Bauchgefühl oder Fakt?
Ob in Mecklenburg, Niedersachsen oder Bayern, wo auch immer man hin hört, die Schwarzkittel werden weniger. Jeder hat etwas gehört oder gesehen. Waren die SAUEN in den letzten Jahren noch überall unterwegs, raschelte der Weizen zur Milchreife und vielerorts auch der Raps und der Mais, so wird es in großen Teilen Deutschlands zunehmend stiller. An den Kartoffeln wird nur noch kurz die Wühlscheibe gehoben und in den Weizen zieht das Rehwild.
Das Ende der Hege? Nun ist die letzte Sau durchs Dorf getrieben
Es gibt viele Gründe, das Schwarzwild vielerorts scharf zu bejagen. Den einen lässt die Ausbreitung der ASP keine Wahl, den anderen die exzessive Wühlerei und schweinische Fraßorgien im Feld. All das ist nachvollziehbar und im Einzelfall ist eine scharfe Bejagung sicherlich oft auch zwingend erforderlich. Dass in der Staubwüste schließlich nichts mehr wühlt, bricht und grunzt hätte sich aber wohl keiner von uns träumen lassen. So schwierig eine Koexistenz mit den Schwarzkitteln dem Usedomer Rabattenbesitzer, dem Rüganer Landwirt und dem Berliner Kleingärtner auch erscheinen mag, auch die Sau gehört zum großen Ganzen! Und wie so oft stellt sich die Frage: Woran hat es gelegen? Ja, woran hat es gelegen, dass die Schwarzwildbestände so stark zurückgegangen sind?
Ein Problem, viele Ursachen
Die Sauerei hat mehrere Gründe. Zum einen ist es, aufgrund einer möglichen Ausbreitung der ASP, oberstes politisches Ziel, die Schwarzwildbestände zu reduzieren. Problem nur, das Vorgehen und die Ausmaße der Reduktion, die in manchen Teilen der bundesdeutschen Schweinepopulation bestandsgefährdende Ausmaße annimmt. Ob Onkel Karl mit dem Suhler Drilling und der feuerkräftigen 8X57IRS oder Jungjägerin Diana mit dem hochmodernen Geradezugrepetierer und dem Wahnsinnsschalldämpfer Marke Sautot leise, alle haben Vor- oder Nachsatzgeräte im Anschlag. Das alleine wäre wenig frappierend, wenn denn der Umgang mit den neuen Helferlein stets ein vernünftiger ist. Man wird sich dieser Tage wohl einmal mehr darüber bewusst werden müssen, dass der Kampf Mensch gegen Natur nun unter noch ungleicheren Voraussetzungen stattfindet.
Die Nacht wird zum Tag, die SAUEN gehen
Musste man früher auf genug Licht warten oder sich den sprichwörtlichen Hintern auf dem Sauansitz bei Schneeregen abfrieren, so lässt es sich nun komfortabel jagen – die Nacht wird zum Tag. Unter diesen Umständen ist Vorsicht geboten, das Schwein ist keine uneingeschränkt nachwachsende Ressource! Während Tofubällchen sich auf umzäunten Plantagen im brasilianischen Regenwald bis zur Erntereife züchten lassen, so scheint es, braucht Sus Scrofa hin und wieder auch Ruhe und vor allem intakte Sozialverbände. Wenn führende Nachsuchenführer berichten, dass sie kaum noch reife Keiler suchen und es insgesamt wesentlich weniger Schweine werden, so lässt dies den Schluss zu, dass der Nachschub fehlt. Wenn kaum ein Frischling den Herbst erlebt und Schweinedamen im besten Alter auf reisiggeschmückten Strecken landen, hat dies Folgen. Die Strecken sind nach dem Rekordhoch von 882.231 des Jagdjahres 2019/2020, bereits auf 687.7581 im Folgejahr eingebrochen.
Keine Sau mehr da
Erhöht sich die effektive Jagdzeit um ein Vielfaches, so ist klar, dass die Bestände schrumpfen. Hinzu kommen jedoch auch die lästigen grauen Mitesser auf vier Läufen, die sich den Nachwuchs des Borstenviehs einverleiben, wo Muffel und Damwild längst ausgerottet sind. Die ersten Streckenergebnisse brechen bereits massiv ein und auch künftig dürfte es immer weniger Schwarzwild geben.
Conclusio
Hatten wir früher umweltbedingt ein Handicap in Ermangelung günstiger Lichtverhältnisse, so müssen wir uns und unsere Jagd mit der Einführung der Technik vielleicht einfach neu erfinden. Warum also den Sauen im Wald nicht ihre Ruhe lassen? Was, wenn wir nicht jedes Stück Schwarzwild auf der Drückjagd erlegen? Wenn wir nicht jede dicke Bache erbeuten müssen, nur weil sie nicht führt. Diese Sauen sind für den Bestand und die Fortpflanzung der Borstler extrem wichtig.
Was wäre also, wenn man sich selbst Regularien setzte und sich nicht wie manch selbsternannter Sauenpriester, der sich dem Fetisch des Anpirschens in Skiunterwäsche verschrieben hat, mit Schüssen auf flüchtende Rotten in finsterster Nacht brüstet? Anmerkung: Die Kritik gilt nicht den Beinkleidern sondern den Drückjagdallüren im Dunkeln.
Waidgerecht um jeden Preis!
Sicherlich gibt es Gebiete, in denen man diese Wahl nicht hat, in denen die ASP bittere Realität ist. Wo die Jagd der Entnahme gewichen ist. Dies darf uns jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die SAUEN noch immer eine unserer faszinierendsten Wildarten sind, die mit Respekt vor der Kreatur bejagt und gehegt sein wollen! Es lohnt sich, die Freude an der Saujagd wieder zu entdecken. Geben wir uns selbst Regeln, jagen mit Herz und Verstand, können wir Wildschaden verhindern und effektiv und tierschutzgerecht jagen, ohne einen Feldzug gegen das Schwarzwild führen zu müssen. Denn ein Leben ohne SAUEN ist zwar möglich, aber sinnlos!