Das Angebot an Fallen ist riesig. Einige fangen schlecht, andere sind verboten. Welche Fallen heute noch eingesetzt werden können, mit denen erfolgreich Raubwild gefangen werden kann, erläutert Revierjagdmeister Roman v. Fürstenberg.
Die Raubwildbejagung rückt leider durch die steigenden Schwarzwildbestände stark in den Hintergrund. Echte Niederwildreviere, die auf einer intensiven Raubwildbejagung aufbauen, sind rar und verschwinden zusehends. Dass auch die Raubwildbejagung im Hoch- oder Rehwildrevier sinnvoll ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass bis zu 21 Prozent eines Kitzjahrgangs dem Fuchs zum Opfer fallen. Außerdem ist eine geringere Besatzdichte des Raubwilds der Vermeidung von Krankheiten und dem Schutz seltener Beutearten förderlich. Der eine Zufallsfuchs, der auf dem Ansitz erlegt wird, hat hier keinen Einfluss. Den gezielten Raubwildansitz scheint es kaum noch zu geben.
EFFEKTIVSTE METHODE
Unzweifelhaft ist die Fangjagd die effektivste Methode der Raubwildbejagung. Die Falle steht während der Fangzeit, in der Regel über mehrere Monate, fangbereit im Revier. 24 Stunden jeden Tag. Diese störungsfreie und höchst effektive Anwesenheit im Revier vermag kein Jäger auch nur annähernd zu leisten. Darum ist die Fangjagd der uneingeschränkte Stützpfeiler der Niederwildhege. Erst wenn sie voll ausgeschöpft wird, kann sich ein Fasanen- oder Hasenbesatz artgemäß entwickeln, und auch erst dann ist die Biotopverbesserung wirklich sinnvoll – gemäß dem Motto „Erst kommt Überleben, dann schöner Wohnen“.
GRUNDLEGENDES
Bei der Fangjagd sind stets die Landesgesetze mit den entsprechenden Verordnungen zu beachten. So ist das Raubwild entweder unverzüglich tötend oder unversehrt lebend zu fangen. Totschlagfallen waren viele Jahre das Mittel der Wahl, sie fingen schließlich uneingeschränkt erfolgreich. Auch heute noch lassen sich Abzugeisen erfolgreich nutzen. Hierzu müssen sie jedoch in einem Bunker eingesetzt werden. Die Fangjagd mit dem Abzugeisen neu zu beginnen, ist jedoch sicher nicht mehr zeitgemäß. Lebendfallen sind, richtiger Einbau am richtigen Ort vorausgesetzt, insgesamt überlegen und stellen keine Gefahr für Mensch und Haustier dar. Die Lebendfallen sind morgens und abends zu kontrollieren. Da die Kontrolle aber mit einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand einhergeht, empfiehlt es sich, Fangmelder einzusetzen. Mit ihnen entfallen die enormen Kosten der täglichen Kontrolle durch das Anfahren jedes Fallenstandorts.
DIE GÄNGIGSTEN FALLENARTEN
Zu den gängigsten Fallenarten zählen neben den Lebendfallen Kastenfalle, Kofferfalle sowie Betonrohrfalle die Totschlagfalle Ei-Abzugeisen. Einige Totschlag- und Lebendfallen sind zwar AIHTS geprüft, aber in Deutschland nicht zugelassen; des- halb finden diese – ganz gleich wie gut und wirkungsvoll – hier keine Erwähnung.
Ei-Abzugeisen
In einigen Bundesländern sind Totschlagfallen noch erlaubt, speziell der Einsatz des 38 Zentimeter großen Ei-Abzugeisen kann hier sinnvoll sein.
Köder
Ei. Quer zur Achse mit etwas Spiel auf dem Köderteller aufgebunden, ist es das Mittel der Wahl.
Besonderheit
Der Fang muss über den losen Bügel erfolgen. Dies bedeutet, dass der Bügel ohne Sicherungsmechanik jener sein muss, über den das Raubwild an das Köderei gelangen kann.
Standort
Feldgehölze, Gebäude, Problemorte mit Mardern.
Technik
Dass Totschlagfallen so auf- gestellt werden, dass ein Zugriff absolut ausgeschlossen ist, steht außer Frage. Der optimale Einbau geschieht in einem abschließbaren Fangbunker, der den Zugriff von außen zur Falle für Menschen und Nicht-Zielarten gänzlich ausschließt. Dies kann über einen auf acht Zentimeter verkleinerten Eingang in Kombination mit verwinkeltem Ein- gang oder eine entsprechend lange Strecke bis zur Auslösung erreicht werden. Optimal ist die winkelige Aufstellung, so dass der lose Bügel schongeschlossen ist und auf dem Boden aufliegt, der feste Bügel im 90 Grad Winkel hierzu an der Wand steht. Das Eisen wird in trockene Fichtennadelspreu eingebaut, so dass der untere Bügel nicht sichtbar ist. Das Ei liegt dann vor dem Köderteller, und das Eisen fängt mit unverzüglich tötendem Genickschlag.
Wildarten
Stein- und Baummarder.
Kastenfalle
Kastenfallen in ihren verschiedenen Bauarten müssen in einigen Bundesländern Mindestmaße des Fangraums erfüllen. Günstige Modelle halten oft nicht lange und weisen meist Schwachstellen wie Lichteinfall auf.
Köder
Kann mit Trittbrettauslösung ohne Beköderung arbeiten, andernfalls wird mit Ei, Trockenobst oder Marzipangebäck, Waschbären mit Nusscreme oder Marshmallows, geködert.
Standort
Idealerweise in der Mitte von Brücken, welche größere Gräben überspannen. Derartige Brücken stellen quasi einen Zwangspass dar, wodurch eine Beköderung der Kastenfalle überflüssig wird. Ansonsten wird ein Zwangspass vor und hinter der Falle angelegt.
Technik
Die Kastenfalle löst durch eine einfache Mechanik beiderseitige Fallklappen aus. Zuvor hat das Wild die freie Durchsicht auf die andere Seite der Falle, was die Skepsis minimiert.
Wildarten
Alle Raubwildarten.
Kofferfalle
Vielerorts kommen Kofferfallen wieder in Mode. Nicht in allen Bundesländern erlaubt, stellt sie jedoch eine kostengünstige, leicht selbst zu bauende Lebendfalle dar.
Köder
Von Ei über das Raubwild- Lockmittel Wildmagnet oder einer Mischung aus Ei, Rosinen und Sardinen bis hin zu Backobst reicht die Pallette geeigneter Köder.
Besonderheit
Damit die Kofferfalle nicht wie eine Knüppelfalle fängt und das Wild, das sie auslöst, auf diese Art ungewollt tötet, muss die Falle ausreichend groß dimensioniert sein (2 x 1 m) und der Auslöser sich am hinteren, inneren Ende befinden.
Standort
Kofferfallen eignen sich insbesondere für Feldgehölze, sie fangen über den Köder und über die Neugier des Raubwilds.
Technik
Durch die Auslösung des Trittbretts oder des Köderabzugs im hinteren Teil der Falle löst die Mechanik das Herunterfallen des Deckels aus. Somit ist das Stück Wild im Fangraum gefangen. Um Lichteinfall auszuschließen, wird dieser oben mit einer Teichfolie abgedeckt.
Wildarten
Im Wesentlichen kleineres Raubwild wie Marder und Iltis, gelegentlich Marderhund, Fuchs und Dachs.
Wipprohrfalle
Nicht ganz preiswert, aber die Falle mit den höchsten Erfolgschancen und der fraglos längsten Standdauer und Haltbarkeit.
Köder
Je nach Vorliebe und Zielraubwildart Luder, Hundefutter, Backobst oder Ei.
Beste Erfahrung
Ohne Köder mit sauber ausgearbeiteten Fangsteigen ohne direkte Zwangspässe, in Kombination mit dem Raubwild-Lockmittel Wildmagnet unschlagbar.
Standort
An Orten, an denen verschiedene Strukturen und Landschaftselemente, die als Leitlinien für Raubwild dienen, aufeinandertreffen: Hecken, Knicks, als Zaundurchlass, an Gewässern, an Gräben oder in Feldholzinseln. Bei richtigem Einbau im Grunde überall!
Technik
Durch ein wippend gelagertes Mittelrohr werden durch eine leichtgängige Mechanik die Fallklappen ausgelöst, welche ihrerseits durch das Eigengewicht herunterfallen. Großer Vorteil der Betonrohrfallen – und im Speziellen der Wippbetonrohrfallen – ist der enorme Fangerfolg, die Stabilität, die geringe Manipulierbarkeit, die nahezu unsichtbare Integration in die Landschaft und der dem Raubwild bekannte Baustoff Beton, den es von Durchlässen und kleinen Kanälen ohnehin kennt. Durch die Haltbarkeit, Funktionssicherheit und den unversehrten, absolut zweifelsfrei tierschutzgerechten Fang eine mit Weitsicht einsetzbare und stets vertretbare Falle in jeder Region. Wichtig: Auch Haustiere und Wildarten ohne eine Jagdzeit können stressfrei wieder entlassen werden. Der Fangraum ist bei den gut fangenden 30er Betonrohren ausreichend groß, so dass auch ein Dachs sich darin drehen kann. Von den Betonrohrfallen fängt die mit Wipprohr gegenüber der mit Stolperdraht oder Köderabzug mit Abstand am besten.
Wildarten
Vom Großen Wiesel bis hin zum Dachs sämtliche Raubwildarten.
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