Der Luchs wurde in der Schweiz Anfang der Siebziger wieder angesiedelt. Nun treten verstärkt Herzprobleme auf – ein Zeichen genetischer Verarmung?
Die Großraubkatze wurde nicht nur in Deutschland vor knapp 100 Jahren ausgerottet. Auch in der Schweiz war das Raubtier lange von der Bildfläche verschwunden. Bis es Anfang der Siebziger wieder angesiedelt wurde. Dafür wurden wenige Luchse in den slowakischen Karpaten eingefangen und in der Schweiz freigelassen. Dass diese Tiere miteinander verwandt waren, wurde dabei nicht bedacht. Nun zeigen sich die Folgen.
Luchs hat Genvarianten verloren
Kristina Vogt, Wildtierbiologin bei der Stiftung Kora erläutert die Problematik: die gesamte Luchspopulation stammt von den Gründertieren ab. Dem Ganzen wurde Anfangs keine Beachtung geschenkt. Zudem haben die Tiere über die Zeit gewisse Genvarianten verloren. Bei einem Kora Projekt werden nun die gesundheitlichen Folgen erforscht. Das Vorkommen der Luchse teilt sich in zwei Populationen auf, die voneinander isoliert sind: Die Alpenpopulation und die Jurapopulation. In der Alpenpopulation treten vermehrt Herzgeräusche auf, die auf Herzprobleme hinweisen. In der Jurapopulation kamen Luchse ohne Ohren vor. Nun soll überprüft werden, ob diese mit der Genetik zusammenhängen.
Auswirkungen auf Auswilderungsprojekt
Fraglich ist nun, ob die genetische Verarmung Auswirkungen auf das das Auswilderungsprojekt im Erzgebirge hat. Das Projekt wurde erst vor Kurzem genehmigt und soll im Frühjahr 2024 starten. Dabei sollen 20 Luchse ausgewildert werden – darunter auch Wildfängen aus der Schweiz. Es sind aber auch Tiere aus Zuchtprogrammen, sowie mutterlos aufgefundene Waisenluchse dafür vorgesehen. Inwiefern die Herzprobleme mit der genetischen Verarmung zusammenhängt und welche Auswirkungen das auf dir zukünftigen Luchspopulationen im Erzgebirge hat, bleibt nun abzuwarten.
Internationale Zusammenarbeit ist wichtig
Um die Bestände des Luchses dauerhaft zu sichern und gesund zu halten, sind internationale Absprachen wichtig. Der genetische Austausch unter den Populationen muss gewährleistet sein. Dafür müssen beispielsweise Grünbrücken über Wanderhindernisse wie Autobahnen geschaffen werde. Denn es zeigt sich mittlerweile deutlich, was passieren kann, wenn Bestände voneinander isoliert werden: die genetische Armut beim Rotwild ist dafür ein erschreckendes Beispiel.