Wie „grün“ muss die Jagd sein? Oder anders gefragt: müssen wir der Jagdpolitik der Grünen entgegenkommen?
Die Jagdpolitik der Grünen – nur unbequem oder einfach realitätsfern? Ein junger und eine alter Jäger nehmen Stellung.
Sobald die Grünen mitregieren, stehen Änderungen der Jagdgesetze an – das Motto: die Jagd muss moderner werden. Die Grünen empfangen Wolf, Luchs und Bär mit offenen Armen und sehen in Rot-, Dam- sowie Rehwild nur Waldschädlinge. Und immer sind wir Jäger anderer Meinung. Muss Jagd „grüner“ werden?
Paul Reilmann
21 Jahre alt – 5 Jahresjagdscheine
Ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern, welches in Sachen Jagdgesetze in meinen Augen das gelobte Land darstellt. Der Bock geht bei uns am 1. Mai auf und die Jagdzeit endet am 15. Oktober. Perfekt, wie ich finde, und auch alle anderen Wildarten haben absolut praktikable und waidgerechte Jagdzeiten. Ein Lob an die Große Koalition in Schwerin, die, wie es aussieht, alles so belassen will. Muss die Jagd also „grüner“ werden?
Jagdpolitik der Grünen? Bitte nicht!
Ich sage ganz klar nein. Wenn ich sehe, was in Nordrhein-Westfalen an jagdlichen Gesetzen gegeben ist, muss man sich fragen: Wer hat sich das eigentlich ausgedacht? Ich habe nichts gegen verlängerte Jagdzeiten beim Reh-, Dam- oder Rotwild oder ähnlichem, weil ich meine, dass diese Entscheidung einzig und allein dem Pächter obliegt. Wenn das Anlegen von Wildäckern verboten ist und Kirrungen mit Koordinaten angegeben werden müssen, so denkt man kurz nach und merkt, dass es nicht darum geht, die Jagd zu revolutionieren oder zu verbessern, sondern darum, uns die Freude an unserem Handwerk zu nehmen. Das ist für mich das größte Problem an der neuen, „grünen“ Jagd. Wir sollen nur noch managen, was so viel heißt wie möglichst viel schießen. An Trophäen sollen wir keine Freunde mehr empfinden. Wildleere Reviere sollen unser erklärtes Ziel werden – und reife Stücke?
Jagdpolitik der Grünen – ein Trauerspiel
Die wird es wohl in Zukunft immer weniger geben. Was ist daran grün? Wie kann man sich bei rapide sinkenden Niederwildbesätzen ernsthaft gegen die Jagd auf Katzen aussprechen und die Fangjagd erschweren? Hier wird offensichtlich, dass „grüne“ Jagdgesetze nicht dem Schutz von Flora und Fauna verschrieben sind, sondern andere Ziele verfolgen. Ein Trauerspiel, gegen welches wir etwas unternehmen müssen. Es dauert nicht mehr lang, dann sind Rebhühner und Fasane bei uns komplett ausgestorben und nur noch Jährlingsböcke schmücken unsere Trophäenwände. Aus Sicht des Jägers kann man nur hoffen, dass sich positive Wahlergebnisse einstellen und der „grüne Boom“ sich weniger schnell auf weitere Bundesländer ausbreitet.
Friedrich-Karl von Eggeling
93 Jahre alt – 78 Jahresjagdscheine
Die Jagd ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit und ist wie alle Handwerke traditional stark gebunden und somit eher konservativ als fortschrittlich. Damit ist aber nicht gesagt, dass sie sich dem Neuen verschließt – wir würden sonst noch immer mit Pfeil und Bogen jagen. Zu hinterfragen ist, ob die Jagd zu sehr der Zeit und ihrer sich wandelnden Bedürfnisse hinterherläuft oder ob nicht gerade das Konservative ein Vorpreschen in eine ungesicherte Zukunft verhindert. Es sollen hier aber nur zwei Teilbereiche der Problematik herausgehoben werden, die uns heute stark beschäftigen.
Jagdpolitik der Grünen – bitte kritisch betrachten!
Es sind dies unsere Einstellung zur Wiederbesiedlung mit lange ausgerottetem Großraubwild und das gestörte Verhältnis von Wild und Wald im Handeln der Betroffenen. Bei der Prüfung der ersteren Problematik hat die Euphorie der Befürworter ungebremster Rückkehr des Großraubwildes etwas Bedrückendes, denn sie entfernt sich mit Riesenschritten vom Schutz der gesamten betroffenen Natur, ebenso stark wie von den Bedürfnissen und Gewohnheiten vieler Menschen und auch deren Ängste um Kind und Hund, Pferd und Schaf und nicht zuletzt auch vor der Ungewissheit der immer noch und immer wieder lauernden Tollwut.
Jagdpolitik der Grünen – sind manche Jäger noch schlimmer?
Wenn hier die Jäger zum Bremser würden, so sind sie vielleicht „grüner“ als die „Grünen“. Die Probleme um Wald und Wild sind nicht neu, sie sind nur hochgekocht und werden schier von Hass bestimmt und nicht von Vernunft. Die Vernunft gibt beiden Lebensrecht. Das bedeutet, dass die vorkommenden Hauptbaumarten schutzlos aufwachsen können, Lebensrecht für das Wild ist dann an seinem Ende angekommen, wenn beim Rotwild die Rudelstruktur durch unrichtige Bejagung zerstört wird und beim Rehwild durch ungeregelten Abschuss die von der Natur gewollte Alterstruktur nachhaltig gestört ist. Klare Ratschläge einer neutral arbeitenden Forst- und Jagdwissenschaft wären dringend vonnöten. Bis dahin sind mir die Jäger „grün“ genug!