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JÄGER Ausgabe Januar 2019 Welcher Jäger-Typ sind Sie?

Kaum ein Thema entlarvt die Verlogenheit einer übersättigten, urbanisierten Gesellschaft besser als ihr Umgang mit ihren Bauern. Wo vor 20 Jahren wenigstens noch ein paar wenige Städter wussten, woher Mehl und Mettigel kamen, da kombinieren diese nun eine naturfremde Anspruchshaltung mit diskursiver Verweigerungshaltung.

Es ermüdet, aufzuzählen, was Landwirte alles für die Gesellschaft leisten. Und ehrlich gesagt, ist auch in einer freien Welt niemand gezwungen, morgens um vier Uhr aufzustehen, um Kühe zu füttern, deren Milch er anschließend fast verschenken muss. Der Job des Landwirts ist längst von drei Dingen geprägt: Durchhalteparolen, Idealismus und Selbstausbeutung. Der Staat – also wir alle – haben die Rahmenbedingungen dafür gesetzt. Unsere schnäppchengeile Gesellschaft kauft die günstigen und qualitativ guten Erzeugnisse der Bauern nach wie vor sehr gerne. „Unsere“ EU hat in Jahrzehnten genau das erschaffen, was sie eigentlich hatte verhindern wollen mit ihrer Subventionspolitik: ein Höfesterben, in deren Folge sich europaweit eine tiefe Entfremdung zwischen Stadt- und Landbevölkerung beobachten lässt. Viele Menschen auf dem Land fühlen sich alleingelassen von der Politik. Nicht nur die Bauern.

Auch wir Jäger kämpfen heute mit brach liegenden Niederwildbesätzen und Maiswüsten. Sie resultieren aus einem intensiven Ackerbau, der lange vor allem auf den Ertrag schielte. Aber haben daran wirklich „die Bauern“ Schuld?

Die „Schuldfixierung“ mag Politikern und Journalisten in einer Welt verkürzter Aufmerksamkeitsspannen helfen, ihr Klientel zu mobilisieren. Der Lösung so hochkomplexer Probleme wie Ernährung bei gleichzeitigem Naturschutz aber ist sie überhaupt nicht zuträglich.

Denn wenn wir einen Schuldigen dafür suchen, dass nicht einmal zehn Prozent der Deutschen zu den angeblich so gefragten Bioprodukten im Supermarkt greifen; wenn wir einen Schuldigen dafür suchen, dass „Massentierhaltung“ in Deutschland längst zum einzigen Ausweg für viele Landwirte geworden ist; wenn wir einen Schuldigen dafür suchen, dass die reichsten Menschen in unserem Land die ALDI-Erben sind, warum fangen wir nicht mal bei uns, unserem Konsumverhalten und unserer Politik an?

Statt noch mehr bürokratischer Ausgleichszahlungen aus Brüssel oder nutzloser Tierwohl-Labels sollten wir unseren Landwirten endlich ermöglichen, mit Biodiversität Geld zu verdienen. Sie muss ein eigener Betriebszweig werden. Die Landwirte brauchen ein vitales Interesse daran, erhebliche Teile ihrer Flächen in Magerrasen oder Schmetterlingshabitate umzuwandeln. Die Gesellschaft muss dafür bezahlen. Das tut sie ja sowieso. Umweltschutz kostet Geld. Im Moment wird dieses nur mühsam über Brüssel umgeleitet und verrinnt im Delta qualvoller Anträge und langwieriger Genehmigungsverfahren. Die Zeit dafür haben allenfalls Verwaltungsbeamte; aber weder Bauern noch Wildbienen, Fasan oder Rebhuhn.

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