Lieber Herr Präsident Dammann-Tamke, lieber Herr Vizepräsident Blauth, in den letzten Wochen ist viel über Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland gesprochen worden. Erdogan und Böhmermann haben den Blick der Allgemeinheit darauf geschärft, was Medien dürfen und was nicht. Ein guter Moment, um auch Ihnen ein paar offene Zeilen zu schreiben.
Im vergangenen Jahr hat der JÄGER ein Interview mit mir ins Netz gestellt, in dem es um einen Rechtsstreit in Zusammenhang mit dem Auswildern von Enten und der Jagd in Gattern ging.Sie, lieber Herr Blauth, hatten dies zuvor als „Schießsport auf lebende Tiere“ bezeichnet. Sie hatten auch die „kommerziellen Interessen“ meiner Mandantin verurteilt, die bei dieser Jagd eine Rolle spielten. Da lag es nahe, auf das Jagdgatter in Springe zu verweisen, mit dem der Jägerlehrhof Ihres Landesjagdverbandes kooperiert und in dem Generationen von niedersächsischen Jagdfunktionären selbst die Büchse geführt haben.
Ich meinte dazu: „Mehr Verlogenheit habe ich in 20 Jahren Jura nicht gehört. Und als Anwalt hört man viel.“ Sie haben sich daraufhin nicht überlegt, ob Sie mit der Vorverurteilung von Gattern einen Fehler gemacht haben. Sie haben auch nicht bei mir angerufen, um zu streiten. Sie haben auch keinen Leserbrief oder eine Stellungnahme an den JÄGER geschrieben. Sie haben eine Strafanzeige wegen Beleidigung an die Staatsanwaltschaft Hamburg geschickt. Gegen Dr. Lucas von Bothmer und gegen mich.
In Ordnung! Ich bin ein alter Zirkusgaul und verstehe mich auf die Strafanzeige als Kampfmittel. Dann sollte eine solche Attacke aber wenigstens klappen! Nun hat die Staatsanwaltschaft Hamburg das Verfahren ohne weitere Ermittlungen mangels Tatverdacht eingestellt. Peinlich, peinlich!
Doch in jedem Misserfolg liegt auch immer der Ausgangspunkt für etwas Neues, Gutes. Lassen Sie uns doch zukünftig mehr miteinander reden als übereinander. Wenn eines Ihrer Verbandsmitglieder angegriffen wird, dann sprechen Sie es doch erst einmal an, bevor Sie es verurteilen. Wir Jäger sind einfach zu wenige, um uns noch gegenseitig zu raufen. Eine offene Diskussion und eine Beachtung der Meinungsfreiheit sollten daher künftig Maßstab unserer Gesprächskultur sein. Die Jagd wird es uns danken.
Dr. Florian Asche