Deutschlands Wölfe werden immer dreister. Nun hat sich ein der Wolfsrüde GW 717m im Landkreis Nienburg an einem Islandpferd vergangen.
Der JÄGER hat mit dem Pferdehalter gesprochen.
AKTUALISIERT: In einem Eilverfahren hat das Oberverwaltungsgericht Oldenburg GW 717m zum Abschuss freigegeben.
Wolfsrüde GW 717m auf Großtierrisse spezialisiert
Die einen nennen ihn liebevoll Roddy, für andere heißt er ganz pragmatisch GW 717m, und wenn man die Betroffenen fragt, können sie sich ein „Mistvieh“ grade eben noch verkneifen. Der Wolfsrüde, der schon zum Abschuss freigegeben wurde, musst nach einem Eilantrag des „Freundeskreis freilebender Wölfe“ vorerst begnadigt werden.
Allein in diesem Jahr können dem Rudel, bzw. seinem Leitrüden, mindestens fünf Großtierrisse zugeordnet werden. Darunter zwei getötete Ponys, zwei weitere wurden verletzt. Am 5. Februar fiel ihnen ein Islandpony zum Opfer.
Nachdem die Weide am vorherigen Nachmittag noch kontrolliert worden war, fand der durch den Besitzer bestellte Betreuer am nächsten Morgen nur noch den weitgehend aufgefressenen Kadaver des rund 200-Kilogramm schweren Fohlens, das im vergangenen Jahr geboren wurde.
Wenn der Wolf will hilft kein Zaun
Im Interview mit Ihrem JÄGER sagte er: „Es war im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. Eigentlich haben wir die ganze Zeit damit gerechnet.”
Eingezäunt seien die Pferde über Nacht in einem Paddock gewesen, welches mit Stromlitzen geschützt gewesen sei. „Wolfssichere Zäune gibt es nicht”, sagte uns dazu der Pferdebetreuer. „Wenn die Wölfe an Beute wollen, hält sie kein Zaun davon ab”, ergänzt er.
Auch der Jagdpächter, der das Revier betreut, bestätigt dies. Ganz in der Nähe der Weide habe er bereits gerissenes Rehwild gefunden und mehrfach Wölfe auf seiner Wildkamera gehabt. Eine seiner Bildserie zeigt Wölfe beim Anwechseln und einige Stunden später mit sichtlich gerundeten Leibern auf dem Rückweg.
Dass dem Rudel, das sich erst im letzten Jahr angesiedelt haben soll, nicht nur kleine Nutztiere wie Schafe, sondern immer wieder auch Rinder und Pferde zum Opfer fallen, sorgte zuletzt für so viel Beunruhigung in Bevölkerung und Politik, dass Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies zunächst den Leitrüden des Rudels zum Abschuss frei gab.
Wolfsberater entlassen
Wölfe machen sich in dem Gebiet allerdings schon seit über zehn Jahren bemerkbar. Mal sind sie im Schnee gefährtet worden, dann wieder fanden sich Risse im Revier. Trotzdem sei man vom Tod des Ponys geschockt gewesen, berichten Jäger und Pferdehalter einstimmig.
Ein DNA-Test hat mittlerweile den Wolf zweifelsfrei als Täter identifiziert. Zur Sicherheit habe man aber durch einen Tierarzt noch eine weitere DNA-Probe nehmen lassen – nur für den Fall, dass das Ergebnis nicht eindeutig ausgefallen wäre.
„Wir haben die Jungpferde jetzt hereingeholt. Aber wo sollen wir denn mit den anderen hin? Uns bleibt nichts anderes übrig, als noch mehr Zäune zu ziehen. Bis die Landschaft auch für andere Wildtiere völlig unpassierbar geworden ist”, beklagt sich der Betreuer.
Wölfe radieren Reh – und Damwild aus dem Revier
Damwild gebe es aber ohnehin seit anderthalb Jahren kaum noch in der Region, bestätigt uns der Revierpächter. Und das Rehwild habe sich um mindestens 20 Prozent reduziert, seit sich die Wölfe regelmäßig im Revier aufhalten. Mehrfach seien schon Anwohner und Tierhalter auf den Jäger zugekommen und hätten ihn gebeten, endlich etwas zu unternehmen, den Wolf zu erlegen.
Ein Eilantrag von Wolfsschützern sollte den Rüden vor seinem Tod bewahren. Nun hat das Oberverwaltungsgericht Oldenburg den Eilantrag abgelehnt und damit Olaf Lies den Weg geebnet. Der Wolf wird für den Tod von 40 Herdetieren verantwortlich gemacht und ist ab sofort zum Abschuss freigeben. Wie genau die Wolfsjagd ablaufen soll, ist noch unklar. Wahrscheinlich wird GW 717m das gleiche Schicksal wie „Kurti“ ereilen. Der Wolf aus Munster wurde von einem Scharfschützen der Polizei gestreckt und danach für das Landesmuseum Hannover präpariert.
Wie die Neustädter Zeitung berichtete, begegneten nur wenige Tage später zwei Spaziergängerinnen mit Pferd dem Rudel im benachbarten Dudensen erneut. Die Wölfe hielten sich kaum zehn Meter entfernt auf und ließen sich nicht vertreiben. Sie machten sich erst von Dannen, als die Frauen ein Auto anhielten.