratkilometer, unsere skandinavischen Nachbarn in Schweden müssen sich einen Quadratkilometer nur mit etwa 23 anderen teilen.
Was den Wolf angeht, so hat dieser bei den skandinavischen Nachbarn auch deutlich mehr Platz, denn dort leben auf einer wesentlich größeren Fläche, als bei uns etwa 300 Tiere.
Alles was diesen günstigen Erhaltungszustand überschreitet wird erlegt.
Bei uns waren es auf erheblich kleinerer Fläche, konservativen Hochrechnungen zu Folge, 2019 bereits über 1300 Tiere, Tendenz steigend.
Beachtenswert ist, dass die Schweden mit ihrer Wolfspolitik seit Jahren eine Akzeptanz für das Raubtier schaffen, indem sie die Belange der Bevölkerung, der Landwirte und Jäger nicht einer rücksichtslosen Naturschutzpolitik opfern.
Es scheint also Möglichkeiten zu geben, mit dem Wolf umzugehen, ohne ihn mit grundrechtsgleichem Schutz auszustatten und über die körperliche Unversehrtheit der eigenen Staatsbürger zu erheben, doch wie?
Warum Wolfsjagd?
Die Wenigsten von uns werden jemals einem begegnet sein, man hört ihn kaum und auch sonst ist der Wolf ein ziemlicher Heimlichtuer.
Nun mag sich der geneigte Leser also fragen, warum es denn zu viele Wölfe sind, wenn man sie doch so selten zu Gesicht bekommt – dann können ja noch nicht genügend da sein.
Ein Argument, das nur bedingt zu überzeugen vermag.
Oder wie oft mag der Nicht-Jäger in letzter Zeit einem Fuchs begegnet sein?
Und doch gibt es sie meist in großer Zahl.
Vom Menschen genutzte Kulturlandschaften bieten den meisten Wildtieren nur eine eingeschränkte Form natürlichen Habitats, wenngleich die unterschiedlichen Arten verschiedentlich davon profitieren beziehungsweise darunter leiden.
Wo Fuchs und Rabenkrähe in großem Maße vom Anbau der Energiepflanzen, den warmen Klimaten und den Abfällen der Zivilisation profitieren, verschwinden Schnepfe, Rebhuhn und Feldhase still und leise, weil es ihnen am Habitat und an der Nahrung fehlt, hinzu kommt die stete Gefahr, von den Profiteuren der Kulturlandschaft gefressen zu werden.
Auch Arten wie das extrem sensible und scheue Rotwild werden durch Freizeitdruck, veränderte Vegetation und fehlende Rückzugsräume zunehmend seltener.
Dem gegenüber profitiert gerade der Wolf von den veränderten Bedingungen.
Tierschutz heißt nicht Wolfsanbetung
Zwar auch scheu, lernt er, dank uneingeschränktem Schutz doch schnell, welche Vorzüge so ein Leben in der Kulturlandschaft, in der Nähe menschlicher Behausungen mit sich bringt.
Muss man in den Wäldern mühsam ein Reh erjagen, gelingt es in der ein oder anderen Koppel doch wesentlich leichter eines der treudoofen Nutztiere des Menschen zu erlegen.
So wurden bereits 2019 über 3000 Nutztiere durch Wölfe verletzt oder getötet, die Zahl der Übergriffe steigt von Jahr zu Jahr kontinuierlich.
Man muss kein Raketenwissenschaftler sein, um zu begreifen, dass der Wolf sich unser Nahrungsangebot zu Nutze macht.
Wie ein Fuchs, der einmal auf den Geschmack des Hühnerstalls gekommen ist, schleicht er um die Häuser, schießt sich auf Nutztiere ein und wird zur erheblichen Gefahr für Mensch und Tier.
Hinzu kommt, dass wir als Menschen dem Tierschutz verpflichtet sind und dies nicht nur für den Wolf gilt. Unsere Aufgabe ist es daher nicht, stets frisches Lebendfutter für einen ausgesetzten Großräuber bereitzuhalten und ihm dabei zuzusehen, wie er ganze Schafsherden verstümmelt, sondern eben auch, unsere Nutztiere art-und tierschutzgerecht zu halten. Wenn der Wolf zur Gefahr für Mensch und Tier wird, muss auch seine Bestandsgröße reguliert werden, wer dies ablehnt oder bewusst negiert führt Wertigkeiten, eine Klassengesellschaft, unter den Tieren ein.
Ob wir seit jeher ein ambivalentes Verhältnis zum Wolf des Mittelalters, zu grauen Schatten und Fabelwesen, Dingen die wir nie sehen können, haben, sollte unser Verständnis von Natur und Ökologie nicht überlagern, das wäre widernatürlich.
Wie kann ein Erhaltungszustand günstig sein?
Die europäische FFH Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG), kennt einen günstigen Erhaltungszustand, der sich an folgenden Maßgaben orientiert:
Der Besiedelung aller natürlichen Lebensräume, Lebensraum und Nahrungsangebot reichen auch künftig für das langfristige Überleben der Wölfe aus, die Zahl der Tiere ist so groß, dass sie auch in Zukunft nicht aussterben.
Bezieht man dies auf die Population in Deutschland, so wird deutlich, dass die Bestände jährlich kontinuierlich steigen, die Zahl der Wölfe auf der Fläche insgesamt erheblich höher ist, als in allen anderen Staaten Europas und, dass diese Bestände aufgrund der hohen Schäden an Nutztieren mitnichten dem Lebensraum und Nahrungsangebot angepasst sind.
Die Übergriffe auf Nutztiere haben verschiedene Ursachen, zum einen gibt es deutlich mehr Wölfe, als die Kulturlandschaft vertragen kann, zum anderen stellt sich der Wolf mangels Bejagung in seiner Ernährung gezielt auf unsere Haus-und Nutztiere ein.
Die eigentlichen Beutetiere des Wolfs, das wiederkäuende Schalenwild, werden gegenwärtig nicht im selben Maße protegiert wie der Wolf und wie beispielsweise das Rotwild zunehmend qua scharfer Bejagung diversen Schutzwaldprojekten und Naturverjüngungen geopfert.
Wirtschaftlich günstig ist der gegenwärtige Bestand an Wölfen auch nicht, so kostete das Großraubtier die Länder 2019 schon mehr als 14 Millionen Euro, jährliche Tendenz steigend.
Wer den Wolf langfristig in der Landschaft beobachten möchte, tut daher sehr gut daran, die Bestände an die landeskulturellen Verhältnisse und Habitate anzupassen, nichts anderes gilt für alle anderen Wildarten in §1 des BJagdG. Die Wolfsjagd ist also zwingend notwendig.
Das Zauberwort heißt Hege.
kjt